Luxemburger soll Louvre-Büste gestohlen haben
Ein Luxemburger steht in den Vogesen unter Verdacht, eine 80 Kilo schwere Büste gestohlen zu haben. In seinem Haus wurde noch mehr gefunden.
(sop) Das Strafgericht von Épinal will einem Luxemburger den Prozess machen. Dem Mann aus dem Großherzogtum wird vorgeworfen, im Sommer 2022 eine Büste eines griechischen Halbgottes in den Vogesen gestohlen zu haben. Dabei wiegt die Büste knapp 80 Kilo. Sie stand in den Thermen von Plombières-lesBains, wohin sie 1934 als Leihgabe aus dem Pariser Louvre eingezogen war. Die Direktion der Thermen hatte das Fehlen der Büste Anfang August 2022 festgestellt. Zu diesem Zeitpunkt war die Kureinrichtung wegen Arbeiten geschlossen.
Die Büste stellt Herakles dar, in der römischen Mythologie bekannt als Herkules. Obwohl es sich um eine Kopie aus dem 19. Jahrhundert handelt, soll sie nach Angaben der nationalen Gendarmerie knapp 30 000 Euro wert sein. Das Gericht in Épinal übertrug die Ermittlungen an die Spezialheinheit BRI. Die Gendarmen verbreiteten die Diebstahlmeldung national und international und arbeiteten mit dem Zentralen Kriminalistischen Nachrichtendienst (SCRC) der Gendarmerie und der Zentralstelle für Bekämpfung von illegalem Handel mit Kulturgütern (OCBC) zusammen.
Ermittlungen in der Nachbarschaft führten zu einem in Luxemburg zugelassenen Nutzfahrzeug, das zum Zeitpunkt der Tat in der Nähe der Thermen gesichtet worden war. Die Gendarmen machten als Fahrer einen Luxemburger aus, der gerade ein Haus in den Vogesen renovierte. Bei der Hausdurchsuchung fanden sie die entwendete Büste „etwas beschädigt“. Ebenso: Zwölf Stühle und zwei Lithografien, die auch aus den Thermen stammen sollen. Wie der Regionalsender „France Bleu Lorraine Nord“berichtet, wurde der
Prozessbeginn nun auf September verschoben. Demnach haben die Richter ein psychiatrisches Gutachten angeordnet. Es ist bereits die zweite Verschiebung des Prozesses.
In Frankreich wird der Diebstahl von Kulturgütern im Strafgesetzbuch gesondert behandelt und mit sieben Jahren Haft und 100 000 Euro Geldbuße bestraft. Um die Gendarmen vor Ort, die meist als erste mit solchen Fällen zu tun haben, zu unterstützen, wurde vor fast 50 Jahren die Zentralstelle zur Bekämpfung des illegalen Handels mit Kulturgütern (OCBC) eingerichtet.
Als kurioses Detail zu diesem Fall entpuppt sich ein Abschnitt aus der Mitteilung der Gendarmen. Sie kamen beim Verfassen im Sommer 2022 nicht um einen Verweis auf die traditionsreiche Kur-Geschichte von Plombières-les-Bains umhin. Die Gemeinde gehört mit Vittel und Contrexéville zu den bekanntesten Kurorten in den französischen Vogesen. Sie sei „mit ihrem einzigartigen Thermalkulturerbe ein Muss unter den französischen Kurorten. Napoléon III, Montaigne, Musset und Berlioz ließen sich hier von ihren Leiden kurieren“, hielten die Beamten fest.