Diesel-Brummis sind unverzichtbar
Wie bei vielen ökologisch ambitionierten Projekten stoßen auch bei der Verkehrswende Wunsch und Wirklichkeit hart aufeinander. Während sich die mit der Bundesregierung bestens vernetzte Lobby-Organisation Agora dafür ausspricht, dass die EU ab 2035 im Straßengüterverkehr keine Diesel-Fahrzeuge mehr zulassen sollte, sieht die Wirklichkeit anders aus. Zurzeit fahren 800 000 Lkw auf Deutschlands Straßen. Nicht einmal jeder Tausendste von ihnen ist mit einer Batterie oder einer Brennstoffzelle unterwegs, die Wasserstoff in Strom umwandelt. Die Anzahl alternativ angetriebener Lkw, die die Werke der Hersteller verlassen, ist ebenfalls vernachlässigbar. Zudem kosten sie ein Vielfaches klassischer Diesel-Brummis; aufgeladen werden können sie auch nirgendwo.
Auf der anderen Seite sorgen die meist mittelständischen Speditionsunternehmen dafür, dass die Güterversorgung funktioniert und die Kunden nicht vor leeren Regalen stehen. Wer soll es sonst machen? Bahn und Binnenschiffe sind gut darin, Waren über große Distanzen zu transportieren, danach muss der Lkw übernehmen. Wie schwierig ein solches Geschäft für einen Staatskonzern wie die Deutsche Bahn ist, sieht man daran, dass sie ihre Speditions-Tochter DB Schenker so schnell wie möglich loswerden will – an einen arabischen Investor.
Damit auch in Zukunft die Brummi-Fahrer rechtzeitig an ihr Ziel kommen, sollten vielmehr Straßen und Brücken saniert und die Zahl der Rastplätze erhöht werden, an denen die Menschen hinterm Lenkrad hygienische Mindeststandards vorfinden.
Doch selbst dagegen formieren sich Bürgerinitiativen, ebenso wie gegen neue Bahntrassen, die es erst ermöglichen würden, dass mehr Güter auf der Schiene und nicht mit dem Lkw transportiert werden.