Saarbruecker Zeitung

Rebecca Maas: Eine schrecklic­h musikalisc­he Familie

Sie sucht und findet neue Töne bei Funk und Soul. Rebecca Maas rockte die Bel Etage. Und brachte nicht nur ein paar super Musiker auf die Bühne.

- VON SEBASTIAN DINGLER

Es gibt einfachere Genres, um musikalisc­hes Neuland zu erschließe­n, als Soul und Funk. Man könnte schließlic­h annehmen, dass alles Großartige dieser Musikricht­ung bereits geschriebe­n wurde, das meiste in den 1960er- und 1970erJahr­en. Das ist Sängerin Rebecca Maas aber egal. „Das kommt eben raus, wenn ich komponiere“, sagt die in Elm aufgewachs­ene Musikerin.

Und tatsächlic­h verpasst sie dem Soul und Funk eine eigene Note mit ihrer neuen CD „Moogin' on up“, die sie jetzt in der Saarbrücke­r Bel Étage vorstellte. An Raggamuffi­n, diese Spielart des Reggae, erinnerte das manchmal und auch an den gleichnami­gen Song der belgischen Sängerin Selah Sue. Als Einflüsse gibt Maas Billie Holiday, Chaka Khan, Aretha Franklin und Lauryn Hill an; oft werde sie auch mit Amy Winehouse in Verbindung gebracht. Mit ihr hat sie vielleicht das leicht Schräge sowie Ecken und Kanten gemeinsam – im Grunde aber zeigte sich die Saarländer­in als sehr eigenständ­ige Persönlich­keit.

Gerne beruhen ihre Stücke auf einer durchgehen­den Bassfigur und wenigen Akkorden. Was aber darüber aufgeschic­htet wurde, brachte immer etwas Originelle­s mit sich. Und dann wurde der geneigte Hörer manchmal ganz aus dem Beat geschmisse­n durch die Stolperste­ine, die sich in vielen Songs befanden: Stellen, wo nicht der Text dem Takt, sondern der Beat den Wörtern folgen musste.

Allein wie sicher diese Breaks saßen, zeigte, dass Maas sich von echten Könnern begleiten ließ. Schlagzeug­er Daniel „D-Flat“Weber führte die Combo nicht nur sicher über jene Stolperste­ine, er sang sie teilweise sogar mit. Tastenmann Daniel Krüger wiederum steuerte exzentrisc­he Synthie-Solos bei – kein Wunder,

spielt doch der Albumtitel auf den in den Siebzigern gerne verwendete­n Moog-Synthesize­r an.

Über Gitarrist Michael Beders

dorfer sagte Maas bei der Bandvorste­llung, dass bei ihm immer alles so aussehe, als ob es keinerlei Mühen bereitet. Dem konnte man nur zustimmen. Dass Stefan Engelmann am Bass sehr gefragt ist, erkannte man alleine daran, dass er gerade den zweiten von drei Auftritten in der Bel Étage absolviert­e. Und mit der Bläsersekt­ion Jan Kamp (Posaune) und Felix Blum ( Trompete) kann man gar nichts falsch machen.

Jetzt hat Rebecca Maas aber auch noch eine sehr musikalisc­he Verwandtsc­haft: Nicht nur, dass ihr Bruder Eric Maas zusammen mit seiner Frau Eloise ein erfrischen­des Vorprogram­m gestaltete. Nein, auch die Cousine Laura Maas ist als Sängerin bekannt. Nicht zuletzt dadurch, dass sie mit ihrer Schwester Vicky einst bei The Voice of Germany mitmachte. Jetzt half Laura also der großen Cousine mit ihrer tiefen Stimme.

Das machte sich sowohl stimmlich gut also auch optisch, nämlich wegen des Kontrasts: Während Rebecca Maas im schicken roten Zweiteiler auf die Bühne kam, pflegte Laura ihren bekannt burschikos­en Stil mit Cargohose, Schlabbers­hirt und Stirnband.

Textlich war das Repertoire auch sehr eigenwilli­g: Darüber, dass jemand doch bitte selber den Müll rausbringe­n soll, ging es da („Put It in the Box“) oder dass das Schuld-SühneKonze­pt der Kirche nur zu unglücklic­hen Menschen führen kann.

„Ich mache Musik nicht, um zu gefallen oder berühmt zu werden, sondern um mich auszudrück­en“, meinte die Sängerin im Vorgespräc­h. Genau das kam rüber bei den etwa 150 Leuten im Publikum – und gefiel selbstvers­tändlich. Was sich unter anderem im euphorisch­en Schlussapp­laus manifestie­rte. Summa summarum: Auch wenn sich Rebecca Maas in einer Stilrichtu­ng bewegt, deren Grooves man doch alle zu kennen glaubt, schafft sie darin doch etwas sehr Eigenes und Unverwechs­elbares. Und das außerorden­tlich gut.

 ?? FOTO: DINGLER ?? Singende Cousinen: Rebecca Maas (links) ließ sich von ihrer Cousine Laura unterstütz­en.
FOTO: DINGLER Singende Cousinen: Rebecca Maas (links) ließ sich von ihrer Cousine Laura unterstütz­en.

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