Gewerkschafter trotzen schweren Zeiten
Schon vor dem Ende des Steinkohlebergbaus gingen die Mitgliederzahlen der Gewerkschaft IGBCE auf Talfahrt. Doch nicht überall. Gewerkschafter wie Günter Hofmann sorgen mit Erfolg dafür, dass die Verdienste der Bergleute nicht in Vergessenheit geraten.
Schon lange vor dem offiziellen Ende des Steinkohlebergbaus an der Saar im Juni 2012 waren die Mitgliedszahlen der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IGBCE) stetig gesunken. Bereits der Zusammenschluss der Gewerkschaften IG Bergbau und Energie, IG Chemie-Papier-Keramik und der Gewerkschaft Leder im Herbst 1997 diente der Bündelung der Kräfte und Mitglieder. Der Abschwung war auch in den Ortsgruppen zu spüren. Aufgrund von Überalterung und fehlendem Nachwuchs mussten viele ihre Arbeit einstellen.
Als Sammelbecken kristallisierte sich nach und nach die Ortsgruppe in Friedrichsthal-Bildstock heraus, die ihrerseits aus der Fusion der Friedrichsthaler und Bildstocker Gruppen im Jahr 2008 hervorgegangen war. Als Vorsitzender sorgt Günter Hofmann seitdem dafür, dass die Bergbautradition und noch mehr die „alten Bergleute“nicht in Vergessenheit geraten.
Mit alten und neuen Weggefährten baute Hofmann die Ortsgruppe komplett neu auf. Mit neuen Ideen und mit neuester Technik. „Etwa ab dem Jahr 2004 wurde uns so richtig bewusst, dass der Abstieg kommen wird“, erinnert sich Hofmann. „Es war klar, dass wir uns moderner aufstellen und verstärkt zeigen müs
sen, damit wir die älteren Mitglieder halten können und auch für jüngere interessanter werden.“
Hofmann nutzte seine vielen Kontakte in Bildstock und Friedrichsthal, um Veranstaltungen mit Vereinen und Verbänden zu organisieren und nutzte bei den Jubiläumsehrungen der Mitglieder die damals neuen Möglichkeiten. „Zu jener Zeit waren etwa Power Point Präsentationen eine ganz neue und für viele auch spannende Angelegenheit. Also haben wir die Jubilare auf diese Art in Szene gesetzt und haben ihren Werdegang auch in kurzen Filmen vorgestellt.“
Was heute schon wieder altbacken klingt, traf damals einen Nerv und sorgte dafür, dass die Ortsgruppe immer beliebter wurde und die Veranstaltungen entsprechend gut besucht waren. „400 Mitglieder hatten wir damals. Und aus den Ortsgruppen in der Umgebung, wo immer weniger los war, wurden bereits Blicke zu uns herübergeworfen“,
erzählt Hofmann.
Als die Ortsvereine in Altenwald und Schnappach keinen Vorstand mehr zusammenbrachten, schlossen sich 2018 zunächst deren 70 Mitglieder an. Kurze Zeit später folgten weitere 100 aus Hühnerfeld und Brefeld, zuletzt auch jene aus der Ortsgruppe QuierschiedFischbach-Camphausen. Auch sie konnten bei ihrer Mitgliederversammlung 2023 keinen Vorstand mehr stellen. „Es ist eben so, dass uns die älteren Mitglieder nach und nach wegsterben“, sagt Hofmann.
In immer kürzeren Abständen sind denn auch auf der FacebookSeite der Ortsgruppe die Glück-AufWünsche zur „Letzten Seilfahrt“der Kumpel zu lesen. „Da gibt es kein Drumherumreden“, meint der inzwischen 69-jährige Hofmann. „Wir werden ja alle nicht jünger. Ich hab in meinem Leben die Dinge immer so angesprochen, wie sie sind.“
So waren dann wohl auch diese Offenheit und die direkte, oft auch freche Art die Gründe dafür, dass die Ortsgruppe Friedrichsthal-Bildstock unter seinem Vorsitz derart aufblühte.
Immerhin zählt die Gruppe heute wieder knapp 600 Mitglieder. Und es stoßen wieder jüngere dazu, vor allem aus der chemischen Industrie. „Als Gewerkschafter darf man nicht rumeiern, da müssen die Wahrheiten auf den Tisch“, sagt Hofmann kämpferisch. Ganz in der Tradition eines Nikolaus Warken, des ehemaligen Vorsitzenden des Rechtsschutzvereins, der den Bau des
historischen Rechtsschutzsaals in Bildstock vorangetrieben hatte.
Auf die Nachfolgegesellschaft der Saarbergwerke AG, die RAG, angesprochen, winkt Hofmann ab. „Die RAG interessiert sich für uns und die ehemaligen Kumpel doch überhaupt nicht. Einmal haben wir wegen eines geplanten Projektes, eines Films über Nikolaus Warken, die RAG um Unterstützung gebeten. Da kam nichts. Und was den Rechtsschutzsaal angeht, da kommt auch nichts.“
Für Hofmann steht fest: „Würde der Rechtsschutzsaal in NordrheinWestfalen oder in Berlin stehen, hätten sie den längst mit Gold verkleidet.“Und die Politik vor Ort? „Mit den früheren politischen Vertretern der Stadt gab es noch weit mehr Kontakte. Heute ist es damit auch nicht mehr weit her.“
„Der Auftritt des Saarknappenchors im Jahr 2015 im Katholischen Vereinshaus in Friedrichsthal bleibt wohl allen in Erinnerung.“Günter Hofmann Vorsitzender der aufstrebenden IGBCEOrtsgruppe Friedrichsthal-Bildstock