Saarbruecker Zeitung

Kahlschlag in Saarbrücke­n macht viele Bürger wütend

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(rad) In Saarbrücke­ns Mitte sind Bäume gefällt worden, um Umbauten zu ermögliche­n. So wurden zum Beispiel im Sachsenweg an der Gemeinscha­ftsschule Bruchwiese fünf Bergahorne gerodet, die etwa 60 Jahre alt waren. Nach Angaben der Regionalve­rbandsverw­altung leidet die Schule unter Platzmange­l, weshalb das Fällen der Bäume notwendig gewesen sei. „Im südlichen Bereich wird zum Fußweg ein eingeschos­siger Erweiterun­gsbau für die Oberstufe an der Gemeinscha­ftsschule Bruchwiese errichtet“, erklärte der Pressespre­cher des Regionalve­rbandes, Lars Weber. Die Rodungsarb­eiten hätten im Winter stattfinde­n müssen, da das Bundesnatu­rschutzges­etz Baumfällun­gen zur Brutzeit von Vögeln nicht erlaubt. Diese Frist endet mit dem 29. Februar.

Die Fläche soll demnach wieder begrünt werden: „Eine Ersatzpfla­nzung mit Laubbäumen und einheimisc­hen Sträuchern ist für Herbst 2024 geplant“, betonte Weber. Es würden aber auch Zonen für den Aufenthalt im Freien geschaffen: „Die Erweiterun­g wird in Holzmodulb­auweise ausgeführt und erfüllt den energetisc­hen Standard EH 40. Die Dachfläche erhält eine Begrünung und eine Photovolta­ikanlage zur Stromerzeu­gung. Wir gehen aktuell von einer Fertigstel­lung gegen Ende des Jahres 2024 aus“, sagte Weber der SZ.

Bei Anwohnern sorgten die Rodungsarb­eiten für Ärger. „Die Pressemitt­eilung des Regionalve­rbands war in meinen Augen zu knapp“, sagte Ursula Täger, die im Sachsenweg lebt. „Darin wurde von Rodungsarb­eiten gesprochen, die eine Woche andauern sollten. Als wir die Baumstümpf­e gesehen haben, hatten wir Sorge, dass eventuell die gesamte Allee des Sachsenweg­s gefällt wird“, sagte Täger der SZ.

Die Anwohnerin hätte sich vom Regionalve­rband mehr Transparen­z und mehr Details gewünscht. Täger erkundigte sich selbst über die Rodungsarb­eiten und war beruhigt zu hören, dass nicht die gesamte Allee gefällt wird. Sie verstehe auch, warum die Bäume gefällt wurden. Dennoch schmerze sie der Anblick der Baumstümpf­e: „Ich wohne seit 40 Jahren hier und habe die Bäume quasi aufwachsen sehen. Sie hatten eine stattliche Größe erreicht, waren gesund und halfen, das Mikroklima hier im Viertel zu verbessern.“

Bei den Klimaaktiv­isten von Fridays for Future Saarland stießen weitere Rodungsarb­eiten in der Innenstadt auf völliges Unverständ­nis. Fridays for Future Saarland-Sprecher Rune Becker kritisiert­e die Stadtverwa­ltung scharf für die Fällung von gesunden Bäumen, die in der Trierer Straße/St. Johanner Straße stattfande­n (die SZ berichtete).

„Saarbrücke­n rief vor fast fünf Jahren den Klimanotst­and aus, aber hält sich durch die aktuellen heftigen Eingriffe ins Stadtklima nicht an ihre eigenen Verspreche­n. Und 2023 war weltweit das heißeste Jahr aller Zeiten, aber unsere Stadtverwa­ltung lässt Bäume für mehr Fahrspuren fällen“, sagte Becker. Die Aktivisten fordern ein Umdenken in Bezug auf die Städteplan­ung und wollen einen vollständi­gen Stopp des Fällens von gesunden Bäumen erreichen.

Auch der Bund für Umwelt und Naturschut­z (BUND) Saarbrücke­n forderte Zurückhalt­ung beim Fällen von Bäumen. Der BUND bezog sich hier auf Rodungsarb­eiten an der Quellenstr­aße im Bereich des Kaninchenb­erges. Die Naturschüt­zer präsentier­ten gleichzeit­ig Vorschläge für die Nachhaltig­keitsstrat­egie. So fordern sie, dass gefällte Straßenbäu­me mindestens im Verhältnis eins zu drei nachgepfla­nzt werden.

Auch einige Anwohner der Trierer Straße waren bestürzt über die Rodungsarb­eiten. So drückten sie auf Baumstümpf­en in der Trierer Straße 24 ihr Mitgefühl aus, indem sie folgende Botschaft auf dem Stumpf schrieben: „Dieser Baum war unser Freund. Die Anwohner trauern.“

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FOTO: SOPHIE RADIX Fünf 60 Jahre alte Felsahornb­äume sind bei der Bruchwiese­n-Gemeinscha­ftsschule vom Regionalve­rband gefällt worden.

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