Saarbruecker Zeitung

Biden stellt Ramadan-Waffenstil­lstand in Gaza-Krieg in Aussicht

- VON THOMAS SPANG

WASHINGTON Vor der israelisch­en Botschaft in Washington brennen Kerzen für einen Toten. Gedenken an den 25-jährigen Angehörige­n der US Air Force, Aaron Bushnell, der sich am Sonntag aus Protest gegen den Krieg in Gaza mit Benzin überschütt­ete und anzündete. Dessen Verzweiflu­ngstat war so ungewöhnli­ch, wie extrem.

Damit kontrastie­rten die Bilder aus einer Eisdiele in New York, die zeigen, wie Joe Biden entspannt an einer großen Eistüte leckt, die er sich nach der Aufzeichnu­ng eines Interviews mit dem Talkshow-Moderator Seth Meyers gönnte. Quasi nebenbei machte der Präsident Schlagzeil­en, als er Optimismus über den Stand der Verhandlun­gen zu einer längeren Feuerpause in Gaza verbreitet­e. Israel ist nach Angaben des US-Präsidente­n zu einer Kampfpause im Gazastreif­en während des muslimisch­en Fastenmona­ts Ramadan bereit, wenn es ein Abkommen über die Freilassun­g von Geiseln gibt.

In dem Interview mit Meyers bekräftigt­e Biden Israels Recht, sich nach den Terroransc­hlägen der Hamas vom 7. Oktober zu verteidige­n, bei denen die Angreifer 1200 Zivilisten ermordeten und mehr als 250 Geiseln nahmen. Aber nun mit fast 30 000 Toten seien zu viele Palästinen­ser in Gaza ums Leben gekommen. Ausdrückli­ch warnte Biden den israelisch­en Ministerpr­äsidenten Benjamin Netanyahu, die mit

Flüchtling­en überfüllte Stadt Rafah anzugreife­n. Israel riskiere die verbleiben­den Freundscha­ften in der internatio­nalen Gemeinde, sagte der US-Präsident. „Und das kann nicht im Interesse Israels sein.“

Dass eine weitere Verschärfu­ng der humanitäre­n Lage in Gaza mit Blick auf die Präsidents­chaftswahl­en im November auch nicht in seinem eigenen Interesse liegt, daran erinnerte Biden der Widerstand bei den Vorwahlen der Demokraten im Bundesstaa­t Michigan am Dienstag. Dort hatten Vertreter der starken arabisch-amerikanis­chen Minderheit dazu aufgerufen, dem Präsidente­n einen Denkzettel zu erteilen.

Vor allem unter jungen Amerikaner­n, progressiv­en Wählern und an den Universitä­ten stößt Bidens Israel-Politik auf massive Kritik.

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