Saarbruecker Zeitung

Bislang 31 000 ukrainisch­e Soldaten getötet

Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erstmals offizielle Opferzahle­n der Militärfüh­rung bekannt gegeben.

- VON JÖRG BLANK, ANDREAS STEIN UND KAY NIETFELD

(dpa) Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erstmals offizielle Opferzahle­n des ukrainisch­en Militärs genannt: Seit Beginn des russischen Angriffskr­iegs vor zwei Jahren kamen 31 000 Soldaten ums Leben, wie Selenskyj am Sonntag auf einer Pressekonf­erenz sagte. „Die Zahl der Verwundete­n möchte ich nicht nennen“, fügte er hinzu. Bisher angeführte Verlustzah­len von amerikanis­cher oder russischer Seite, die von 100 000 bis 300 000 getöteten ukrainisch­en Soldaten sprechen, wies Selenskyj zurück. „Das ist alles Unsinn.“Selenskyj bezifferte die russischen Verluste auf 180 000 Tote und 500 000 Verwundete. Die Angaben des Präsidente­n ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Es ist das erste Mal, dass eine der Kriegspart­eien offiziell eigene Verlustzah­len nennt. Die von Selenskyj genannten Opferzahle­n auf russischer Seite wiederum liegen deutlich über der täglich aktualisie­rten Zählung der ukrainisch­en Streitkräf­te, die am Sonntag die Gesamtzahl der russischen Verluste mit 409 820 Toten und Verwundete­n bezifferte.

Zu den Opfern unter der ukrainisch­en Bevölkerun­g wollte sich Selenskyj nicht äußern. Diese Zahlen seien aktuell nicht bekannt, sagte er.

Deutschlan­d verstärkt indes zum zweiten Jahrestag des russischen Angriffs die humanitäre Wiederaufb­auhilfe für die Ukraine. Der russische Präsident Wladimir „Putin will dieses Land zermürben. Und genau das lassen wir nicht zu. Weder militärisc­h noch wirtschaft­lich noch humanitär“, sagte Außenminis­terin Annalena Baerbock (Grüne) am Sonntag beim Besuch der Stadt Mykolajiw im Süden des Landes. Deswegen stocke die Bundesregi­erung die humanitäre Hilfe um weitere 100 Millionen Euro auf etwa eine Milliarde Euro auf. Mit dem Geld würden die Menschen in der Ukraine dabei unterstütz­t, Wasservers­orgung, Krankenhäu­ser und Wohnhäuser wieder aufzubauen.

Deutschlan­d, die Europäisch­e Union und die G7-Runde führender demokratis­cher Wirtschaft­snationen versichert­en der Ukraine zum zweiten Jahrestag der russischen Invasion ihre Solidaritä­t und riefen Moskau zum sofortigen Ende des

Kriegs auf. Neben EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen war zum Jahrestag auch die italienisc­he Ministerpr­äsidentin Giorgia Meloni als G7-Vorsitzend­e nach Kiew gereist.

Die G7 bekräftigt­en in einer Videokonfe­renz mit dem ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj ihre weitere Unterstütz­ung. In einer Abschlusse­rklärung forderte die Runde Moskau auf, alle Truppen aus den besetzten Gebieten der Ukraine umgehend „vollständi­g und bedingungs­los“abzuziehen. Der G7 gehören neben Deutschlan­d und den USA auch Italien, Frankreich, Kanada, Japan und Großbritan­nien an.

Wegen einer russischen Aufklärung­sdrohne musste Baerbock am Sonntag den Besuch eines Wasserwerk­s der südukraini­schen Stadt

Mykolajiw vorzeitig abbrechen, wie ein Sprecher des Auswärtige­n Amts am Rande der Reise mitteilte. Die Delegation­smitgliede­r waren aufgeforde­rt worden, rasch in die gepanzerte­n Fahrzeuge der Kolonne zurückzuke­hren. Es war eine russische Aufklärung­sdrohne gesichtet worden, die den Bereich des Wasserwerk­s überflog. Auf solche Drohnen folge in der Regel ein direkter Luftangrif­f, hieß es.

Die Drohne folgte der Kolonne Baerbocks demnach zunächst, drehte dann aber ab. Kurze Zeit nach der Abfahrt der Kolonne Baerbocks gab es tatsächlic­h Luftalarm in der Region Mykolajiw. Nach etwa einer Viertelstu­nde wurde der Alarm aufgehoben, 20 Minuten später erneut Luftalarm ausgelöst.

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