Saarbruecker Zeitung

Hannings „Raubtiere“auf doppelter Titeljagd

Meistersch­aft mit den Füchsen Berlin, Aufstieg mit dem VfL Potsdam – für den 56-Jährigen könnten zwei Träume in Erfüllung gehen.

- VON CHRISTOPH STUKENBROC­K

(sid) Bob Hanning (56) gönnt sich keine Pause. Natürlich nicht. Erst die Büroarbeit als Manager des Bundesliga-Tabellenfü­hrers Füchse Berlin, dann geht es am Abend in die Halle zum Training von ZweitligaP­rimus VfL Potsdam. Perfektion­ist Hanning überlässt nichts dem Zufall. Im Sommer winken dem Tausendsas­sa, der zwischen 2013 und 2021 auch Vizepräsid­ent des Deutschen Handball-Bundes war, der Erstliga-Aufstieg – und, vor allem, die erste deutsche Meistersch­aft.

„Davon träume ich seit dem ersten Tag hier in Berlin“, sagt der FüchseGesc­häftsführe­r nach einem „richtig schönen Wochenende“mit beiden Teams. Am Samstag gewann Hanning als Trainer des VfL Potsdam das Zweitliga-Topspiel beim Tabellense­chsten HSG Coburg (31:30), am Sonntag folgte das hart erkämpfte 31:31 der Füchse bei Verfolger SG Flensburg-Handewitt im Oberhaus.

Und so nimmt Hannings großer Traum Konturen an. Im Jahr 2005 begann die Berliner Erfolgssto­ry unter dem charismati­schen Manager in den Niederunge­n der 2. Liga, jetzt, 19 Jahre später, führt der

Hauptstadt-Club die Bundesliga-Tabelle an und könnte sich im Sommer erstmals die Schale sichern.

Doch Kampfansag­en gibt es von Hanning auch aktuell keine – obwohl die Füchse mit 39:5 Punkten mit einem kleinen Vorsprung auf den SC Magdeburg (36:6) auf die Ziel

gerade der Saison einbiegen und in zwei Wochen zum Titel-Showdown beim SCM antreten. „Wir haben eine neue Selbstvers­tändlichke­it entwickelt. Wir fahren zu den Spielen, um sie zu gewinnen. Die Teamchemie ist sehr gut, wir bleiben aber ganz bei uns“, sagt der 56-Jährige. Mag

deburg mache schließlic­h auch seit Jahren „einen herausrage­nden Job“.

Ähnlich wie Hanning in Potsdam, wo er im Sommer 2021 den Trainerpos­ten beim damaligen Drittligis­ten übernahm. 2022 führte er den Club in die 2. Liga, nun klopft er nach 19 ungeschlag­enen Spielen am Tor

zum Oberhaus an. Potsdam führt in der Tabelle mit 38:6 Zählern vor der SG BBM Bietigheim (36:8) und dem ASV Hamm-Westfalen (35:9) mit dem Saarländer Björn Zintel. Es klingt grotesk, aber für das in Berlin perfektion­ierte System, die Potsdamer Mannschaft als Kaderschmi­ede für die Füchse zu nutzen, wäre das Beibehalte­n einer Zweitliga-Mannschaft besser. „Beide Vereine leben gerade von- und miteinande­r, weil sie Talenten in allen Leistungsk­lassen Einsatzzei­ten geben können. Von daher ist das jetzt mit 1. und 2. Liga die beste Konstellat­ion“, sagt Hanning selbst.

Doch einen Saisonends­purt mit angezogene­r Handbremse wird es unter Hanning nicht geben. „Ich habe die Jungs als Raubtiere ausgebilde­t, das kann ich ihnen nicht nehmen“, sagt Hanning und verweist auf eine implementi­erte „Kultur des Nichtzufri­edenseins“und einen „Anspruch, in jedem Training ein Stückchen besser zu werden“.

Und wenn er wählen könnte – lieber der Aufstieg mit dem VfL Potsdam oder die Meistersch­aft mit den Füchsen? „Wir haben es mit beiden Mannschaft­en in eigener Hand, aber jeweils noch zwölf schwere Spiele“, sagt Hanning, der sich im Zweifel zwar für letzteres entscheide­n würde – aber am liebsten beides realisiere­n will. Allein schon, um sich selbst ein perfektes Abschiedsg­eschenk zu machen.

Das Traineramt beim VfL wird er am Saisonende aufgeben. „Ich werde dem VfL aber auf jeden Fall erhalten bleibe, auch im absoluten Interesse der Füchse“, sagt er. Gedacht ist die Funktion als Sportchef, der einen wichtigen Erfolg längst ausgemacht hat: „Die Leidenscha­ft, jedes Spiel gewinnen zu wollen, tragen beide Vereine in sich.“Hanning lässt daran keinen Zweifel.

„Ich habe die Jungs als Raubtiere ausgebilde­t, das kann ich ihnen nicht nehmen.“Bob Hanning über die Mannschaft des VfL Potsdam

 ?? FOTO: GORA/IMAGO IMAGES ?? Bob Hanning hat zwei Riesenerfo­lge im Visier – die Meistersch­aft mit den Füchsen Berlin und den Bundesliga-Aufstieg mit dem VfL Potsdam.
FOTO: GORA/IMAGO IMAGES Bob Hanning hat zwei Riesenerfo­lge im Visier – die Meistersch­aft mit den Füchsen Berlin und den Bundesliga-Aufstieg mit dem VfL Potsdam.

Newspapers in German

Newspapers from Germany