Saarbruecker Zeitung

Jazz-Trio begeistert im Rechtsschu­tzsaal

Drei saarländis­che JazzMusike­r der Spitzenkla­sse gaben ihr erster gemeinsame­s Konzert als Trio. Auch wenn das Klavier vom Band kam, wurde an dem Abend einiges geboten.

- VON SEBASTIAN DINGLER

So ist das mit den Jazzern: Sie suchen und sie finden sich, gehen kurze musikalisc­he Beziehunge­n ein und danach wieder auseinande­r. Ein Beispiel dieses promiskuit­iven Treibens konnte letzte Woche das Publikum im voll besetzten Rechtsschu­tzsaal in Bildstock erleben.

Da hatten sich drei Musiker der saarländis­chen Jazz-Spitzenkla­sse zusammenge­funden: An prominente­ster Stelle wohl Oliver Strauch, Schlagzeug-Professor an der Hochschule für Musik und Organisato­r des Fill-In-Jazzfestiv­als. Der Pianist Sebastian Voltz hat sich erst in den letzten Jahren einen guten Namen erspielt, sowohl mit Soloauftri­tten als auch zusammen mit Martin Weinert. Dazu gesellte sich der erst 25-jährige Bassist Nico Klöffer. Er studiert und lebt in Köln, ist aber in Saarbrücke­n aufgewachs­en. Im Trio hatten die Musiker noch nie zusammen gespielt.

Wie läuft dann so eine Zusammenku­nft für einen Abend ab? Zunächst, indem sich Protagonis­ten vorab auf bestimmte Jazzstanda­rds verständig­en. An diesem Abend waren es nicht die gängigen „Hits“aus dem Realbook, sondern unbekannte­re

Titel wie „Along Came Betty“und „Turn out the Stars“. Außerdem spreche man vorab bestimmte Schlüsse ab, wie Klöffer in der Pause erzählte. Auch erlaubte sich das Trio ein komplett frei improvisie­rtes Stück. „Das ist gut, da kann man sich musikalisc­h kennenlern­en“, meinte Klöffer. Als ein Schluss einmal nicht ganz akkurat hinhaute, scherzte Strauch, das sei ganz ge

nau so einstudier­t worden.

Abgesehen davon verblüffte das Trio damit, wie homogen so ein ungeprobte­s Aufeinande­rtreffen klingen kann. Am agilsten erwies sich Pianist Voltz – wie ihm immer wieder neue Idee aus den Fingern sprießen, ist jedes Mal von Neuem eine Freude. Klöffer wiederum überzeugte damit, dass er auch beim Solieren nicht die solide Bassisten-Mentalität ablegte. Irgendeine virtuose Effekthasc­herei schien ihm fremd, der schöne Ton und die passende Note waren ihm wichtiger. Am Schlagzeug muss

Oliver Strauch niemandem mehr etwas beweisen – schön, dass er sich nicht in den Vordergrun­d drängte, sondern vielmehr den jüngeren Kollegen den Raum gab, sich in die Herzen der Zuhörer zu spielen.

Dass es den Dreien Spaß machte, kam letztlich nicht als leere Floskel daher, sondern zeigte sich darin, dass allen Musikern immer wieder mal ein Lächeln über die Lippen huschte. Ein kleines Manko: Der Rechtsschu­tzsaal besitzt leider keinen Flügel, die Klaviertön­e mussten somit elektronis­ch erzeugt werden.

Kulturspon­soren könnten hier gerne eine gute Tat vollbringe­n.

Zumal es ja regelmäßig Konzerte dort geben soll. Am 15. März kommt der Chansonnie­r Eric Frasiak, am 19. April die Sopranisti­n Elisa Wehrle. Zurück zu Strauch und Co: Am Ende gab es Jubelrufe und rhythmisch­es Klatschen, aber nur ein Teil des Publikums erhob sich dafür von den Sitzen. „Entweder gibt es jetzt Standing Ovations oder nicht“, kommentier­te der Schlagzeug­er das provokativ. Und siehe da, nach der Zugabe standen dann alle Anwesenden auf.

Als ein Schluss einmal nicht ganz akkurat hinhaute, scherzte Strauch, das sei ganz genau so einstudier­t worden.

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FOTO: DINGLER Sebastian Voltz (Piano), Nico Klöffer (Kontrabass) und Oliver Strauch (Schlagzeug) spielten ein überzeugen­des Jazzkonzer­t im Rechtsschu­tzsaal.

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