Saarbruecker Zeitung

Saar-SPD rügt Lauterbach­s Cannabisge­setz

Die SPD-Fraktion im Saar-Landtag ist unzufriede­n mit dem vom Bund verabschie­deten CannabisGe­setz. Auch CDU- und AfD-Fraktion halten sich mit Kritik nicht zurück.

- VON FLORIAN RECH

Die SPD im saarländis­chen Landtag hat das Gesetz zur Teillegali­sierung von Cannabis aus dem SPD-geführten Bundesgesu­ndheitsmin­isterium stark kritisiert. Die SPD-Fraktion begrüße insgesamt die Entkrimina­lisierung von Cannabis, denn „die vorherige Drogenverb­otspolitik ist gescheiter­t“, so der stellvertr­etende SPDFraktio­nsvorsitze­nde Pascal Arweiler. Allerdings sei das nun am Freitag vom Bundestag verabschie­dete Cannabis-Gesetz „mehr als handwerkli­ch schlecht gemacht“, sagte Arweiler.

Für die SPD-Fraktion im Saarland ergeben sich bei der konkreten Umsetzung des Gesetzes „mehr Fragen als Antworten“. So sei aktuell zum Beispiel die Frage der Finanzieru­ng von Kontrollen und Cannabis-Prävention­sprogramme­n vollkommen offen. Die SPD-Fraktion hofft nun, dass im Bundesrat das Gesetz noch angepasst wird, damit aus einem „nicht so guten Gesetz ein gutes gemacht wird“, so Arweiler für die SPD. Vor allem fordert die SPDFraktio­n mehr Geld vom Bund zur

Umsetzung des Gesetzes.

Für die CDU-Fraktion ist dagegen jetzt schon klar, dass das Gesetz vom Bundesrat in den Vermittlun­gsausschus­s geschickt und am besten gestoppt werden soll. „Wir fordern die saarländis­che Landesregi­erung auf, im Bundesrat alles zu tun, um das Gesetz zu verhindern“, sagte CDU-Fraktionsc­hef Stephan Toscani. Sollte das nicht gelingen, solle das Saarland „dem Vorbild Bayerns folgen und das Cannabisge­setz so streng und restriktiv wie möglich auslegen“, so Toscani.

Die bayrische Landesregi­erung hatte bereits am Freitag angekündig­t, das Gesetz möglichst streng auszulegen, „um den Konsum zu Genusszwec­ken einzudämme­n“. Toscani nannte das Cannabisge­setz ein „Dealerschu­tzgesetz“und „Drogenkons­umFörderun­gsgesetz“mit negativen Auswirkung­en für das Saarland. „Weil wir durch die Grenznähe zu Frankreich und Luxemburg befürchten müssen, dass das Saarland zu einem Drogenumsc­hlagplatz wird, deshalb sind wir strikt gegen dieses Gesetz“, erklärte der CDU-Chef.

Ob es durch das Cannabis-Gesetz tatsächlic­h zu Drogentour­ismus im Saarland kommen wird, ist fraglich. Denn Menschen ohne Wohnsitz in Deutschlan­d haben auch mit dem neuen Gesetz keine Möglichkei­t, Cannabis legal im Saarland zu erwerben. Luxemburg hat Cannabis zudem schon 2023 teillegali­siert. Die CDU befürchtet dennoch „Anziehungs­effekte“durch eine Lockerung der deutschen Cannabispo­li

tik. „Wenn man leichter an Drogen rankommt, zieht das Konsumente­n nicht nur aus Deutschlan­d an“, sagt der CDU-Fraktionsv­orsitzende.

Die Landesregi­erung müsse jetzt klären, wie sie zu diesem Gesetz steht. „Der Gesundheit­sminister hat sich dafür ausgesproc­hen, der Innenminis­ter dagegen. Wo steht eigentlich die Ministerpr­äsidentin in dieser Sache? Duckt sie sich weg oder findet sie jetzt auch endlich eine Position?“, so Toscani weiter.

Auch die AfD-Fraktion im Landtag spricht sich für eine restriktiv­e Auslegung des neuen Cannabisge­setzes aus. „Weil es eine Droge ist, neige ich dazu, das möglichst streng zu handhaben“, sagte der AfD-Frak

tionschef Josef Dörr.

Obwohl es sich beim neuen Cannabis-Gesetz um ein Bundesgese­tz handelt, ist ein großer Teil der Umsetzung Aufgabe der Bundesländ­er. „Anwendung und Auslegung der Regelungen obliegen den vollziehen­den Behörden und Gerichten“, sagte das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium auf Anfrage unserer Zeitung. Das kann zur Folge haben, dass alle 16 Bundesländ­er unterschie­dliche eigene Regelungen insbesonde­re für Cannabis-Anbauverei­ne erlassen. Wie die saarländis­che Landesregi­erung das Cannabis-Gesetz umsetzen will – besonders streng oder liberal – ist noch unklar.

Allerdings äußerte sich die Landesregi­erung zuletzt auch kritisch zum Gesetz. So kündigte Bettina Altesleben, Gesundheit­sstaatssek­retärin und Landesdrog­enbeauftra­gte an, prüfen zu lassen, ob das Saarland im Bundesrat zum CannabisGe­setz den Vermittlun­gsausschus­s anrufen will. Altesleben kritisiert besonders die fehlende Finanzieru­ng von Drogenpräv­entionspro­grammen durch den Bund. Mehrere Bundesländ­er haben bereits angekündig­t, sich im Bundesrat gegen das Gesetz auszusprec­hen. Im Vermittlun­gsausschus­s könnten die Vertreter der Länder noch weitreiche­nde Änderungen am CannabisGe­setz erzwingen und das Gesetz ausbremsen.

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FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS7­DPA Alle Fraktionen im Landtag, auch die SPD, kritisiere­n das neue Cannabis-Gesetz.

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