Biden stellt Ramadan-Waffenstillstand in Gaza-Krieg in Aussicht
WASHINGTON Vor der israelischen Botschaft in Washington brennen Kerzen für einen Toten. Gedenken an den 25-jährigen Angehörigen der US Air Force, Aaron Bushnell, der sich am Sonntag aus Protest gegen den Krieg in Gaza mit Benzin überschüttete und anzündete. Dessen Verzweiflungstat war so ungewöhnlich, wie extrem.
Damit kontrastierten die Bilder aus einer Eisdiele in New York, die zeigen, wie Joe Biden entspannt an einer großen Eistüte leckt, die er sich nach der Aufzeichnung eines Interviews mit dem Talkshow-Moderator Seth Meyers gönnte. Quasi nebenbei machte der Präsident Schlagzeilen, als er Optimismus über den Stand der Verhandlungen zu einer längeren Feuerpause in Gaza verbreitete. Israel ist nach Angaben des US-Präsidenten zu einer Kampfpause im Gazastreifen während des muslimischen Fastenmonats Ramadan bereit, wenn es ein Abkommen über die Freilassung von Geiseln gibt.
In dem Interview mit Meyers bekräftigte Biden Israels Recht, sich nach den Terroranschlägen der Hamas vom 7. Oktober zu verteidigen, bei denen die Angreifer 1200 Zivilisten ermordeten und mehr als 250 Geiseln nahmen. Aber nun mit fast 30 000 Toten seien zu viele Palästinenser in Gaza ums Leben gekommen. Ausdrücklich warnte Biden den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu, die mit
Flüchtlingen überfüllte Stadt Rafah anzugreifen. Israel riskiere die verbleibenden Freundschaften in der internationalen Gemeinde, sagte der US-Präsident. „Und das kann nicht im Interesse Israels sein.“
Dass eine weitere Verschärfung der humanitären Lage in Gaza mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen im November auch nicht in seinem eigenen Interesse liegt, daran erinnerte Biden der Widerstand bei den Vorwahlen der Demokraten im Bundesstaat Michigan am Dienstag. Dort hatten Vertreter der starken arabisch-amerikanischen Minderheit dazu aufgerufen, dem Präsidenten einen Denkzettel zu erteilen.
Vor allem unter jungen Amerikanern, progressiven Wählern und an den Universitäten stößt Bidens Israel-Politik auf massive Kritik.