Mit Musik die Großregion erlebbar machen
Das Kammerorchester der Großregion tritt an diesem Freitag in der Saarbrücker Musikhochschule auf. Noch konzentrieren sich die Konzerte zumeist auf das Saarland. Das soll sich ändern.
Die Großregion ist ein interessantes politisches Konstrukt, da es doch Teile von Belgien, Frankreich und Deutschland sowie ganz Luxemburg umfasst. Allerdings steht es auch im Verdacht, eine eher leere Hülle zu sein. Die Aufgabe, dieses Gebiet wenigstens kulturell mal mit Leben zu füllen, hat sich der aus Merzig-Brotdorf stammende Dirigent Stefan Bone vorgenommen. Zusammen mit dem Tenor Michael Müller-Kasztelan und dem Konzertmeister Maximilian Lohse gründete er vor drei Jahren das Kammerorchester der Großregion.
Müller-Kasztelan stammt aus Piesbach, einem Ortsteil von Nalbach, und Lohse wirkt in Antwerpen, was zwar nicht in der Großregion, aber zumindest in Belgien liegt. Er und Bone hatten sich in Kiel kennengelernt, wo sie gemeinsam am dortigen Theater arbeiteten. „Während der Pandemie ist die Idee gekommen, dass wir ein neues Ensemble gründen, wenn der Spuk vorüber ist“, erzählt Bone, der weiterhin über gute Kontakte zu Musikerinnen und Musikern der Großregion verfügte. „Es sollte ein Kammerorchester werden, weil es da mal eine Tradition im Saarland gab.“Der Saarländische Rundfunk hatte 1953 ein solches Orchester gegründet, das aber letztlich in der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern aufging.
Von Anfang an sei die Idee von Bone gewesen, das Orchester paneuropäisch aufzubauen, zumal der Dirigent gut Französisch spricht. Trotzdem sei es derzeit noch so, dass die Mehrzahl der Mitglieder aus dem Saarland stammt, berichtet der 36-Jährige. Auch probe das Ensemble meistens in Saarbrücken. 40 Musikerinnen und Musiker umfasst der Pool, davon kommen dann 22
Bei dem Konzert in Saarbrücken tritt neben dem Tenor Michael Müller-Kasztelan auch die Mezzosopranistin Amira Elmadfa auf.
bis 25 Leute mit bei einem Auftritt. Auch die Förderung, die solch ein Orchester ja benötigt, kommt fast ausschließlich aus saarländischen Töpfen. Die Auftritte des Ensembles konzentrieren sich bisher auch fast ausschließlich aufs Saarland. Er würde sich aber mehr Auftritte in den anderen Gebieten der Großregion wünschen, sagt Bone. Am 13. Oktober spiele das Orchester in Hombourg-Haut in Lothringen, dar
auf freue er sich sehr. „Ich hoffe, dass das der Auftakt zu einer intensiveren Zusammenarbeit mit den Nachbarländern ist.“
Ein weiteres Anliegen von ihm und seinen Mitstreitern ist, in den ländlichen Raum mal etwas Hochkultur zu bringen. „Das Angebot wird immer sehr gerne angenommen, weil da auch vieles weggebrochen ist in den letzten Jahren.“Bone erinnert sich dar
an, dass sein Großvater einst von Brotdorf die sieben Kilometer nach Merzig gelaufen sei, nur weil dort das Saarbrücker Kammerorchester gespielt hatte. „Da war damals ein Großereignis.“
Diesen Freitag um 19 Uhr gastiert das Kammerorchester der Großregion in der Aula der Musikhochschule. Auf dem Programm steht zum einen Gustav Mahlers Spätwerk „Das Lied von der Erde“,
und zwar in der Fassung von Arnold Schönberg und Rainer Riehn für Kammerorchester. Neben Müller-Kasztelan als Tenor ist auch die Mezzosopranistin Amira Elmadfa zu hören. Dem Saarbrücker Ehrenbürger Tzvi Avni wird außerdem mit dessen Stück „Credo“gehuldigt. Die Komposition für ein Streichertrio wird von drei Musikerinnen des Orchesters aufgeführt. Der jüdische Komponist wurde in Saarbrücken
geboren und wanderte 1935 mit seinen Eltern nach Haifa aus. „Wenn wir schon Tzvi Avni spielen, wollen wir auch auf seinen Lebensweg hinweisen“, sagt Bone. Auch Tvzi Avnis Lehrer seien in den Dreißigerjahren vor den Nazis geflüchtet. Das Kammerorchester der Großregion gestaltet eine Reihe mit Werken bedeutender jüdischer Komponisten, die sich am 13. Mai in der Saarbrücker Synagoge fortsetzen wird.