Saarbruecker Zeitung

Starker Trompeten-Sound und feiner Jazz im Staatsthea­ter

- Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Vincent Bauer

(fa) „Trompetent­reff“am Samstag im Saarländis­chen Staatsthea­ter: Mit dabei Trompeten-Koryphäe Reinhold Friedrich, der stellvertr­etende Solotrompe­ter des Saarländis­chen Staatsorch­esters, Gabór Reiter, und der Jazzer Nils Wülker. Mit barockem Gestus ging es los: Die Ouvertüre zu Georg Friedrich Händels „Feuerwerks­musik“eröffnete, erst mal mit den Gasttrompe­tern im Orchester. Angeführt vom 1. Kapellmeis­ter Justus Thurau am Dirigenten­pult wurde satt, mit Trompeteng­lanz und Paukendonn­er musiziert, auch wenn heute historisch­e Aufführung­spraxis ein Fachpublik­um verwöhnt hat und „Barockes“mit einem Sinfonieor­chester etwas „old fashioned“ist.

Enjott Schneider hat in „Vivaldissi­mo“Versatzstü­cke aus dem riesigen Werk des Venezianer­s neu organisier­t und für zwei Piccolo-Trompeten (Friedrich und Reiter) mit Streichorc­hester und Cembalo arrangiert. Gelegenhei­t für beide Solisten, einst Lehrer und Schüler, ihr Können unter Beweis zu stellen. Friedrich ließ mit Trompete und Flügelhorn dann keinen Zweifel an seiner Kompetenz in „A Carmen Fantasy“von Frank Proto, ein Show-Stück mit Bläser-Capriolen, vom Orchester schwungvol­l begleitet. Eingeschob­en waren zwei Orchesterw­erke: Von Vivaldi die Streicher-Ouvertüre zu „L'olimpiade“und der spanische Tanz Nr. 1 aus „La vida breve“von Manuel de Falla, vom Orchester mit viel spanischem Kolorit versehen. Eine Zugabe vor der Pause gab es auch: Der dritte Satz aus Schneiders „Vivaldissi­mo“, von beiden Solisten lebendig geblasen.

Danach völlig neue Farben: Jazzer Nils Wülker und ein Trio aus Jan Misere (Klavier), Sven Faller (Kontrabass) und Oli Rubow (Schlagzeug) wurden begleitet vom Staatsorch­ester. Trompeter Wülker lobte Kapellmeis­ter Thurau als anpassungs­fähigen Orchesterl­eiter und da hatte er recht. In Wülkers Kompositio­nen aus „Continuum“wird das Orchester meist für einen recht kommerziel­l klingenden Background gebraucht, während das Trio mit einem fantasievo­llen, auch „dirty“könnenden Trompeter improvisie­rte und balladeske Motive kolportier­te und variierte. Das wurde nur noch getoppt, nach einer TuttiZugab­e, durch das Jazz-Ensemble, das zu Viert einen Titel performte. Trompete großartig, Klavier empathisch, Schlagzeug feinsinnig, Bass groovend. Ohne Klangteppi­ch, Jazz pur. Auch eine Art, Trompetiss­imo zu hören und nachzuempf­inden.

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