Sie verhilft dem Chanson zu neuem Glanz
Fredda überzeugte mit einem feinen, einfühlsamen Konzert in der Sparte 4.
Musik ist mehr als reiner Klang, sie ist ein Angebot, das die Seele berührt. Eine Künstlerin, die genau das versteht, ist Fredérique Dastrevigne – besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Fredda. Als Sängerin, Gitarristin und Songautorin hat sie mit ihrer unverwechselbaren, sentimental-sinnlichen Stimme den modernen Chanson maßgeblich geprägt und erneuert.
Ihr Debütalbum „Toutes mes aventures“aus dem Jahr 2007 markierte den Beginn ihrer erfolgreichen musikalischen Reise, die nun mit ihrem siebten Album „Phosphène“fortgesetzt wird. Die 53-jährige Künstlerin verbrachte vier Tage mit der Band des französischen IndieChansonsängers Matt Low in einem zum Studio umgebauten Bauernhof in Clermont-Ferrand, um ihr neues Werk aufzunehmen. Im renommierten Black Box Studio in der französischen Provinz haben bereits Bands wie The Kills, The Last Shadow Puppets, Metronomy, dEUS und Tocotronic Alben aufgenommen. Und auf „Phosphène“finden sich ebenfalls Indie-Anklänge, die eine berührende Melange mit Freddas Gesang ergeben.
Schon als junge Frau sang Fredda live mit Rockbands und verdingte sich als Tontechnikerin. Ihr sechstes Album „Bisolaire“aus dem Jahr 2020 zeugte bereits von ihrer Vielseitigkeit und künstlerischen Reife – und nicht zuletzt von ihrem Mut, sich als Künstlerin mit einer attestierten bipolaren Störung zu outen. „Phosphène“ist weniger autobiografisch, sondern der Natur gewidmet, wie Fredda dem Publikum in der Sparte 4 in Saarbrücken erklärt. „Phosphène“beschreibt nämlich ein optisches Phänomen, bei dem man Licht sieht, ohne dass Licht in das Auge gelangt. Ähnlich verhält es sich mit Freddas Musik – mit ihrer Stimme setzt sie wohl akzentuierte Trigger und lässt die Hörer und Hörerinnen in eine Welt der Emotionen eintauchen. Begleitet wird sie von ihren gut aufeinander abgestimmten beiden Musikerkollegen an der Gitarre und in Personalunion an den Drums und am Bass.
Außerdem besingt Fredda in ihren Liedern legendäre Frauenfiguren wie die indische Mystikerin und Poetin Mirabai oder Mata
Hari. In ihrem Konzert wechseln sich Uptempo- und DowntempoChansons ab. Bei „Viens avec moi“richtet sich Fredda ans Publikum und animiert mit dieser groovigen Nummer ihre Zuhörer zum gemeinsamen Klatschen und Mitsummen. Doch trotz der mutigen Darbietung ihres auf Deutsch gesungenen Liedes „Träume“will der Funke nicht so richtig überspringen. Ob es an den Sitzen, dem deutschen Gemüt oder der französischen Sprache liegt? Freddas Blick kündet vom Wunsch nach mehr Beteiligung vom Publikum. Unbeirrt lächelnd animiert sie mit Mimik und Gestik und wechselt munter die Instrumente: Ob am Klavier, an der Telecaster oder der Ukulele – Fredda macht eine gute Figur und überzeugt mit ihrer klaren Stimme. Mit ihrem unverwechselbaren Stil ist Fredda zu einer der etabliertesten Sängerinnen der Nouvelle Scène Française geworden. Sie repräsentiert eine Generation, die das Genre Chanson entrümpelt und ihm zu neuem Glanz verholfen hat.
Ihr Geheimnis? Ein Wechsel zwischen Brust- und Kopfstimme, der ihre Musik zu etwas Besonderem macht. Mit Einflüssen von Künstlern wie Carla Bruni und Bands wie Belle and Sebastian hat Fredda einen Sound geschaffen, der sowohl zeitlos als auch innovativ ist. „Mich hat die Musik total angesprochen. Ich habe viel gelächelt“, sagt Besucherin Antje Peterke. Nach neunzig Minuten mit zwei Zugaben ist Schluss und die Besucher entschwinden mit einem Lächeln auf ihren Gesichtern ins kalte Nass.