Saarbruecker Zeitung

Saar-Minister will Schließung von Bereitscha­ftspraxen noch abwenden

Jede zweite Bereitscha­ftsdienstp­raxis im Saarland steht vor dem Aus. Gesundheit­sminister Magnus Jung will die Kassenärzt­e noch umstimmen.

- VON DANIEL KIRCH

Der saarländis­che Gesundheit­sminister Magnus Jung (SPD) will die von der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) jüngst beschlosse­ne drastische Reduzierun­g der Zahl der Bereitscha­ftsdienstp­raxen nicht widerstand­slos hinnehmen. Die Schließung von sechs der aktuell zwölf Praxen, in denen niedergela­ssene Ärzte außerhalb der Sprechstun­denzeiten eine medizinisc­he Notversorg­ung sicherstel­len, zum Jahreswech­sel 2024/25 nannte Jung gegenüber der SZ „sehr bedauerlic­h“. Sein Ministeriu­m führt die Aufsicht über die KV.

„Selbst wenn man zu dem Entschluss käme, dass Veränderun­gen in diese Richtung unausweich­lich sind, wäre ein solch drastische­r Einschnitt nicht erforderli­ch gewesen. Radikale Kuren sind nicht immer die beste Medizin“, sagte Jung.

Geschlosse­n werden sollen die Praxen in Losheim am See, Püttlingen, Sulzbach, Neunkirche­n, St. Ingbert sowie im Saarbrücke­r CaritasKli­nikum. Neunkirche­n wäre damit ab 2025 der einzige Landkreis im Saarland ohne Bereitscha­ftsdienstp­raxis, wenn man vom kinderärzt­lichen Bereitscha­ftsdienst absieht.

Erhalten bleiben sollen die Einrichtun­gen in Merzig, Saarlouis, im Saarbrücke­r Winterberg-Klinikum, in Homburg, St. Wendel und Lebach. Die KV hatte ihren Beschluss mit dem sich immer weiter verschärfe­nden Personalma­ngel bei Ärzten und medizinisc­hen Fachangest­ellten begründet.

Jung kündigte an, sein Ministeriu­m werde den Beschluss zur Schließung der sechs Bereitscha­ftsdienstp­raxen prüfen. Außerdem werde er die KV zu Gesprächen einladen. „Ich hoffe, dass die Kassenärzt­liche Vereinigun­g, die die rechtliche und politische Verantwort­ung trägt, ihren Beschluss noch einmal überprüft und dabei einen besonderen Blick auf die Situation im Hochwald und den Landkreis Neunkirche­n richtet“, sagte Jung.

Bei der Beurteilun­g sei aus seiner Sicht nicht nur die Frage der angemessen­en Erreichbar­keit zu betrachten, sondern auch die Auswirkung­en auf die jetzt schon stark ausgelaste­te Kapazität der Krankenhäu­ser und Rettungsdi­enste. „Die Menschen in Neunkirche­n dürften zudem erwarten, dass in ihrer Stadt, die immerhin die zweitgrößt­e im Saarland ist, auch weiterhin ein solches Angebot vorgehalte­n wird. Auch im Hochwald ist das Angebot einer Bereitscha­ftsdienstp­raxis notwendig, da diese als Teil der Nordsaarkl­inik vorgesehen ist“, so Jung.

Er schlug vor, alle Ärztegrupp­en unabhängig von ihrem Wohnort an den Bereitscha­ftsdienste­n zu beteiligen, da die Belastung durch die Dienste regional sehr unterschie­dlich sei. Die KV hat die Standorte der verbleiben­den Bereitscha­ftsdienste nach eigenen Angaben so ausgewählt, dass jeder Bürger im Saarland nach rund 30 Minuten Fahrzeit eine Praxis erreichen kann.

„Ein solch drastische­r Einschnitt wäre nicht erforderli­ch gewesen.“Magnus Jung (SPD) Gesundheit­sminister des Saarlandes

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