Saarbruecker Zeitung

Neuer Streit um Container für Flüchtling­e

Die Diskussion um neue Wohncontai­ner für Geflüchtet­e ließ im Friedrichs­thaler Stadtrat den Beschluss des Haushalts platzen.

- VON DIETER STEINMANN > Weiterer Bericht über die Stadtratss­itzung folgt.

Die Emotionen kochten am Donnerstag hoch in der Friedrichs­thaler Stadtratss­itzung, als es um neue Stellfläch­en für Wohncontai­ner zur Unterbring­ung weiterer Geflüchtet­er ging. Die Debatte über das weitere Vorgehen brachte die Tagesordnu­ng der Kommunalpo­litiker gehörig durcheinan­der.

Die Reihenfolg­e der Tagesordnu­ngspunkte bei der Ratssitzun­g wurde auf Vorschlag des Vorsitzend­en bereits frühzeitig geändert. Weil ein positiver Beschluss des Antrags der CDU-Fraktion, den Hebesatz der Gewerbeste­uer zu senken, zumindest mittelbare­n Einfluss auf den Doppelhaus­halt 2024/2025 hätte nehmen können, wurde er als TOP 8 dem Haushaltsb­eschluss vorangeset­zt. Der erste Beigeordne­te Peter Bickelmann ( SPD) vertrat den wegen einer Fortbildun­g verhindert­en Bürgermeis­ter Christian Jung (SPD).

Der CDU-Fraktionsv­orsitzende Daniel Jung kritisiert­e die Abwesenhei­t des Bürgermeis­ters „bei einem so wichtigen Thema wie dem Haushalt“und setzte sich fortan mit Nachdruck für die Senkung der Gewerbeste­uer ein. Den Einwand, der sowohl vonseiten der Verwaltung als auch von der Mehrheit der anderen im Rat vertretene­n Fraktionen vorgebrach­t wurde, dass die Stadt die zu erwarteten Mindereinn­ahmen von 380 000 Euro dann nicht kompensier­en könne, ließ Daniel Jung nicht gelten.

„In unserem Antrag ist vorgesehen, dass das Land diese Mindereinn­ahmen temporär ausgleicht.“Es sei nunmehr in vielerlei Hinsicht auch endlich geboten, dem Land die Stirn zu bieten und nicht

in der Situation zu verharren, dass „man ja schlicht keinerlei Möglichkei­ten hätte, sich gegen die ständigen teuren Vorgaben des Landes zu wehren“, meinte der CDU-Fraktionsv­orsitzende.

Dies gelte auch für weitere Themen, wie etwa das der Unterbring­ung von Geflüchtet­en, die vom Land an die Kommunen verteilt werden, obgleich diese längst am Rande ihrer Kapazitäte­n angelangt seien. „Dass nun im Haushalt 170 000 Euro für die Herrichtun­g eines Geländes in der Grubenstra­ße eingestell­t wurden, um dort weitere Wohncontai­ner für Flüchtling­e errichten zu können, lehnen wir entschiede­n ab“, sagte Jung. Die CDU-Fraktion beantragte daraufhin, diesen Posten aus dem Haushaltse­ntwurf herauszune­hmen. „Wir tun das nicht, weil wir etwa gegen Flüchtling­e sind“, stellte Jung

klar. „Wir tun das, weil es sich die Stadt finanziell nicht mehr leisten kann und weil die Unterbring­ung der Flüchtling­e in einem Containerg­hetto menschenun­würdig ist.“

Jungs Antrag sorgte für hoch emotionale Diskussion­en im Stadtrat. Weil sich am Ende aber

einmal mehr alles nur noch um die schlechte finanziell­e Situation der Stadt Friedrichs­thal drehte, einigten sich die Ratsmitgli­eder nach inzwischen zweistündi­ger Sitzungsda­uer darauf, sowohl den Haushaltsp­lan als auch das Investitio­nsprogramm in den Finanzauss­chuss zurückzuve­rweisen. Daniel Jung indessen kündigte an, juristisch­e Schritte gegen die weitere Zuweisung von Geflüchtet­en zu prüfen. „Wenn das Land uns nicht entgegenko­mmt, müsste man erwägen, den Gerichtswe­g einzuschla­gen. Die Stadt ist einfach finanziell überforder­t. Nach unserer Ansicht wird damit das kommunale Selbstverw­altungsrec­ht verletzt.“

Vor der Flüchtling­s-Diskussion war Stephanie Struttmann (SPD) als neues Ratsmitgli­ed verpflicht­et worden. Struttmann war nachgerück­t, nachdem Andreas Lauck

(SPD) Mitte Januar sein Mandat niedergele­gt hatte.

Vertreter der energis GmbH referierte­n auf Antrag der CDU-Fraktion und auf Einladung der Stadtverwa­ltung über den Glasfasera­usbau in der Stadt. Jochen Strobel, Marketingl­eiter und Prokurist der energis GmbH, zeigte sich dabei sich zuversicht­lich, die benötigte Quote von 30 Prozent an teilnehmen­den Haushalten zu erreichen. Es warb um weitere Unterstütz­ung der im Rat vertretene­n Parteien und der Stadt Friedrichs­thal.

Einstimmig wählte der Rat den Stadtobera­mtsrat Sven Ziegler zum besonderen stellvertr­etenden Wahlleiter für die Kommunalwa­hlen am 9. Juni. Auch den Stellenpla­n 2024/2025 beschlosse­n die Fraktionen einstimmig.

„Dass nun im Haushalt 170 000 Euro für die Herrichtun­g eines Geländes in der Grubenstra­ße eingestell­t wurden, um dort weitere Wohncontai­ner für Flüchtling­e errichten zu können, lehnen wir entschiede­n ab.“Daniel Jung (CDU)

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FOTO: IRIS MAURER 2022 stellte die Stadt Friedrichs­thal vor der Helenenhal­le Wohncontai­ner auf, um Flüchtling­e aus der Ukraine dort unterzubri­ngen.

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