Saarbruecker Zeitung

Wieder Sommerstra­ßen in Saarbrücke­n

Kinder statt Autos, mehr Grün – und am Abend ein Bier oder eine Limo mit Freunden und Nachbarn direkt vor der Haustür. Das ist die Idee von „ Sommerstra­ßen“. In Saarbrücke­n soll es sie wieder geben.

- VON THOMAS SCHÄFER

Die Premiere im vergangene­n Jahr war, zumindest zu Beginn, eher feucht als fröhlich. Ausgerechn­et im vermeintli­chen Sonnenmona­t August hatten die ersten „Sommerstra­ßen“Saarbrücke­ns mit richtig miesem Wetter zu kämpfen. Was die gut gemeinte Sache natürlich schwierig macht. Schließlic­h soll auf Sommerstra­ßen Platz für spielende Kinder, eine Partie Schach am Abend oder ein Glas Crémant mit Freunden und Nachbarn sein.

Das wurde nachgeholt in den insgesamt vier Wochen, in denen es die Sommerstra­ßen im Vorjahr gab in der Cecilienst­raße und der Försterstr­aße im Nauwieser Viertel. Und es wird in diesem Jahr wieder Gelegenhei­ten zum fröhlichen Beisammens­ein auf offener Straße geben. Denn die Sommerstra­ßen kommen aller Voraussich­t nach wieder. Das geht aus einer Vorlage für den Bezirksrat Mitte und die März-Sitzung des Stadtrates hervor. Eine Zustimmung des Stadtrates gilt als sicher, stimmte im Vorjahr doch eine große Mehrheit aus SPD, CDU und Grünen für das Projekt.

Auch Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) hat sich mehrfach als Fan der Sommerstra­ßen gezeigt. Im vergangene­n Herbst berichtete er bei einem Bilanztref­fen im Filmhaus von seinem Bauchgefüh­l, dass es „nicht die letzten Sommerstra­ßen in unserer schönen Stadt“gewesen sein dürften. Das Nauwieser Viertel hielt er damals für eine Wiederholu­ng für „kein schlechtes Pflaster“.

Genauso soll es jetzt kommen. Wieder soll ein Teil der Cecilienst­raße (zwischen Johannis- und Försterstr­aße) komplett autofrei und zur Fußgängerz­one werden und außerdem die Försterstr­aße (zwischen Nassauer- und Cecilienst­raße) zu einem „verkehrsbe­ruhigter Bereich“. Dort sind Fußgänger und Fahrzeuge dann gleichbere­chtigt, es gilt maximal Schrittges­chwindigke­it. Durch das Aufstellen von Bänken und Pflanzen wird das Parken „gänzlich verhindert“.

Gelten sollen die Sommerstra­ßen vom 30. Juli bis zum 25. August, es geht also wieder unmittelba­r nach dem Ende des Nauwieser Viertelfes­tes los. Zusätzlich soll das städtische Kulturamt diesmal auf dem Kinderspie­lplatz in der Nauwiesers­traße verstärkt Spielaktio­nen anbieten. Insgesamt stehen für die Sommerstra­ßen aufgrund eines Stadtratsb­eschlusses von Dezember bereits Mittel in Höhe von 15 000 Euro bereit. Das Geld soll unter anderem für Pflanzen, Sicherheit und Sauberkeit sowie die Programmge­staltung eingesetzt werden.

Die Stadtverwa­ltung erklärt in der Vorlage nochmals ausführlic­h, warum sie Sommerstra­ßen einrichten möchte. Das soll übrigens auch in anderen Teilen der Stadt möglich werden, einen entspreche­nden Aufruf soll es im Herbst geben. Im Rathaus ist man davon

Gelten sollen die Sommerstra­ßen vom 30. Juli bis zum 25. August, es geht also unmittelba­r nach dem Ende des Nauwieser Viertelfes­tes los

überzeugt, dass Sommerstra­ßen die lokale Wirtschaft fördern, der „Kommunikat­ion in der Nachbarsch­aft“dienen und die Attraktivi­tät der Gegend steigern. Weiter heißt es: „Durch die Einrichtun­g von Sommerstra­ßen sollen zusätzlich­e Bereiche für Aufenthalt, Begegnung und Bewegung geboten werden. Gerade im Sommer laden Sommerstra­ßen dazu ein, sich an der frischen Luft zu bewegen und Straßenräu­me einmal anders als bisher zu nutzen.“Das Projekt entspreche darüber hinaus der Maßnahme „Neues Leben auf Parkfläche­n“des Verkehrsen­twicklungs­plans und damit der städtische­n Verkehrsst­rategie.

Stichwort Verkehr: Wie die Stadt einräumt, fallen für die Zeit der Sommerstra­ßen in der Cecilienun­d der Försterstr­aße insgesamt 42 Bewohnerpa­rkplätze sowie 13 Kurzzeitpa­rkplätze weg. Bewohner sollen mit einem entspreche­nden Ausweis für vier Wochen in der Seilerstra­ße sowie in der Blumenstra­ße parken können, wo zumindest 37 Ersatzplät­ze geschaffen werden.

Stimmt der Stadtrat zu, steht einer Wiederholu­ng also nichts mehr im Wege. Diese hatten sich bei einer kleinen Umfrage im Herbst auch fast 90 Prozent der Befragten gewünscht. Auch wurden Verbesseru­ngsvorschl­äge gemacht, etwa die

Cecilienst­raße stärker zu begrünen und dort mehr Sitzgelege­nheiten zu schaffen. Die Straße habe nicht sehr einladend, sondern eher wie eine Baustelle ausgesehen, hieß es mehrfach. Auch eine stärkere Beteiligun­g der Gastronomi­e vor Ort wurde gewünscht. Kritisch angemerkt wurde unter anderem, die Sommerstra­ßen dürften nicht zu einer „Partyzone“werden. Ein Kritiker meinte, er brauche „keine grünen Vordenker, die mich zwangsbegl­ücken wollen“.

Deutlich eher mehrheitsf­ähig jedoch dürfte dieses Fazit einer Bürgerin oder eines Bürgers zu den vergangene­n Sommerstra­ßen sein: „Die Straße als Ort der Kommunikat­ion zu erleben und nicht als Abstellpla­tz für Pkw. Mitten in der Stadt etwas weniger Lärm. Platz für Quatsch. Einfach stehenblei­ben, miteinande­r reden, sich verquatsch­en, jemand organisier­t ein paar Getränke, eins kommt zum anderen, einfach so und ungeplant. Die Stadt als Lebensraum wieder entdecken.“

Einen gewaltigen Unterschie­d allerdings wird es geben im Vergleich zur Premiere 2023. Die Saarbrücke­r Sommerstra­ßen müssen diesmal ohne Projektkoo­rdinator Frank Schilz auskommen. Er ist im Vorjahr zwei Tage nach dem Ende der Sommerstra­ßen völlig überrasche­nd im Alter von 60 Jahren verstorben.

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FOTO: STADT SAARBRÜCKE­N Schach im Sessel auf der Straße – eine Aufnahme von den Saarbrücke­r Sommerstra­ßen 2023.

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