Wieder Sommerstraßen in Saarbrücken
Kinder statt Autos, mehr Grün – und am Abend ein Bier oder eine Limo mit Freunden und Nachbarn direkt vor der Haustür. Das ist die Idee von „ Sommerstraßen“. In Saarbrücken soll es sie wieder geben.
Die Premiere im vergangenen Jahr war, zumindest zu Beginn, eher feucht als fröhlich. Ausgerechnet im vermeintlichen Sonnenmonat August hatten die ersten „Sommerstraßen“Saarbrückens mit richtig miesem Wetter zu kämpfen. Was die gut gemeinte Sache natürlich schwierig macht. Schließlich soll auf Sommerstraßen Platz für spielende Kinder, eine Partie Schach am Abend oder ein Glas Crémant mit Freunden und Nachbarn sein.
Das wurde nachgeholt in den insgesamt vier Wochen, in denen es die Sommerstraßen im Vorjahr gab in der Cecilienstraße und der Försterstraße im Nauwieser Viertel. Und es wird in diesem Jahr wieder Gelegenheiten zum fröhlichen Beisammensein auf offener Straße geben. Denn die Sommerstraßen kommen aller Voraussicht nach wieder. Das geht aus einer Vorlage für den Bezirksrat Mitte und die März-Sitzung des Stadtrates hervor. Eine Zustimmung des Stadtrates gilt als sicher, stimmte im Vorjahr doch eine große Mehrheit aus SPD, CDU und Grünen für das Projekt.
Auch Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) hat sich mehrfach als Fan der Sommerstraßen gezeigt. Im vergangenen Herbst berichtete er bei einem Bilanztreffen im Filmhaus von seinem Bauchgefühl, dass es „nicht die letzten Sommerstraßen in unserer schönen Stadt“gewesen sein dürften. Das Nauwieser Viertel hielt er damals für eine Wiederholung für „kein schlechtes Pflaster“.
Genauso soll es jetzt kommen. Wieder soll ein Teil der Cecilienstraße (zwischen Johannis- und Försterstraße) komplett autofrei und zur Fußgängerzone werden und außerdem die Försterstraße (zwischen Nassauer- und Cecilienstraße) zu einem „verkehrsberuhigter Bereich“. Dort sind Fußgänger und Fahrzeuge dann gleichberechtigt, es gilt maximal Schrittgeschwindigkeit. Durch das Aufstellen von Bänken und Pflanzen wird das Parken „gänzlich verhindert“.
Gelten sollen die Sommerstraßen vom 30. Juli bis zum 25. August, es geht also wieder unmittelbar nach dem Ende des Nauwieser Viertelfestes los. Zusätzlich soll das städtische Kulturamt diesmal auf dem Kinderspielplatz in der Nauwieserstraße verstärkt Spielaktionen anbieten. Insgesamt stehen für die Sommerstraßen aufgrund eines Stadtratsbeschlusses von Dezember bereits Mittel in Höhe von 15 000 Euro bereit. Das Geld soll unter anderem für Pflanzen, Sicherheit und Sauberkeit sowie die Programmgestaltung eingesetzt werden.
Die Stadtverwaltung erklärt in der Vorlage nochmals ausführlich, warum sie Sommerstraßen einrichten möchte. Das soll übrigens auch in anderen Teilen der Stadt möglich werden, einen entsprechenden Aufruf soll es im Herbst geben. Im Rathaus ist man davon
Gelten sollen die Sommerstraßen vom 30. Juli bis zum 25. August, es geht also unmittelbar nach dem Ende des Nauwieser Viertelfestes los
überzeugt, dass Sommerstraßen die lokale Wirtschaft fördern, der „Kommunikation in der Nachbarschaft“dienen und die Attraktivität der Gegend steigern. Weiter heißt es: „Durch die Einrichtung von Sommerstraßen sollen zusätzliche Bereiche für Aufenthalt, Begegnung und Bewegung geboten werden. Gerade im Sommer laden Sommerstraßen dazu ein, sich an der frischen Luft zu bewegen und Straßenräume einmal anders als bisher zu nutzen.“Das Projekt entspreche darüber hinaus der Maßnahme „Neues Leben auf Parkflächen“des Verkehrsentwicklungsplans und damit der städtischen Verkehrsstrategie.
Stichwort Verkehr: Wie die Stadt einräumt, fallen für die Zeit der Sommerstraßen in der Cecilienund der Försterstraße insgesamt 42 Bewohnerparkplätze sowie 13 Kurzzeitparkplätze weg. Bewohner sollen mit einem entsprechenden Ausweis für vier Wochen in der Seilerstraße sowie in der Blumenstraße parken können, wo zumindest 37 Ersatzplätze geschaffen werden.
Stimmt der Stadtrat zu, steht einer Wiederholung also nichts mehr im Wege. Diese hatten sich bei einer kleinen Umfrage im Herbst auch fast 90 Prozent der Befragten gewünscht. Auch wurden Verbesserungsvorschläge gemacht, etwa die
Cecilienstraße stärker zu begrünen und dort mehr Sitzgelegenheiten zu schaffen. Die Straße habe nicht sehr einladend, sondern eher wie eine Baustelle ausgesehen, hieß es mehrfach. Auch eine stärkere Beteiligung der Gastronomie vor Ort wurde gewünscht. Kritisch angemerkt wurde unter anderem, die Sommerstraßen dürften nicht zu einer „Partyzone“werden. Ein Kritiker meinte, er brauche „keine grünen Vordenker, die mich zwangsbeglücken wollen“.
Deutlich eher mehrheitsfähig jedoch dürfte dieses Fazit einer Bürgerin oder eines Bürgers zu den vergangenen Sommerstraßen sein: „Die Straße als Ort der Kommunikation zu erleben und nicht als Abstellplatz für Pkw. Mitten in der Stadt etwas weniger Lärm. Platz für Quatsch. Einfach stehenbleiben, miteinander reden, sich verquatschen, jemand organisiert ein paar Getränke, eins kommt zum anderen, einfach so und ungeplant. Die Stadt als Lebensraum wieder entdecken.“
Einen gewaltigen Unterschied allerdings wird es geben im Vergleich zur Premiere 2023. Die Saarbrücker Sommerstraßen müssen diesmal ohne Projektkoordinator Frank Schilz auskommen. Er ist im Vorjahr zwei Tage nach dem Ende der Sommerstraßen völlig überraschend im Alter von 60 Jahren verstorben.