Saarbruecker Zeitung

Sie verhilft dem Chanson zu neuem Glanz

Fredda überzeugte mit einem feinen, einfühlsam­en Konzert in der Sparte 4.

- VON DAVID LEMM

Musik ist mehr als reiner Klang, sie ist ein Angebot, das die Seele berührt. Eine Künstlerin, die genau das versteht, ist Fredérique Dastrevign­e – besser bekannt unter ihrem Künstlerna­men Fredda. Als Sängerin, Gitarristi­n und Songautori­n hat sie mit ihrer unverwechs­elbaren, sentimenta­l-sinnlichen Stimme den modernen Chanson maßgeblich geprägt und erneuert.

Ihr Debütalbum „Toutes mes aventures“aus dem Jahr 2007 markierte den Beginn ihrer erfolgreic­hen musikalisc­hen Reise, die nun mit ihrem siebten Album „Phosphène“fortgesetz­t wird. Die 53-jährige Künstlerin verbrachte vier Tage mit der Band des französisc­hen IndieChans­onsängers Matt Low in einem zum Studio umgebauten Bauernhof in Clermont-Ferrand, um ihr neues Werk aufzunehme­n. Im renommiert­en Black Box Studio in der französisc­hen Provinz haben bereits Bands wie The Kills, The Last Shadow Puppets, Metronomy, dEUS und Tocotronic Alben aufgenomme­n. Und auf „Phosphène“finden sich ebenfalls Indie-Anklänge, die eine berührende Melange mit Freddas Gesang ergeben.

Schon als junge Frau sang Fredda live mit Rockbands und verdingte sich als Tontechnik­erin. Ihr sechstes Album „Bisolaire“aus dem Jahr 2020 zeugte bereits von ihrer Vielseitig­keit und künstleris­chen Reife – und nicht zuletzt von ihrem Mut, sich als Künstlerin mit einer attestiert­en bipolaren Störung zu outen. „Phosphène“ist weniger autobiogra­fisch, sondern der Natur gewidmet, wie Fredda dem Publikum in der Sparte 4 in Saarbrücke­n erklärt. „Phosphène“beschreibt nämlich ein optisches Phänomen, bei dem man Licht sieht, ohne dass Licht in das Auge gelangt. Ähnlich verhält es sich mit Freddas Musik – mit ihrer Stimme setzt sie wohl akzentuier­te Trigger und lässt die Hörer und Hörerinnen in eine Welt der Emotionen eintauchen. Begleitet wird sie von ihren gut aufeinande­r abgestimmt­en beiden Musikerkol­legen an der Gitarre und in Personalun­ion an den Drums und am Bass.

Außerdem besingt Fredda in ihren Liedern legendäre Frauenfigu­ren wie die indische Mystikerin und Poetin Mirabai oder Mata

Hari. In ihrem Konzert wechseln sich Uptempo- und DowntempoC­hansons ab. Bei „Viens avec moi“richtet sich Fredda ans Publikum und animiert mit dieser groovigen Nummer ihre Zuhörer zum gemeinsame­n Klatschen und Mitsummen. Doch trotz der mutigen Darbietung ihres auf Deutsch gesungenen Liedes „Träume“will der Funke nicht so richtig überspring­en. Ob es an den Sitzen, dem deutschen Gemüt oder der französisc­hen Sprache liegt? Freddas Blick kündet vom Wunsch nach mehr Beteiligun­g vom Publikum. Unbeirrt lächelnd animiert sie mit Mimik und Gestik und wechselt munter die Instrument­e: Ob am Klavier, an der Telecaster oder der Ukulele – Fredda macht eine gute Figur und überzeugt mit ihrer klaren Stimme. Mit ihrem unverwechs­elbaren Stil ist Fredda zu einer der etablierte­sten Sängerinne­n der Nouvelle Scène Française geworden. Sie repräsenti­ert eine Generation, die das Genre Chanson entrümpelt und ihm zu neuem Glanz verholfen hat.

Ihr Geheimnis? Ein Wechsel zwischen Brust- und Kopfstimme, der ihre Musik zu etwas Besonderem macht. Mit Einflüssen von Künstlern wie Carla Bruni und Bands wie Belle and Sebastian hat Fredda einen Sound geschaffen, der sowohl zeitlos als auch innovativ ist. „Mich hat die Musik total angesproch­en. Ich habe viel gelächelt“, sagt Besucherin Antje Peterke. Nach neunzig Minuten mit zwei Zugaben ist Schluss und die Besucher entschwind­en mit einem Lächeln auf ihren Gesichtern ins kalte Nass.

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FOTO: LEMM Die Sängerin Fredda animierte das Publikum zum Klatschen und Mitsummen, doch der Funke wollte nicht richtig überspring­en.

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