„Die Politik muss jetzt ein Zeichen setzen“
Der neue Präsident der saarländischen Landwirtschaftskammer, Erhard Ecker, kündigt die Fortsetzung des Kampfes für gerechtere Wettbewerbsbedingungen an.
Erhard Ecker aus Rehlingen-Siersburg ist neuer Präsident der Landwirtschaftskammer des Saarlandes. Die Vollversammlung wählte ihn am Montag einstimmig zum Nachfolger von Franz Josef Eberl, der im Sommer 2023 tödlich verunglückt ist. Ecker bewirtschaftet in Niedaltdorf 180 Hektar landwirtschaftliche Fläche, 40 Hektar davon liegen auf französischem Gebiet. Zum Hof gehören 64 Milchkühe und 150 Legehennen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Ackerbau.
Ecker tritt das Amt in schwierigen Zeiten für die Landwirte an, die in jüngster Zeit durch ihre Traktorenproteste auffallen. Den Bauern geht es um eine Kehrtwende in der Landwirtschaftspolitik der Ampel-Bundesregierung, aber auch der EU. So haben zeitgleich zur Vollversammlung der Saar-Landwirtschaftskammer, Bauern aus EU-Nachbarstaaten mit lautstarken Protesten die Regierungszentrale in Brüssel lahmgelegt.
Es sei höchste Zeit, die Arbeitsbedingungen der Landwirte zu verbessern und damit auch ein Höfesterben zu verhindern, mahnt Ecker nach seiner Wahl. Denn die Verhältnisse stünden derzeit auf dem Kopf. „Es kann nicht sein, dass wir als deutsche Bauern unsere Produkte zu Weltmarktpreisen verkaufen müssen, aber die Bedingungen zur Erzeugung von Produkten aus der Landwirtschaft weltweit völlig andere sind. Alleine schon der Mindestlohn ist in der EU unterschiedlich. Noch krasser wirkt sich der Unterschied aus, wenn man die Zustände mit hergestellten und importierten Produkten etwa aus Afrika oder Brasilien vergleicht, die bei uns auf den Markt gedrückt werden. Wir leiden in Deutschland unter einer klaren Wettbewerbsverzerrung“, kritisiert Ecker.
Zwar seien auch die deutschen Bauern eindeutig für Klima- und Naturschutz, das Ganze nehme aber mittlerweile mit vielen Auflagen unvertretbare Ausmaße an. „Solche Auflagen wie bei uns gibt es in anderen Ländern und vor allem solchen außerhalb der EU nicht. Man kann nicht von deutschen Bauern verlangen, nach all diesen Kriterien zu produzieren, aber außerhalb der EU interessiert das niemanden.“
Ecker sieht die Politik in Brüssel und Berlin gefordert, für gleiche Wettbewerbsbedingungen zu sorgen. Zumal die deutschen Landwirte wegen der vielen Auflagen auch sehr viel Geld in die Hand nehmen müssten, um etwa den Neubau von Ställen zu finanzieren, damit die Tiere mehr Lebensqualität haben. „Gute Bedingungen in der Tierhaltung sind uns sehr wichtig. Durch all die Auflagen werden aber auch unsere Produkte viel teurer im Vergleich zu Nahrungsmittelproduzenten außerhalb der EU.“Damit sei am Ende niemandem geholfen, erst recht nicht solchen Verbrauchern, die auf Qualität und regionale Produkte achten wollen, zugleich aber sehr genau rechnen müssen, was sie sich leisten können.
Als einen Weg in die völlig falsche Richtung sieht Ecker Zustände an, wie sie derzeit in Frankreich anzutreffen seien. „Dort wird jedes Jahr eine Million Tonnen Geflügelprodukte importiert, vor allem aus Brasilien und Argentinien. Aus Ländern, in denen es keinen Tierschutz, kein Tierwohl und weniger Umwelt- und Naturschutz gibt. Solche Formen des Imports belasten dann in der Folge massiv die Wettbewerbsbedingungen“, kritisiert Ecker.
Nach seiner Ansicht dürften wir eigentlich „nur noch Nahrungsmittel aus Ländern in unser Land reinlassen, in denen vergleichbare Wettbewerbsbedingungen gelten“. Doch an dieser Stelle räumt er selbst ein, dass solche politischen Eingriffe auf freien Märkten wohl nur sehr schwer durchzusetzen sind. Deshalb sei es an der Zeit, jetzt als ersten Schritt gemeinsam mit der Bundespolitik und möglichst auch den Entscheidern auf EU-Ebene vor allem für eine Einsicht zu kämpfen: „Umwelt- und Klimaschutz geht uns alle an. Nicht national, sondern weltweit.“Hoffnungen setzt der neue Präsident der saarländischen Landwirtschaftskammer auch auf die Verbraucher und ihr Einsehen beim Einkauf, dass Qualität, Regionalität und die Arbeit der deutschen Landwirte auch ihren Preis haben.
Die Proteste der Saar-Landwirte gegen die Sparpläne der Bundesregierung werden wohl weitergehen. Zwar plant man in Berlin wohl nicht mehr, den Rotstift bei der Kfz-Steuerbefreiung in der Landwirtschaft anzusetzen, aber eine Kürzung der Förderung beim Agrar-Diesel steht immer noch auf der Agenda. Deshalb will Ecker jetzt wissen, ob die Bundesregierung bei ihren Plänen bleibt oder den Bauern womöglich andere attraktive Zugeständnisse macht. Etwa durch einen deutlichen Abbau der Bürokratie. Diese
fülle inzwischen einen Großteil der Arbeit jedes Landwirtes aus. Die Saar-Landwirte stünden jedenfalls für weitere Aktionen bereit. „Die Politik muss jetzt ein Zeichen setzen. So kann es für unsere Betriebe nicht weitergehen.“Trotz allem empfiehlt Ecker jungen Menschen, in die Landwirtschaft zu gehen. „Diese müssen sich Nischen suchen. Dann können sie auch erfolgreich sein. Wir haben zum Beispiel im Obst- und Gemüsebau eine klare Unterversorgung in Deutschland, vor allem auch im Saarland. Hier kann man regional noch einiges machen.“