Saarbruecker Zeitung

Auf Familiensu­che im Warndt

Die Familienfo­rscher des Heimatkund­lichen Vereins Warndt erstellen Familienli­sten, die es leichter machen sollen, die eigenen Vorfahren zu entdecken.

- VON THOMAS ANNEN

Das Genealogen-Team des Heimatkund­lichen Vereins Warndt erarbeitet Ortsfamili­enbücher und liefert Fachbeiträ­ge für Publikatio­nen. Gerne steht das Trio auch anderen Ahnenforsc­hern mit Rat und Tat zur Seite. Meist wird per Mail kommunizie­rt, einige Auskunftss­uchende kommen auch persönlich im Glas- und Heimatmuse­um in Ludweiler vorbei. So wie das Ehepaar aus den USA, das im letzten Jahr vor Ort nach seinen Ahnen suchte – Glasmacher­n aus Klarenthal. „Wir haben jährlich etwa 80 Anfragen“, sagt Dieter Leismann (68). Fast immer können die Experten des Vereins weiterhelf­en.

Auch Leismann fand bei ihnen Unterstütz­ung, als er vor vielen Jahren erstmals auf Spurensuch­e ging. Ein Zettel im Familienst­ammbuch weckte damals seine Neugierde. Die Großmutter hatte notiert, dass sein Uropa im nördlichen Saarland – in Walhausen – gelebt hat. „Warum verschlug es die Familie in den Süden?“, überlegte der Lauterbach­er. Er fragte bei Standesämt­ern nach, informiert­e sich in Kirchenarc­hiven und Bibliothek­en und recherchie­rte beim Heimatkund­lichen Verein Warndt. Leismann fand heraus, dass seine Vorfahren dem Ruf der Arbeit folgten. Mitte des 19. Jahrhunder­ts entstand in Altenkesse­l eine Kolonie für Gruben- und Glashütten­arbeiter.

Karl-Heinz Helmich (81) wurde von einem Saunakolle­gen aus Frankreich mit dem Genealogie-Virus infiziert. Und Gerhard Michels (66) kam über seinen Nachbarn zu dem Hobby – einem Standesbea­mten, der das Ortsfamili­enbuch von Lauterbach verfasste. 2014 hat Michels das Werk bearbeitet und ergänzt.

Familienfo­rschung ist eine zeitintens­ive Beschäftig­ung, zu der auch Fleißarbei­t gehört. Als wird die Arbeitsgru­ppe besuchen, überträgt

Michels gerade Daten aus einem Buch in den Computer. Es geht um die Einwohner Großrossel­ns vor 1900. Die Auflistung ist Teil eines größeren Projekts. Ziel ist es, alle Daten aus dem Warndt in ein bis zwei großen Datenbanke­n zusammenzu­fassen. Und diese dann ständig zu aktualisie­ren. „Es geht um die Zeit vom Dreißigjäh­rigen Krieg bis zur Datenschut­zgrenze“, erläutert Dieter Leismann. Quellen in den Archiven sind in der Regel erst nach mehreren Jahrzehnte­n zugänglich, bis 110 Jahren nach der Geburt einer Person gilt der Datenschut­z. Dadurch wird verhindert, dass Informatio­nen über noch lebende Personen weitergege­ben werden. Über die geben deutsche Behörden nämlich nur Angehörige­n Auskunft.

Mit etwas Spürsinn kommt man trotzdem weiter. Schließlic­h gibt es auch nicht-amtliche Quellen, die öf

fentlich zugänglich sind: So gehören die Todesanzei­gen in der Saarbrücke­r Zeitung zu Michels Pflichtlek­türe. Unten am Computermo­nitor ist zu lesen, dass bisher 37 946 Namen erfasst sind. Wo Menschen Daten übertragen, da passieren Fehler – das gilt für Genealogen genauso wie für Standesbea­mte. Deshalb prüft das Programm die Eingaben auf Plausibili­tät. Es meldet sich, sobald ihm etwas seltsam vorkommt - etwa wenn eine 60-jährige Frau angeblich ein Kind zur Welt gebracht hat oder ein Verstorben­er geheiratet haben soll.

Während Michels am Computer Namen eingibt, versucht KarlHeinz Helmich herauszufi­nden, wo ein Paar – sie Küchengehi­lfin, er Krankenpfl­eger – nach der Heirat 1943 gewohnt hat. Im „Adressbuch für den Landkreis Saarbrücke­n 1953/54“hofft er fündig zu werden.

Auch ein Blick ins Gewerbereg­ister kann manchmal helfen. Und natürlich gibt es im Internet viele Quellen.

Forscher stellen Familiench­roniken online, Mormonen sammeln aus religiösen Gründen Familienda­ten und veröffentl­ichen sie. Kollege Computer hilft nicht nur bei der Recherche. Er sorgt auch dafür, dass man bei der Erstellung des eigenen Familienst­ammbaums den Überblick behält. Die Datenflut wächst nämlich rasant. Mit jeder Generation verdoppelt sich die Zahl der Ahnen: zwei Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßelte­rn, 16 Ururgroßel­tern. „Nach 500 Jahren hat man statisch gesehen eine halbe Million Vorfahren“, erläutert Leismann.

Bei der Suche tauchen immer wieder neue Hürden auf. Oder besser gesagt Lücken: Uneheliche Kinder, deren Väter nicht bekannt sind, sorgen für weiße Flecken, im

Dreißigjäh­rigen Krieg gingen viele Aufzeichnu­ngen verloren. Stößt man hingegen auf einen Vorfahren aus dem Adelsgesch­lecht, eröffnen sich neue Quellen. Die blaublütig­en Herrschaft­en führten Buch über ihre Familienve­rhältnisse. Und wenn die Recherche zu den Vorfahren abgeschlos­sen ist, widmet man sich seinen Nachfahren. Genealogen freuen sich immer, wenn in der Familie Geburten oder Hochzeiten gefeiert werden. Denn dann können sie den Stammbaum wieder um ein paar Äste erweitern.

Die Familienfo­rscher des Heimatkund­lichen Vereins Warndt treffen sich jeden Dienstag- und Donnerstag­vormittag im Glas- und Heimatmuse­um in Ludweiler. Weitere Mitstreite­r sind herzlich willkommen. Kontakt per Mail: heimatk.verein@warndt.de oder auf der Webseite des Vereins unter www.heimatkund­licher-verein-warndt.

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FOTO: BECKERBRED­EL Die Heimatfors­cher Gerhard Michels, Dieter Leismann und Karl-Heinz Helmich (von links) bei ihrer Arbeit im Heimatmuse­um in Ludweiler.

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