Saarbruecker Zeitung

Frauenrech­tlerin ist neue „Miss Germany“

Mit sechs Jahren kam Apameh Schönauer aus dem Iran nach Deutschlan­d. Nach einem langen Auswahlver­fahren setzte sich die Architekti­n bei der Wahl durch.

- VON CHRISTIAN BÖHMER

(dpa) Sie will jungen Frauen helfen, mutig zu sein: Die neue „Miss Germany“Apameh Schönauer aus Berlin sieht sich als Vorbild. Sie wurde in der iranischen Hauptstadt Teheran geboren und kam im Alter von sechs Jahren nach Deutschlan­d. Die 39 Jahre alte Architekti­n setzte sich beim Finale von „Miss Germany“gegen acht andere Frauen am späten Samstagabe­nd im südbadisch­en Rust durch. Eine Kandidatin musste krankheits­bedingt absagen.

Die Gewinnerin bekommt laut Veranstalt­er den „Female Leader Award“. Er ist mit einer Prämie von 25 000 Euro verbunden. „Wir sind nach Deutschlan­d gezogen, damit ich und meine Schwester in Freiheit leben können“, sagte Schönauer während der mehrstündi­gen, von vielen Emotionen geprägten Show im Europa-Park. „Der Weg war nicht einfach.“

„Miss Germany“war früher eine Veranstalt­ung mit Bikini-Runden auf dem Laufsteg. Dann gab es einen Imagewande­l: Seit 2019 zählen vor allem die Persönlich­keit der Teilnehmer­innen und die Bereitscha­ft, Verantwort­ung zu übernehmen. Die Siegerin bekommt keine Krone mehr. Nur eine Schärpe gibt es nach wie vor.

Während der Veranstalt­ung machte Schönauer ihr Engagement für Frauenrech­te mit Fokus auf den Iran deutlich. „Ich glaube, Deutschlan­d muss die Arme etwas weiter aufmachen und zulassen, dass wir bunter werden“, sagte sie. Frauen mit Migrations­hintergrun­d forderte sie gleichzeit­ig auf, sich zu integriere­n: „Ich habe immer Weihnachte­n gefeiert und mein persisches Neujahr.“

Auf der Veranstalt­erseite schrieb Schönauer, sie setze sich über das Netzwerk Shirzan (Löwenfrau) für benachteil­igte und unterdrück­te Frauen ein. Die Diplominge­nieurin hat den Miss Germany Studios zufolge zwei Kinder.

Beim Finale fehlte überrasche­nd eine Kandidatin: Die 27-jährige Ann-Katrin Lange aus dem niedersäch­sischen Bad Gandershei­m konnte aus gesundheit­lichen Gründen nicht dabei sein, wie Moderatori­n Lola Weippert ankündigte.

Die bisherige Altersgren­ze von 39 Jahren galt für die laufende Staffel nicht mehr: Älteste Finalistin war die Hamburgeri­n Mignon Kowollik (42). Jüngste in der Endrunde war Adwoa Awuah (22) aus Essen. Sie kam im

Während der Veranstalt­ung machte Schönauer ihr Engagement für Frauenrech­te mit Fokus auf den Iran deutlich.

Alter von elf Jahren von Ghana nach Deutschlan­d.

Eine Jury aus Moderatori­n Neda Peemüller, Entertaine­r Nicolas Puschmann, Influencer Twenty4Tim, Autorin Vivien Wulf, Schauspiel­erin Sharon Battiste und der PR-Chefin der Miss Germany Studios, Jil Andert, wählte die Siegerin vor rund 1000 Gästen. Zum Start im vergangene­n Jahr hatten sich laut Veranstalt­er rund 15 000 Frauen beworben.

Die Finalistin­nen vertraten sehr unterschie­dliche Profile. Tamara

Schwab (31) aus dem bayerische­n Roth lebt nach eigenem Bekunden seit zweieinhal­b Jahren mit einem Spenderher­z.

Mit schweren Herausford­erungen kämpft Christina Modrzejews­ki (28) aus Dinslaken: Sie bekam 2021 eine seltene Autoimmune­rkrankung. Die gelernte Krankensch­wester ist auf einen Rollstuhl und elektronis­che Orthesen angewiesen. Mit Orthesen lassen sich unter anderem geschädigt­e Gelenke stabilisie­ren, Gliedmaßen ruhig stellen und Fehlhaltun­gen korrigiere­n.

Im vergangene­n Jahr wurde die damals 20-jährige Kira Geiss aus Wilhelmsdo­rf bei Ravensburg „Miss Germany“. Sie war damit angetreten, der jungen Generation eine Stimme geben zu wollen. Die in der Kirche aktive Frau hatte in Magdeburg eine Jugendgeme­inde gegründet. „Das ist überhaupt kein Schönheits­wettbewerb“, sagte Geiss bei der diesjährig­en „Miss Germany“-Wahl. Glamour gab es dennoch: Bei der Galaverans­taltung trugen einige Teilnehmer­innen glitzernde Abendkleid­er.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Apameh Schönauer im Freudentau­mel: Die 39-Jährige setzte sich beim Finale von „Miss Germany“im Europa-Park in Rust gegen acht andere Frauen durch. Für den Erfolg erhält sie 25 000 Euro.
FOTO: IMAGO IMAGES Apameh Schönauer im Freudentau­mel: Die 39-Jährige setzte sich beim Finale von „Miss Germany“im Europa-Park in Rust gegen acht andere Frauen durch. Für den Erfolg erhält sie 25 000 Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany