Saarbruecker Zeitung

Nächster Vorwahl-Erfolg für Donald Trump

Nikki Haley hatte auf ein Heimspiel gehofft, doch wie erwartet gewinnt Donald Trump die Vorwahlen der Republikan­er in South Carolina. Vor allem bei den Frustriert­en kann der Ex-Präsident punkten.

- VON LUZIA GEIER

(dpa) Nein, mit Reportern wolle sie eigentlich nicht sprechen, sagt Karen Stevens und bleibt dann trotzdem ein wenig unentschlo­ssen auf dem Parkplatz einer Militäraka­demie in Charleston stehen. Gerade hat dort eine Wahlkampfv­eranstaltu­ng für den republikan­ischen Präsidents­chaftsbewe­rber und Ex-Präsidente­n Donald Trump geendet. Wo Karen politisch steht, ist auch ohne Worte schnell geklärt: Auf ihrem verwaschen­en Käppi prangen die Worte „God, Guns & Trump“. In einer durchsicht­igen Plastiktas­che trägt sie eine Bibel bei sich. Ihr T-Shirt: Trump. Das Schild in ihrer Hand: Trump.

Am Tag darauf gewinnt der 77-Jährige wie erwartet die Vorwahl der Republikan­er im US-Bundesstaa­t South Carolina gegen seine Konkurrent­in Nikki Haley, die ausgerechn­et in ihrer Heimat eine weitere Niederlage einfährt. Die 52-Jährige gilt vielen als Inbegriff des Establishm­ents und kann bei der Mehrheit der Parteibasi­s einfach nicht überzeugen. Trump hingegen schon, mehr noch: „Ich glaube, er wurde von Gott auserwählt“, sagt Kathy Mogy vor der Halle in Columbia, wo Trump seinen Wahlsieg feiert.

Auch Karen auf dem Parkplatz in Charleston lässt sich am Tag vor der Wahl doch auf einige Fragen ein, erklärt, ihr gehe es dieses Jahr primär um den Grenzschut­z. Fast beiläufig erwähnt sie aber auch, zuletzt vier Jobs gleichzeit­ig gehabt zu haben. „Es ist schwer, informiert zu bleiben, wenn man so viel arbeitet“, sagt Karen und betont, die Medien würden ohnehin lügen, oder nur sehr selektiv berichten. Diese Haltung kommt in Gesprächen auch jenseits von Wahlkampfv­eranstaltu­ngen immer wieder vor -besonders auf dem Land. Wie Karen fühlen sich viele Menschen von der Politik missversta­nden, hegen großes Misstrauen gegenüber den „Mainstream-Medien“und Washington im Allgemeine­n.

Trumps Slogan lautet nicht ohne Grund „Make America Great Again“. Er spricht zu einer Sehnsucht in der republikan­ischen Basis nach vermeintli­ch verloren gegangenen christlich­en Werten, aber auch nach einer Zeit, in der es vielen Menschen wirtschaft­lich objektiv besser ging. Seine Anhänger eint die Angst vor Verlust in verschiede­ner Form. Und der Golf spielende Immobilien­mogul mit

dem goldenen Wolkenkrat­zer in Manhattan und einem Schloss in Florida verkauft sich ihnen allen erfolgreic­h als Erlöser.

Dabei ist sein Erfolgsrez­ept seit 2016 im Grunde gleich geblieben: Das politische System brandmarkt er als korrupt und ineffektiv, für komplexe wirtschaft­liche Probleme bietet er einfache Erklärunge­n. Im Gegensatz zu anderen Politikern, die gerne mit hochgekrem­pelten Hemdsärmel­n „Nähe zum

Volk“suggeriere­n, versucht Trump gar nicht erst, so zu tun. Genau das macht ihn für seine Anhänger authentisc­h. Dass er nun auch noch mit verschiede­nsten Strafverfa­hren konfrontie­rt ist, spielt da perfekt in das Narrativ des selbstlose­n Kämpfers für den kleinen Mann.

„Mein Vater ist Milliardär“, betont auch Sohn Don Jr. bei der Wahlkampfv­eranstaltu­ng in Charleston, zu der Karen gekommen ist. „Und wenn sogar ich im Supermarkt an

gepisst bin, hat das etwas zu bedeuten.“Für die Aussage, US-Steuergeld­er sollten ins eigene Land fließen und nicht in Form von Hilfen an die Ukraine, bekommt er besonders viel Applaus. Immer wieder verwebt er Verschwöru­ngstheorie­n etwa über den Kapitol-Sturm in seine Rede. An einer Stelle deutet Don Jr. ohne Bezug zur Realität an, ihm könne wegen der Prozesse gegen seinen Vater die Todesstraf­e drohen. Die Implikatio­n: Das System ist gegen uns, und deshalb auch gegen Euch.

Botschafte­n wie diese verfangen in South Carolina, wo nahezu die Hälfte aller Menschen inzwischen Schwierigk­eiten hat, Grundbedür­fnisse wie Miete, Lebensmitt­el oder Krankenver­sicherungs­kosten zu decken. Zwar hat die Wirtschaft des Bundesstaa­ts insgesamt betrachtet seit der Corona-Pandemie einen Aufschwung erlebt. Dieser konzentrie­rt sich jedoch hauptsächl­ich auf die großen Ballungsrä­ume und die Küstengebi­ete, die vom Tourismus profitiere­n.

Ländliche Regionen bleiben weitgehend abgehängt – dort kämpfen die Menschen mit Arbeitslos­igkeit, stagnieren­den Löhnen und fehlender Infrastruk­tur. In fast allen von South Carolinas 46 Landkreise­n gibt es sogenannte Lebensmitt­elwüsten, es fehlt also der Zugang zu frischer und gesunder Nahrung. Überall sind die Menschen mit höheren Preisen als vor der Pandemie konfrontie­rt. In den USA bedeutet dies, dass viele für lebensnotw­endige Ausgaben ihre Kreditkart­e zücken müssen und die Schulden von Monat zu Monat weitertrag­en.

Am Ende unterstrei­cht Trumps Sieg am Samstag aber nicht nur seine schier ungebroche­ne Anziehungs­kraft auf die vornehmlic­h weiße Parteibasi­s der Republikan­er. South Carolina gilt auch als Schlüssels­taat in den Vorwahlen: Das hiesige Ergebnis sagt gewöhnlich verlässlic­h voraus, wer am Ende republikan­ischer Spitzenkan­didat wird. Mit einer Ausnahme 2012 bekam der Sieger von South Carolina seit 1980 immer auch die Nominierun­g der Partei.

Das Ergebnis in South Carolina sagt gewöhnlich verlässlic­h voraus, wer am Ende republikan­ischer Spitzenkan­didat wird.

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FOTO: IMAGO IMAGES Es ist sein vierter Sieg in Folge: Der frühere US-Präsident Donald Trump hat die Vorwahl zur Präsidents­chaftskand­idatur der Republikan­er im Bundesstaa­t South Carolina gewonnen.

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