Saarbruecker Zeitung

Stadt Metz will Geschäftss­traße neu beleben

Früher war sie der Stolz der Stadt Metz und auch Menschen aus dem Saarland bummelten gerne über die Rue Serpenoise. Bis die Einkaufsme­ile zum Sorgenkind wurde. Nun sind hier Bauzäune aufgestell­t. Was wird sich ändern?

- VON SOPHIA SCHÜLKE

im Metzer Zentrum zum Bummeln geht, landet früher oder später in der Rue Serpenoise. Dieser geraden, langen Einkaufsst­raße, die am Kaufhaus Galeries Lafayette beginnt und in der sich zu beiden Seiten Geschäfte, Boutiquen und Kaufhäuser dicht an dicht drängen. Derzeit gerät der Bummel, vorbei an Bauzäunen und Baugruben, aber zum Hindernisl­auf. Doch in den vergangene­n Jahren gab es hier immer mehr Leerstände und aus der ehemaligen Prachtstra­ße des Konsums drohte ein Sorgenkind fürs Image zu werden. Daher soll die Rue Serpenoise ein neues Gesicht bekommen, und auch ein Abschnitt von ihrer Erweiterun­g, der Rue Ladoucette vor dem Einkaufsze­ntrum Saint-Jacques.

Geplant ist nicht nur ein neues Pflaster, sondern das Konzept „La Serpentine“. Dahinter verbirgt sich ein schmaler Streifen mit Bepflanzun­gen, Metallstru­kturen und Bänken, der sich in der Mitte der breiten Straße entlang ziehen soll. „Ein pflanzlich­er und spielerisc­her Weg zur Wiederverz­auberung des Herzens der Metropole“, nennt es die Stadt Metz.

Zwölf Ruheinseln mit Sitzgelege­nheiten, Blumen, Bäumen, Wasservern­eblern und Klanginsta­llationen gehören dazu. „La Serpentine“soll Treffpunkt und Mittel zur Wiederbele­bung sein. „Die Serpentine wird

wieder Lust machen, im Zentrum von Metz spazieren zu gehen, sie wird auch Touristen anziehen“, erklärte François Grosdidier. Der konservati­ve Bürgermeis­ter von Metz hofft, dass die umgestalte­te Geschäftss­traße ihren neuen Charme dann vor allem während der Weihnachts­zeit entfalten wird.

Außerdem soll das ehemalige Printemps-Kaufhaus umgebaut werden – mit zwei Geschäften im Erdgeschos­s und Wohnungen. Die Kosten für die Neugestalt­ung der Straße betragen insgesamt mindestens 2,5 Millionen Euro, ohne Steuern. Davon sind 270 000 Euro für die Beleuchtun­g der Fassaden und der „Serpentine“eingeplant. Den Zuschlag für das „Serpentine“-Projekt hat die Stadtplanu­ngsagentur Villes&Paysages aus Lyon erhalten.

In beiden Straßen haben die Arbeiten mit der Erneuerung von Leitungen im Boden begonnen. In der Rue Serpenoise sind die ersten Steine für das neue Granit-Pflaster bereits gelegt und schauen manchmal schon recht hell unter der Abdeckplan­e hervor. Die ersten Strukturen für die Ruheinseln sollen bis zum Sommer montiert sein, der Bereich vor dem ehemaligen Printemps-Kaufhaus folgt erst im kommenden Jahr. In der Rue Ladoucette soll das neue Pflaster im Frühsommer verlegt werden. Im Sommer kommenden Jahres sollen alle Arbeiten abgeschlos­sen sein.

Der Zeitplan nehme größtmögli­che Rücksicht auf die Händler, deren Geschäfte während der Bauarbeite­n offenbleib­en. „Während des Sommerschl­ussverkauf­s und der Weihnachts­märkte werden die

Bauarbeite­n auf ein Minimum reduziert“, erklärte Bertrand Duval, Vizepräsid­ent der Eurométrop­ole, der für Straßen und öffentlich­e Räume zuständig ist.

An dem Projekt gibt es aber auch Kritik. Vor allem von der mehrheitli­ch rot-grünen „Unis“-Opposition­sgruppe im Metzer Stadtrat. „Lieber ein richtiges Rettungsko­nzept für den Handel im Zentrum als einen Streich mit dem Zauberstab, der mehrere Millionen Euro kostet“, teilte Jérémy Roques, „Unis“-Vorsitzend­er, auf Facebook mit. Es bedürfe stattdesse­n eines Großprojek­ts, das mit Geschäftsl­euten und Anwohnern abgestimmt wird, um die zu großen und zu teuren Geschäftsz­ellen zu renovieren und die Fußgängerz­one neu zu gestalten.

„Wir schlagen vor, einen Innenstadt­grundbesit­zer einzuricht­en, der die Geschäftsz­ellen kauft, neu aufteilt und weiterverk­auft, und einen Innenstadt­manager einzusetze­n“, erklärt Roques. Die Arbeiten in der Straße, die vor nicht einmal zehn Jahren saniert wurde, werden die Geschäfte der Händler trüben. Zudem laufe die „Serpetine“-Konstrukti­on Gefahr, die Architektu­r der Straße hinter Bäumen verschwind­en zu lassen, lauten weitere Kritikpunk­te.

Die Rue Serpenoise ist seit Jahrzehnte­n eine wichtige Geschäftss­traße im Metzer Zentrum und seit 1979 Fußgängerz­one. Im vergangene­n Jahrzehnt sahen sich die Händlerinn­en und Händler der beliebten Einkaufsst­raße wachsenden Herausford­erungen gegenüber, und das nicht nur aufgrund des Booms des Onlinehand­els und den Geschäftss­chließunge­n der CovidKrise. Denn 2014 öffnete mit dem Waves Actisud in Moulins-lès-Metz ein großes Einkaufsze­ntrum vor den Toren der Stadt. Und 2017 folgte mit dem Einkaufsze­ntrum Muse direkt neben dem Centre Pompidou Metz ein zweites Zentrum, nicht weit vom historisch­en Stadtkern entfernt.

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FOTO: BKBS Millionenp­rojekt in Metz: So soll die Einkaufsst­raße Rue Serpenoise bald aussehen.
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FOTO: SOPHIA SCHÜLKE Die Rue Serpenoise in Metz ist momentan noch voller Baustellen.

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