Saar-Minister will Schließung von Bereitschaftspraxen noch abwenden
Jede zweite Bereitschaftsdienstpraxis im Saarland steht vor dem Aus. Gesundheitsminister Magnus Jung will die Kassenärzte noch umstimmen.
Der saarländische Gesundheitsminister Magnus Jung (SPD) will die von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) jüngst beschlossene drastische Reduzierung der Zahl der Bereitschaftsdienstpraxen nicht widerstandslos hinnehmen. Die Schließung von sechs der aktuell zwölf Praxen, in denen niedergelassene Ärzte außerhalb der Sprechstundenzeiten eine medizinische Notversorgung sicherstellen, zum Jahreswechsel 2024/25 nannte Jung gegenüber der SZ „sehr bedauerlich“. Sein Ministerium führt die Aufsicht über die KV.
„Selbst wenn man zu dem Entschluss käme, dass Veränderungen in diese Richtung unausweichlich sind, wäre ein solch drastischer Einschnitt nicht erforderlich gewesen. Radikale Kuren sind nicht immer die beste Medizin“, sagte Jung.
Geschlossen werden sollen die Praxen in Losheim am See, Püttlingen, Sulzbach, Neunkirchen, St. Ingbert sowie im Saarbrücker CaritasKlinikum. Neunkirchen wäre damit ab 2025 der einzige Landkreis im Saarland ohne Bereitschaftsdienstpraxis, wenn man vom kinderärztlichen Bereitschaftsdienst absieht.
Erhalten bleiben sollen die Einrichtungen in Merzig, Saarlouis, im Saarbrücker Winterberg-Klinikum, in Homburg, St. Wendel und Lebach. Die KV hatte ihren Beschluss mit dem sich immer weiter verschärfenden Personalmangel bei Ärzten und medizinischen Fachangestellten begründet.
Jung kündigte an, sein Ministerium werde den Beschluss zur Schließung der sechs Bereitschaftsdienstpraxen prüfen. Außerdem werde er die KV zu Gesprächen einladen. „Ich hoffe, dass die Kassenärztliche Vereinigung, die die rechtliche und politische Verantwortung trägt, ihren Beschluss noch einmal überprüft und dabei einen besonderen Blick auf die Situation im Hochwald und den Landkreis Neunkirchen richtet“, sagte Jung.
Bei der Beurteilung sei aus seiner Sicht nicht nur die Frage der angemessenen Erreichbarkeit zu betrachten, sondern auch die Auswirkungen auf die jetzt schon stark ausgelastete Kapazität der Krankenhäuser und Rettungsdienste. „Die Menschen in Neunkirchen dürften zudem erwarten, dass in ihrer Stadt, die immerhin die zweitgrößte im Saarland ist, auch weiterhin ein solches Angebot vorgehalten wird. Auch im Hochwald ist das Angebot einer Bereitschaftsdienstpraxis notwendig, da diese als Teil der Nordsaarklinik vorgesehen ist“, so Jung.
Er schlug vor, alle Ärztegruppen unabhängig von ihrem Wohnort an den Bereitschaftsdiensten zu beteiligen, da die Belastung durch die Dienste regional sehr unterschiedlich sei. Die KV hat die Standorte der verbleibenden Bereitschaftsdienste nach eigenen Angaben so ausgewählt, dass jeder Bürger im Saarland nach rund 30 Minuten Fahrzeit eine Praxis erreichen kann.
„Ein solch drastischer Einschnitt wäre nicht erforderlich gewesen.“Magnus Jung (SPD) Gesundheitsminister des Saarlandes