Stadt Metz will Geschäftsstraße neu beleben
Früher war sie der Stolz der Stadt Metz und auch Menschen aus dem Saarland bummelten gerne über die Rue Serpenoise. Bis die Einkaufsmeile zum Sorgenkind wurde. Nun sind hier Bauzäune aufgestellt. Was wird sich ändern?
im Metzer Zentrum zum Bummeln geht, landet früher oder später in der Rue Serpenoise. Dieser geraden, langen Einkaufsstraße, die am Kaufhaus Galeries Lafayette beginnt und in der sich zu beiden Seiten Geschäfte, Boutiquen und Kaufhäuser dicht an dicht drängen. Derzeit gerät der Bummel, vorbei an Bauzäunen und Baugruben, aber zum Hindernislauf. Doch in den vergangenen Jahren gab es hier immer mehr Leerstände und aus der ehemaligen Prachtstraße des Konsums drohte ein Sorgenkind fürs Image zu werden. Daher soll die Rue Serpenoise ein neues Gesicht bekommen, und auch ein Abschnitt von ihrer Erweiterung, der Rue Ladoucette vor dem Einkaufszentrum Saint-Jacques.
Geplant ist nicht nur ein neues Pflaster, sondern das Konzept „La Serpentine“. Dahinter verbirgt sich ein schmaler Streifen mit Bepflanzungen, Metallstrukturen und Bänken, der sich in der Mitte der breiten Straße entlang ziehen soll. „Ein pflanzlicher und spielerischer Weg zur Wiederverzauberung des Herzens der Metropole“, nennt es die Stadt Metz.
Zwölf Ruheinseln mit Sitzgelegenheiten, Blumen, Bäumen, Wasserverneblern und Klanginstallationen gehören dazu. „La Serpentine“soll Treffpunkt und Mittel zur Wiederbelebung sein. „Die Serpentine wird
wieder Lust machen, im Zentrum von Metz spazieren zu gehen, sie wird auch Touristen anziehen“, erklärte François Grosdidier. Der konservative Bürgermeister von Metz hofft, dass die umgestaltete Geschäftsstraße ihren neuen Charme dann vor allem während der Weihnachtszeit entfalten wird.
Außerdem soll das ehemalige Printemps-Kaufhaus umgebaut werden – mit zwei Geschäften im Erdgeschoss und Wohnungen. Die Kosten für die Neugestaltung der Straße betragen insgesamt mindestens 2,5 Millionen Euro, ohne Steuern. Davon sind 270 000 Euro für die Beleuchtung der Fassaden und der „Serpentine“eingeplant. Den Zuschlag für das „Serpentine“-Projekt hat die Stadtplanungsagentur Villes&Paysages aus Lyon erhalten.
In beiden Straßen haben die Arbeiten mit der Erneuerung von Leitungen im Boden begonnen. In der Rue Serpenoise sind die ersten Steine für das neue Granit-Pflaster bereits gelegt und schauen manchmal schon recht hell unter der Abdeckplane hervor. Die ersten Strukturen für die Ruheinseln sollen bis zum Sommer montiert sein, der Bereich vor dem ehemaligen Printemps-Kaufhaus folgt erst im kommenden Jahr. In der Rue Ladoucette soll das neue Pflaster im Frühsommer verlegt werden. Im Sommer kommenden Jahres sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein.
Der Zeitplan nehme größtmögliche Rücksicht auf die Händler, deren Geschäfte während der Bauarbeiten offenbleiben. „Während des Sommerschlussverkaufs und der Weihnachtsmärkte werden die
Bauarbeiten auf ein Minimum reduziert“, erklärte Bertrand Duval, Vizepräsident der Eurométropole, der für Straßen und öffentliche Räume zuständig ist.
An dem Projekt gibt es aber auch Kritik. Vor allem von der mehrheitlich rot-grünen „Unis“-Oppositionsgruppe im Metzer Stadtrat. „Lieber ein richtiges Rettungskonzept für den Handel im Zentrum als einen Streich mit dem Zauberstab, der mehrere Millionen Euro kostet“, teilte Jérémy Roques, „Unis“-Vorsitzender, auf Facebook mit. Es bedürfe stattdessen eines Großprojekts, das mit Geschäftsleuten und Anwohnern abgestimmt wird, um die zu großen und zu teuren Geschäftszellen zu renovieren und die Fußgängerzone neu zu gestalten.
„Wir schlagen vor, einen Innenstadtgrundbesitzer einzurichten, der die Geschäftszellen kauft, neu aufteilt und weiterverkauft, und einen Innenstadtmanager einzusetzen“, erklärt Roques. Die Arbeiten in der Straße, die vor nicht einmal zehn Jahren saniert wurde, werden die Geschäfte der Händler trüben. Zudem laufe die „Serpetine“-Konstruktion Gefahr, die Architektur der Straße hinter Bäumen verschwinden zu lassen, lauten weitere Kritikpunkte.
Die Rue Serpenoise ist seit Jahrzehnten eine wichtige Geschäftsstraße im Metzer Zentrum und seit 1979 Fußgängerzone. Im vergangenen Jahrzehnt sahen sich die Händlerinnen und Händler der beliebten Einkaufsstraße wachsenden Herausforderungen gegenüber, und das nicht nur aufgrund des Booms des Onlinehandels und den Geschäftsschließungen der CovidKrise. Denn 2014 öffnete mit dem Waves Actisud in Moulins-lès-Metz ein großes Einkaufszentrum vor den Toren der Stadt. Und 2017 folgte mit dem Einkaufszentrum Muse direkt neben dem Centre Pompidou Metz ein zweites Zentrum, nicht weit vom historischen Stadtkern entfernt.