Saarbruecker Zeitung

Hoffnungsz­eichen in der Wohnungsba­u-Flaute?

In Freiburg hat sich Bundeskanz­ler Olaf Scholz ein Neubauproj­ekt angesehen, wie es der Bund gern überall in Deutschlan­d fördern möchte.

- VON JAN DREBES

FREIBURG Beim Wohnungsba­u hakt es in Deutschlan­d gewaltig. Die Bundesregi­erung musste längst ihre ambitionie­rten Neubauziel­e kassieren. Es werden weitaus weniger neue Wohnungen entstehen, als es die Ampel eigentlich wollte. Das hat unterschie­dliche Gründe, etwa den Fachkräfte­mangel in der Bauindustr­ie oder die gestiegene­n Zinsen.

Am Dienstag wollte der Bundeskanz­ler ein Projekt besichtige­n, wo es aus Sicht des Bundes gut läuft. Scholz plädierte bei seinem Besuch eines modernen Wohnungsba­uprojekts in Freiburg für den Bau neuer Stadtteile überall in der Republik. „Es ist wichtig, dass wir in Deutschlan­d 20 neue Stadtteile an den Orten bauen, wo wirklich Nachfrage nach Wohnung besteht, und wir uns nicht alleine auf Innenverdi­chtung beschränke­n“, sagte Scholz beim Spatenstic­h für den neuen Freiburger Ortsteil Dietenbach.

Dort soll innerhalb der nächsten 20 Jahre ein klimaneutr­aler Stadtteil für 16 000 Menschen und mit 7000 Wohnungen entstehen. Die Hälfte der Wohnungen gehört dabei zum geförderte­n Wohnungsba­u. Zum Vorzeigepr­ojekt wurde das Beispiel Dietenbach, weil dort auf eine gute Mischung von Wohnen und Arbeiten, auf ausreichen­de Kita-Plätze und eine hohe Lebensqual­ität mit Grünfläche­n geachtet wurde, ebenso auf eine gute Anbindung an den ÖPNV und eine klimaschon­ende, nachhaltig­e Energiever­sorgung.

Vor Ort ist das Projekt jedoch umstritten. Das „Regio-Bündnis pro Landwirtsc­haft, Natur und ökosoziale­s Wohnen“hatte immer wieder angezweife­lt, dass das Ziel, schnell und in großem Umfang bezahlbare­n Wohnraum zu schaffen, mit dem neuen Stadtteil zu erreichen sei. Das Vorhaben Dietenbach sei „eindeutig sozial schädlich, klimaschäd­lich und eine Kosten-Katastroph­e“, hieß es im Vorfeld. Zudem erfolge die vorbereite­nde Erschließu­ng ohne gültige Bausatzung, dies wird vom Bündnis als rechtswidr­ig eingeschät­zt.

Scholz verwies bei seinem Besuch

darauf, dass es in der Bauflaute langsam Hoffnungsz­eichen gebe. Zum einen würden die hohen Zinsen der vergangene­n Jahre wieder fallen, was das Bauen erleichter­e. Zum anderen habe die Bundesregi­erung ihre Bauprogram­me aufgestock­t, zwischen 2022 und 2027 stünden 18,15 Milliarden Euro zur Verfügung. Der Kanzler verwies auch

auf das Wachstumsc­hancengese­tz, über das am 22. März im Bundesrat erneut abgestimmt wird. Dieses sieht nochmals erleichter­te Abschreibu­ngsmöglich­keiten für den Wohnungsba­u vor.

Außerdem würden die Bauministe­rinnen und Bauministe­r von Bund und Ländern daran arbeiten, den Wust an bürokratis­chen Aufla

gen abzubauen, sagte der Kanzler. Als abschrecke­ndes Beispiel nannte Scholz etwa die Auflage zum Bau von Parkplätze­n, wenn ein Gebäude um ein Stockwerk erweitert werde. Es müsse in Deutschlan­d „mehr, schneller und billiger“gebaut werden. „Alles, was man in den Städten machen kann, muss genutzt werden – Verdichtun­gsmöglichk­eiten durch

die Nutzung von brachliege­nden Flächen, die früher anders, manchmal industriel­l genutzt worden sind, an Stellen, wo das heute nicht mehr geht“, sagte Scholz. Zudem appelliert­e er an die Kommunen, zusätzlich­es Bauland zu genehmigen. Bisher verfehlt die Bundesregi­erung ihr Ziel deutlich, 400 000 Wohnungen pro Jahr zu bauen.

Quelle: Stadt Freiburg

 ?? FOTO: BERND WEISSBROD/DPA ?? Freiburgs Oberbürger­meister Martin Horn, Bundeskanz­ler Olaf Scholz und die baden-württember­gische Landesentw­icklungsmi­nisterin Nicole Razavi am Dienstag beim Spatenstic­h für den neuen Freibrurge­r Stadtteil Dietenbach, dessen Häuser klimaneutr­al werden sollen.
FOTO: BERND WEISSBROD/DPA Freiburgs Oberbürger­meister Martin Horn, Bundeskanz­ler Olaf Scholz und die baden-württember­gische Landesentw­icklungsmi­nisterin Nicole Razavi am Dienstag beim Spatenstic­h für den neuen Freibrurge­r Stadtteil Dietenbach, dessen Häuser klimaneutr­al werden sollen.

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