Rebecca Maas: Eine schrecklich musikalische Familie
Sie sucht und findet neue Töne bei Funk und Soul. Rebecca Maas rockte die Bel Etage. Und brachte nicht nur ein paar super Musiker auf die Bühne.
Es gibt einfachere Genres, um musikalisches Neuland zu erschließen, als Soul und Funk. Man könnte schließlich annehmen, dass alles Großartige dieser Musikrichtung bereits geschrieben wurde, das meiste in den 1960er- und 1970erJahren. Das ist Sängerin Rebecca Maas aber egal. „Das kommt eben raus, wenn ich komponiere“, sagt die in Elm aufgewachsene Musikerin.
Und tatsächlich verpasst sie dem Soul und Funk eine eigene Note mit ihrer neuen CD „Moogin' on up“, die sie jetzt in der Saarbrücker Bel Étage vorstellte. An Raggamuffin, diese Spielart des Reggae, erinnerte das manchmal und auch an den gleichnamigen Song der belgischen Sängerin Selah Sue. Als Einflüsse gibt Maas Billie Holiday, Chaka Khan, Aretha Franklin und Lauryn Hill an; oft werde sie auch mit Amy Winehouse in Verbindung gebracht. Mit ihr hat sie vielleicht das leicht Schräge sowie Ecken und Kanten gemeinsam – im Grunde aber zeigte sich die Saarländerin als sehr eigenständige Persönlichkeit.
Gerne beruhen ihre Stücke auf einer durchgehenden Bassfigur und wenigen Akkorden. Was aber darüber aufgeschichtet wurde, brachte immer etwas Originelles mit sich. Und dann wurde der geneigte Hörer manchmal ganz aus dem Beat geschmissen durch die Stolpersteine, die sich in vielen Songs befanden: Stellen, wo nicht der Text dem Takt, sondern der Beat den Wörtern folgen musste.
Allein wie sicher diese Breaks saßen, zeigte, dass Maas sich von echten Könnern begleiten ließ. Schlagzeuger Daniel „D-Flat“Weber führte die Combo nicht nur sicher über jene Stolpersteine, er sang sie teilweise sogar mit. Tastenmann Daniel Krüger wiederum steuerte exzentrische Synthie-Solos bei – kein Wunder,
spielt doch der Albumtitel auf den in den Siebzigern gerne verwendeten Moog-Synthesizer an.
Über Gitarrist Michael Beders
dorfer sagte Maas bei der Bandvorstellung, dass bei ihm immer alles so aussehe, als ob es keinerlei Mühen bereitet. Dem konnte man nur zustimmen. Dass Stefan Engelmann am Bass sehr gefragt ist, erkannte man alleine daran, dass er gerade den zweiten von drei Auftritten in der Bel Étage absolvierte. Und mit der Bläsersektion Jan Kamp (Posaune) und Felix Blum ( Trompete) kann man gar nichts falsch machen.
Jetzt hat Rebecca Maas aber auch noch eine sehr musikalische Verwandtschaft: Nicht nur, dass ihr Bruder Eric Maas zusammen mit seiner Frau Eloise ein erfrischendes Vorprogramm gestaltete. Nein, auch die Cousine Laura Maas ist als Sängerin bekannt. Nicht zuletzt dadurch, dass sie mit ihrer Schwester Vicky einst bei The Voice of Germany mitmachte. Jetzt half Laura also der großen Cousine mit ihrer tiefen Stimme.
Das machte sich sowohl stimmlich gut also auch optisch, nämlich wegen des Kontrasts: Während Rebecca Maas im schicken roten Zweiteiler auf die Bühne kam, pflegte Laura ihren bekannt burschikosen Stil mit Cargohose, Schlabbershirt und Stirnband.
Textlich war das Repertoire auch sehr eigenwillig: Darüber, dass jemand doch bitte selber den Müll rausbringen soll, ging es da („Put It in the Box“) oder dass das Schuld-SühneKonzept der Kirche nur zu unglücklichen Menschen führen kann.
„Ich mache Musik nicht, um zu gefallen oder berühmt zu werden, sondern um mich auszudrücken“, meinte die Sängerin im Vorgespräch. Genau das kam rüber bei den etwa 150 Leuten im Publikum – und gefiel selbstverständlich. Was sich unter anderem im euphorischen Schlussapplaus manifestierte. Summa summarum: Auch wenn sich Rebecca Maas in einer Stilrichtung bewegt, deren Grooves man doch alle zu kennen glaubt, schafft sie darin doch etwas sehr Eigenes und Unverwechselbares. Und das außerordentlich gut.