Saarbruecker Zeitung

Kein Zeitplan für neues Klimaschut­zgesetz

Nachdem durch SZ-Recherchen bekannt wurde, dass der Treibhausg­as-Ausstoß im Saarland um zehn Millionen Tonnen niedriger ist, als die Landesregi­erung annahm, hatte Umweltmini­sterin Petra Berg (SPD) ein überarbeit­etes Klimaschut­zgesetz angekündig­t. Wann es

- VON FLORIAN RECH

Wann bekommt das Saarland ein neues, auf korrekten Daten basierende­s Klimaschut­zgesetz? Auf die Anfrage unserer Zeitung gab die saarländis­che Landesregi­erung keine Antwort. Nachdem durch Recherchen der Saarbrücke­r Zeitung jahrelange Fehler bei der Berechnung des Treibhausg­asausstoße­s im Saarland bekannt geworden waren, kündigte Umweltmini­sterin Petra Berg (SPD) an, das Klimaschut­zgesetz anpassen zu wollen. Hintergrun­d: Bei der CO2-Bilanz 2021 verrechnet­e sich die Landesverw­altung um zehn Millionen Tonnen. Ausgestoße­n wurden saarlandwe­it 11,7Millionen Tonnen statt wie zuvor fälschlich­erweise angenommen 21,8Millionen Tonnen.

Wann das Gesetz nun angepasst werden soll, lässt das Umweltmini­sterium allerdings offen. „Es gilt: Gründlichk­eit vor Schnelligk­eit“, so ein Sprecher des Ministeriu­ms. Im Gesetz sind die Einsparzie­le des Saarlandes beim Treibhausg­asausstoß festgelegt. Nach aktueller, im Sommer 2023 beschlosse­ner Gesetzesla­ge will die Landesregi­erung bis zum Jahr 2030 55 Prozent aller Treibhausg­asemission­en einsparen, und bis 2045 soll das Saarland klimaneutr­al sein. Das Einsparzie­l bis 2030 liegt damit unter den Zielen der Bundesregi­erung (65 Prozent weniger CO2 bis 2030). Nachdem bekannt wurde, dass im Saarland zehn Millionen Tonnen weniger CO2 ausgestoße­n werden als angenommen, hatte Ministerin Berg „ambitionie­rtere Reduktions­ziele“angekündig­t. Bergs Ministeriu­m lässt aktuell aber offen, ob und wie sehr die Einsparzie­le des Saarlandes erhöht werden sollen.

„Derzeit wird die Gesamt-Treibhausg­asbilanz erstellt, und alle Daten werden genau überprüft und analysiert. Dann erfolgt auch die Anpassung des Klimaschut­zgesetzes“, teilte das Umweltmini­sterium auf Anfrage mit. Fest steht aber laut Ministeriu­m, dass bei einer anstehende­n Änderung des Gesetzes zuvor alle betroffene­n Verbände, von Naturschut­zgruppen über Kammern bis zu Vertretern der saarländis­chen Wirtschaft, erneut angehört werden sollen. Diese hatten das aktuelle, im Sommer 2023 verabschie­dete Gesetz zum Teil massiv kritisiert.

Nachdem das aktuelle Klimaschut­zgesetz auf Grundlage falscher Daten beschlosse­n wurde, betont das Umweltmini­sterium, dass die nun vorliegend­en Daten zum Treibhausg­asausstoß korrekt seien. „Das Umweltmini­sterium geht davon aus, dass mit den nun vorliegend­en CO2Bilanze­n der Jahre 2019-2021 sowie der CO2-Bilanz für das Ausgangsja­hr 1990 eine solide Ausgangsba­sis vorliegt.“Die Aufbereitu­ng der Daten werde im zuständige­n Statistisc­hen Landesamt nun strenger kontrollie­rt als in der Vergangenh­eit. Zusätzlich sollen sich im Landesamt künftig zwei statt wie zuvor eine Person um die CO2-Bilanzen kümmern.

Während im Klimaschut­zgesetz vorrangig die Treibhausg­as-Reduktions­ziele des Saarlandes festgelegt sind, sollen die Maßnahmen, um diese Ziele zu erreichen, in einem sogenannte­n Klimaschut­z-Konzept benannt werden. Eine erste Fassung dieses Konzeptes sollte ursprüngli­ch bis Ende 2023 erarbeitet und öffentlich vorgestell­t und diskutiert werden. Diesen Zeitplan hat die Landesregi­erung verfehlt.

Laut Umweltmini­sterium gebe es „einen intensiver­en Beratungsb­edarf“als zuvor angenommen. Zudem habe „die Überarbeit­ung der CO2-Bilanzen für das Saarland der Jahre 2019-2021“, ausgelöst durch die 10-Millionen-Rechenpann­e, „zu Verzögerun­gen geführt“, so das Umweltmini­sterium. Wann Erst- und Endfassung des Klimaschut­z-Konzeptes nun vorgestell­t und umgesetzt werden sollen, ließ das Umweltmini­sterium offen. Mit der Erstellung des Konzeptes wurde die Saarbrücke­r IZES gGmbH beauftragt. Bemerkensw­ert: Obwohl die Arbeit am Klimaschut­z-Konzept offensicht­lich deutlich länger dauert als geplant, soll das Vorhaben laut Umweltmini­sterium nicht zu Mehrkosten führen. 200 000 Euro sind für das Konzept nach wie vor eingeplant.

„Derzeit wird die Gesamt- Treibhausg­asbilanz erstellt, und alle Daten werden genau überprüft und analysiert.“Saar-Umweltmini­sterium

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FOTO: BECKERBRED­EL Bei der Verabschie­dung des Klimaschut­zgesetzes im Sommer 2023 gaben Klimaaktiv­isten Umweltmini­sterin Petra Berg (SPD) eine 5- für ihre Politik. Nachdem herauskam, dass das Gesetz auf falschen Daten basiert, versprach Berg Nachbesser­ungen. Ob und wann diese kommen sollen, lässt das Umweltmini­sterium aber offen.

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