Ein Leben in Silber – und die Träume in Rot
Rekordweltmeister Lewis Hamilton steht vor einer schwierigen Formel-1-Saison, weil sein Wechsel 2025 von Mercedes zu Ferrari bereits feststeht.
(sid) Der silberne Stern auf der Brust passte nicht besonders gut ins Bild. Lewis Hamilton saß im Fahrerlager von Bahrain, im Mercedes-Outfit natürlich, sprechen sollte er nun aber endlich mal über Ferrari – und das tat er dann sehr gerne. Als Kind habe er am Computer „immer Michael Schumacher gespielt“, im roten Auto natürlich, erinnerte sich Hamilton: Denn dieser Rennstall, „diese Historie“sei für jeden Rennfahrer etwas ganz Großes.
Seit drei Wochen ist diese Sensation nun schon offiziell, der Rekordweltmeister wird ab 2025 für Ferrari fahren. Nur gesprochen hatte Hamilton darüber noch nicht öffentlich – das änderte sich nun. Und es brachte eine kleine Vorahnung, dass diese Saison wirklich etwas merkwürdig werden könnte.
„Jeder von uns“, fuhr Hamilton fort, „hat sich als Heranwachsender gefragt, wie es ist, in der roten Garage zu sitzen, zum Grand Prix nach Italien zu kommen, die Tifosi, dieses Meer aus Rot zu sehen. Dort kann man nur in Ehrfurcht stehen.“
Die Vorfreude ist groß beim Engländer, er versteckt das nicht. Das fiel ihm wohl auch selbst irgendwann auf, und Hamilton war dann bemüht, etwas klarzustellen: Dieses Kapitel bei Mercedes sei „noch nicht beendet. Ich bin immer noch zu 100 Prozent dabei, wir wollen mit einem Höhepunkt aufhören.“
Das dürfte allerdings in verschiedener Hinsicht zumindest kompliziert werden. Hamilton wird im gesamten Jahr 2024 der künftige Ferrari-Pilot sein, seine Meinung zu den Vorgängen bei der Scuderia wird öffentlich gefragt sein, Erfolge wie Misserfolge des Rennstalls dürften immer auch mit Blick auf Hamiltons Zukunft bewertet werden. In dieser Gemengelage also wird Hamilton seine Arbeit bei Noch-Arbeitgeber Mercedes verrichten müssen.
Und auch die Abläufe bei den Silberpfeilen könnten im Laufe des Jahres schwieriger werden. Max Verstappen, Weltmeister und Top-Favorit in Diensten Red Bulls, hatte das zuletzt bereits festgestellt. „Wenn man etwas so Großes so früh verkündet, dann wird das restliche Jahr sicherlich unangenehm“, sagte der
Niederländer. Hamilton werde vielleicht schon recht bald nicht mehr in alle internen Angelegenheiten eingeweiht, weil er sonst Wissen zur Konkurrenz mitnähme. „Lewis hat sicher eine großartige Beziehung zu allen dort“, sagte Verstappen. An einem gewissen Punkt werde Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff „ihm aber sagen: Es tut mir leid, du kannst nicht mehr an bestimmten Meetings teilnehmen.“
Hamilton geht mit sieben WM-Titeln in die Saison, gleichauf mit Michael Schumacher. Dass er Nummer acht noch im Mercedes gewinnen kann, wirkt für den Moment unwahrscheinlich. „Wir sehen Red Bull aus einiger Entfernung“, sagte er vor dem Saisonstart in Bahrain. Das erste Rennen ist bereits an diesem Samstag (16 Uhr/Sky und RTL). Dieses und das folgende in Saudi-Arabien (9. März) wurden im Kalender jeweils um einen Tag vorgezogen. Hintergrund ist der Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan, der in diesem Jahr auf den 10. März (Sonntag) fällt.
Der Rekordsieg im roten Auto, in den Farben Schumachers, das wäre dann zweifellos eine große Sache. „Ich schreibe ja immer noch an meiner Geschichte“, sagte Hamilton, „und ich hatte das Gefühl, dass es Zeit für ein neues Kapitel ist.“