Auf Familiensuche im Warndt
Die Familienforscher des Heimatkundlichen Vereins Warndt erstellen Familienlisten, die es leichter machen sollen, die eigenen Vorfahren zu entdecken.
Das Genealogen-Team des Heimatkundlichen Vereins Warndt erarbeitet Ortsfamilienbücher und liefert Fachbeiträge für Publikationen. Gerne steht das Trio auch anderen Ahnenforschern mit Rat und Tat zur Seite. Meist wird per Mail kommuniziert, einige Auskunftssuchende kommen auch persönlich im Glas- und Heimatmuseum in Ludweiler vorbei. So wie das Ehepaar aus den USA, das im letzten Jahr vor Ort nach seinen Ahnen suchte – Glasmachern aus Klarenthal. „Wir haben jährlich etwa 80 Anfragen“, sagt Dieter Leismann (68). Fast immer können die Experten des Vereins weiterhelfen.
Auch Leismann fand bei ihnen Unterstützung, als er vor vielen Jahren erstmals auf Spurensuche ging. Ein Zettel im Familienstammbuch weckte damals seine Neugierde. Die Großmutter hatte notiert, dass sein Uropa im nördlichen Saarland – in Walhausen – gelebt hat. „Warum verschlug es die Familie in den Süden?“, überlegte der Lauterbacher. Er fragte bei Standesämtern nach, informierte sich in Kirchenarchiven und Bibliotheken und recherchierte beim Heimatkundlichen Verein Warndt. Leismann fand heraus, dass seine Vorfahren dem Ruf der Arbeit folgten. Mitte des 19. Jahrhunderts entstand in Altenkessel eine Kolonie für Gruben- und Glashüttenarbeiter.
Karl-Heinz Helmich (81) wurde von einem Saunakollegen aus Frankreich mit dem Genealogie-Virus infiziert. Und Gerhard Michels (66) kam über seinen Nachbarn zu dem Hobby – einem Standesbeamten, der das Ortsfamilienbuch von Lauterbach verfasste. 2014 hat Michels das Werk bearbeitet und ergänzt.
Familienforschung ist eine zeitintensive Beschäftigung, zu der auch Fleißarbeit gehört. Als wird die Arbeitsgruppe besuchen, überträgt
Michels gerade Daten aus einem Buch in den Computer. Es geht um die Einwohner Großrosselns vor 1900. Die Auflistung ist Teil eines größeren Projekts. Ziel ist es, alle Daten aus dem Warndt in ein bis zwei großen Datenbanken zusammenzufassen. Und diese dann ständig zu aktualisieren. „Es geht um die Zeit vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Datenschutzgrenze“, erläutert Dieter Leismann. Quellen in den Archiven sind in der Regel erst nach mehreren Jahrzehnten zugänglich, bis 110 Jahren nach der Geburt einer Person gilt der Datenschutz. Dadurch wird verhindert, dass Informationen über noch lebende Personen weitergegeben werden. Über die geben deutsche Behörden nämlich nur Angehörigen Auskunft.
Mit etwas Spürsinn kommt man trotzdem weiter. Schließlich gibt es auch nicht-amtliche Quellen, die öf
fentlich zugänglich sind: So gehören die Todesanzeigen in der Saarbrücker Zeitung zu Michels Pflichtlektüre. Unten am Computermonitor ist zu lesen, dass bisher 37 946 Namen erfasst sind. Wo Menschen Daten übertragen, da passieren Fehler – das gilt für Genealogen genauso wie für Standesbeamte. Deshalb prüft das Programm die Eingaben auf Plausibilität. Es meldet sich, sobald ihm etwas seltsam vorkommt - etwa wenn eine 60-jährige Frau angeblich ein Kind zur Welt gebracht hat oder ein Verstorbener geheiratet haben soll.
Während Michels am Computer Namen eingibt, versucht KarlHeinz Helmich herauszufinden, wo ein Paar – sie Küchengehilfin, er Krankenpfleger – nach der Heirat 1943 gewohnt hat. Im „Adressbuch für den Landkreis Saarbrücken 1953/54“hofft er fündig zu werden.
Auch ein Blick ins Gewerberegister kann manchmal helfen. Und natürlich gibt es im Internet viele Quellen.
Forscher stellen Familienchroniken online, Mormonen sammeln aus religiösen Gründen Familiendaten und veröffentlichen sie. Kollege Computer hilft nicht nur bei der Recherche. Er sorgt auch dafür, dass man bei der Erstellung des eigenen Familienstammbaums den Überblick behält. Die Datenflut wächst nämlich rasant. Mit jeder Generation verdoppelt sich die Zahl der Ahnen: zwei Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßeltern, 16 Ururgroßeltern. „Nach 500 Jahren hat man statisch gesehen eine halbe Million Vorfahren“, erläutert Leismann.
Bei der Suche tauchen immer wieder neue Hürden auf. Oder besser gesagt Lücken: Uneheliche Kinder, deren Väter nicht bekannt sind, sorgen für weiße Flecken, im
Dreißigjährigen Krieg gingen viele Aufzeichnungen verloren. Stößt man hingegen auf einen Vorfahren aus dem Adelsgeschlecht, eröffnen sich neue Quellen. Die blaublütigen Herrschaften führten Buch über ihre Familienverhältnisse. Und wenn die Recherche zu den Vorfahren abgeschlossen ist, widmet man sich seinen Nachfahren. Genealogen freuen sich immer, wenn in der Familie Geburten oder Hochzeiten gefeiert werden. Denn dann können sie den Stammbaum wieder um ein paar Äste erweitern.
Die Familienforscher des Heimatkundlichen Vereins Warndt treffen sich jeden Dienstag- und Donnerstagvormittag im Glas- und Heimatmuseum in Ludweiler. Weitere Mitstreiter sind herzlich willkommen. Kontakt per Mail: heimatk.verein@warndt.de oder auf der Webseite des Vereins unter www.heimatkundlicher-verein-warndt.