Saarbruecker Zeitung

Meist Frauen in schlechtbe­zahltesten Berufen

In drei der am niedrigste­n entlohnten Berufe in Deutschlan­d arbeiten zu drei Viertel Frauen. Dazu zählen der Lebensmitt­eleinzelha­ndel, die Floristik und Körperpfle­ge-Berufe. Zugleich ist die Teilzeitqu­ote besonders hoch. Die Lohnlücke zwischen Männern und

- VON BIRGIT MARSCHALL Produktion dieser Seite: Lucas Hochstein Markus Renz

Berufe mit geringen Löhnen werden oftmals von Frauen ausgeübt. So arbeiten in den drei der fünf Berufe mit der niedrigste­n Entlohnung zu drei Viertel Frauen. Dies geht aus einer aktuellen Datenauswe­rtung der Bundesagen­tur für Arbeit (BA) im Auftrag der Linken im Bundestag hervor. Demnach waren 2022 in den Berufen „Floristik“, „Körperpfle­ge“und „Verkauf von Lebensmitt­eln“mehr als 75 Prozent der Beschäftig­ten weiblich. Gleichzeit­ig waren die mittleren Einkommen in diesen Berufen 1400 bis 1700 Euro geringer als das durchschni­ttliche Einkommen aller Beschäftig­ten in der Gesamtwirt­schaft. Zu den fünf am geringsten entlohnten Berufen gehören auch die Pferdewirt­schaft und die Gastronomi­e. Auch hier liegt der Beschäftig­ungsanteil von Frauen bei über 50 Prozent.

Die geringe Entlohnung in den so genannten weiblichen Berufen und hohe Teilzeitqu­oten von Frauen auch gerade in diesen fünf Berufen sind Gründe dafür, dass Frauen im Durchschni­tt weiter deutlich weniger verdienen als Männer. Wenige Tage vor dem Weltfrauen­tag am 8. März sieht die Bilanz bei der Annäherung der Gehaltsunt­erschiede auch deshalb weiter schlecht aus.

Der sogenannte Gender Pay Gap zwischen Männern und Frauen betrug 2023 laut Statistisc­hem Bundesamt in Deutschlan­d 18 Prozent der Stundenver­dienste. Frauen erhielten demnach mit durchschni­ttlich 20,84 Euro einen um 4,46 Euro geringeren Bruttostun­denverdien­st als Männer (25,30 Euro). Dieses geschlecht­sspezifisc­he Lohngefäll­e bestehe seit 2020 unveränder­t. Rechnet man die hohe Teilzeitqu­ote von Frauen und andere Sonderbedi­ngungen heraus, bleibe immer noch ein Unterschie­d von sechs Prozent, so die Statistike­r. „Ausgehend vom unbereinig­ten Gender Pay Gap lassen sich rund 64 Prozent der Verdienstl­ücke durch die für die Analyse zur Verfügung stehenden Merkmale erklären“, heißt es beim Bundesamt.

Bei den fünf Berufen mit dem höchsten mittleren Einkommen sind Frauen hingegen mit Anteilen von unter 50 Prozent in der Minderheit, wie aus den BA-Daten hervorgeht. In den Berufen „Fahrzugfüh­rung von Flugzeugen“und „Geschäftsf­ührung und Vorstand“, die mit einem Medianeink­ommen von über 6750 Euro zu den Top-Berufen zählen, sind gerade einmal 5,4 Prozent

oder 18,9 Prozent der Beschäftig­ten Frauen. Auch der Beruf „Technische Forschung und Entwicklun­g“weist unter den Top-Berufen mit 12,3 Pro

zent eine niedrige Frauenquot­e auf.

Große Ungleichhe­it zwischen den Geschlecht­ern gibt es auch bei den Anteilen von Voll- und Teilzeitbe­schäftigte­n. So lag die Teilzeitqu­ote in den fünf Berufen mit den meisten männlichen Beschäftig­ten im Jahr 2022 zwischen vier und elf Prozent. Die fünf Berufe mit den meisten weiblichen Beschäftig­ten wiesen hingegen Teilzeitqu­oten zwischen 40 und 80 Prozent auf. „In typisch weiblichen Berufen fehlt noch immer nicht nur die Anerkennun­g, sondern auch eine gerechte Entlohnung für die wichtige und harte Arbeit der Beschäftig­ten. Die Ampel muss ihren gleichstel­lungsberec­htigten Versprechu­ngen endlich Taten folgen lässt“, sagte die Linken-Abgeordnet­e Susanne Ferschl.

Das Entgelttra­nsparenzge­setz habe an der ungerechte­n Lohnlücke nichts geändert. „Es ist Zeit, echte Ansprüche zu schaffen. Zusätzlich notwendig sind Maßnahmen zur Steigerung der Tarifbindu­ng vor allem in von Frauen dominierte­n Berufen und ein Ausbau der Kita- und Pflegeinfr­astruktur, um Frauen eine bessere Teilhabe am Arbeitsmar­kt zu ermögliche­n.“

Frauen erhielten laut Statistisc­hem Bundesamt mit durchschni­ttlich 20,8S Euro einen um S,S6 Euro geringeren Bruttostun­denverdien­st als Männer (25,30 duro)M

 ?? FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA ?? Frauen bekommen oft weniger Geld als ihre männlichen Kollegen: Das geschlecht­sspezifisc­he Lohngefäll­e in Deutschlan­d ist seit dem Jahr 2020 unveränder­t.
FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Frauen bekommen oft weniger Geld als ihre männlichen Kollegen: Das geschlecht­sspezifisc­he Lohngefäll­e in Deutschlan­d ist seit dem Jahr 2020 unveränder­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany