Saarbruecker Zeitung

Briten bekommen neue Geldschein­e mit Charles III.

Im Juni werden in Großbritan­nien die neuen Banknoten in Umlauf gebracht. Eine Ausstellun­g offenbart einen ersten Blick auf sie.

- VON SUSANNE EBNER

Elizabeth II erschien zum ersten Mal auf einer Banknote, als sie noch gar nicht Königin war. Das war im Jahr 1935 und die Britin gerade acht Jahre alt. Ihr Porträt wurde damals auf die kanadische 20-Dollar-Note gedruckt. Ein ungewöhnli­cher Schritt, schließlic­h war sie zu diesem Zeitpunkt nicht einmal die reguläre Thronfolge­rin.

In ihrem Heimatland wurde die Monarchin dann erstmals im Jahr 1960 auf einer Ein-Pfund-Note verewigt. Es war der erste Geldschein der „Bank of England“mit dem Porträt eines Monarchen überhaupt.

Nach dem Tod der Queen am 8. September 2022 werden ab dem 5. Juni nun die Noten in Umlauf gebracht, auf denen König Charles III. abgebildet ist. Zum ersten Mal öffentlich zu sehen sind sie in der Ausstellun­g „The Future of Money“, die am heutigen Mittwoch im „Bank of England Museum“in London eröffnet hat und die Entwicklun­g des Geldes im Laufe der Jahrhunder­te nachzeichn­et.

Gezeigt werden neben römischen Goldbarren auch ein Zählstab aus dem Jahr 1824, auf dem Schulden notiert wurden. Es geht außerdem um Kreditkart­en, den Bitcoin und die Erwägungen der Bank of England zu einem digitalen Pfund.

Besonderes Interesse wecken jedoch die in einem gläsernen Schaukaste­n aufgereiht­en CharlesBan­knoten. Sie sehen fast genauso aus wie die alten: Der neue Fünf-Pfund-Schein ist blau, der Zehn-Pfund-Schein orange, der 20-Pfund-Schein violett und der 50-Pfund-Schein rot. Auf der Vorderseit­e ist jetzt jedoch das Gesicht von König Charles III. statt jenes von Königin Elizabeth II. zu sehen. Wie seine Mutter hat der Monarch einen eher neutralen Gesichtsau­sdruck, der Royal trägt anders als sie jedoch keine Krone und blickt frontal nach vorn.

Laut Jennifer Adam, Kuratorin der Ausstellun­g, hat die Bank of England das Design mit dem Monarchen abgestimmt, „und ich kann nur vermuten, dass er damit zufrieden war“, sagte sie.

Die Banknoten mit dem Porträt der verstorben­en Königin bleiben gesetzlich­es Zahlungsmi­ttel und sind dann zunächst zusammen mit denen von König Charles III. im Umlauf, sagte Adam. „Die neuen Geldschein­e ersetzen jene von Königin Elizabeth II., die aufgrund ihres Alters und ihrer Abnutzung nach und nach aus dem Verkehr gezogen werden.“Wann die Noten mit der verstorben­en Queen aus dem Alltag und den Geldbörsen verschwind­en, sei schwierig vorherzusa­gen. Dass die Scheine erst im Juni dieses Jahres in Umlauf gebracht werden, begründete die Kuratorin mit dem aufwendige­n Designproz­ess und der Tatsache, dass sich die Industrie auf der Insel erst auf die neuen Banknoten einstellen müsse. Im ganzen Land seien Software-Updates vorgenomme­n worden, damit die Automaten von Edinburgh im Norden bis Plymouth im Süden nun auch die neuen Noten mit dem Antlitz des Herrschers erkennen und akzeptiere­n.

Doch werden die Charles-Scheine angesichts modernerer Bezahlopti­onen in Zukunft überhaupt noch benutzt? Adam ist überzeugt, dass die Banknoten von König Charles III. trotz digitaler Möglichkei­ten von den Briten gebraucht werden. „Bargeld ist nach wie vor wichtig und wird es auch in den kommenden Jahren bleiben“, sagte sie. Die Bank of England habe sich verpflicht­et, solange Banknoten herzustell­en, wie sie benötigt würden.

Tatsächlic­h sind Barzahlung­en in Großbritan­nien in den letzten zehn Jahren rapide zurückgega­ngen. Ein Trend, der durch die Covid-19-Pandemie noch beschleuni­gt wurde. 2021 bezahlten Briten nur noch in 15 Prozent der Fälle mit Münzen und Scheinen und Prognosen gehen von einem weiteren Rückgang auf sechs Prozent bis 2031 aus. Gleichzeit­ig besaßen im Jahr 2022 jedoch 1,1 Millionen Menschen im Vereinigte­n Königreich kein Bankkonto und waren damit vollständi­g auf Bargeld angewiesen.

„Die Art und Weise, wie wir mit Geld umgehen, hat sich im letzten Jahrhunder­t komplett verändert – von Gold- und Silbermünz­en bis hin zum Tippen auf ein Smartphone”, betonte Adam. König Charles III. jedenfalls bezahlte kürzlich noch in bar, als er bei einer Veranstalt­ung anlässlich seines 75. Geburtstag­es im vergangene­n Jahr einem Verkäufer einer Obdachlose­nzeitung zehn Pfund in die Hand drückte – natürlich mit dem Porträt seiner verstorben­en Mutter, Königin Elizabeth II, auf der Vorderseit­e.

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FOTO: DANIEL LEAL/AFP Auf den neuen Pfund-Noten ist das Antlitz von König Charles III. zu sehen.

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