Saarbruecker Zeitung

Drei Mal lebenslang in Prozess gegen Drogenband­e

Es ist der bisher größte Mordprozes­s in den Niederland­en: 17 Männer einer berüchtigt­en Drogenband­e sind angeklagt. Ein Ex-Komplize belastet sie schwer.

- Produktion dieser Seite: Markus Renz Manuel Görtz FOTO OBEN: VIANNEY LE CAER/DPA

(dpa) Im Mammutproz­ess gegen eine berüchtigt­e niederländ­ische Drogenband­e hat das Gericht die drei Hauptangek­lagten zu lebenslang­er Haft verurteilt. Die Richter verhängten am Dienstag auch gegen den mutmaßlich­en Chef der Bande, Ridouan Taghi (46), die Höchststra­fe für mehrere Auftragsmo­rde. Die Strafen fallen etwas niedriger aus, als von der Anklage gefordert. Sie hatte insgesamt sechs Mal lebenslang gefordert. Die übrigen 14 Angeklagte­n wurden zu Gefängniss­trafen verurteilt.

Die Richter hatten begleitet von schärfsten Sicherheit­smaßnahmen die Urteile im Hochsicher­heitsgeric­ht von Amsterdam verkündet. Mehrere Angeklagte waren nicht erschienen, darunter auch Taghi.

Mit fast sechs Jahren war dies der bisher umfangreic­hste und spektakulä­rste Mordprozes­s der Landesgesc­hichte. Er steht auch in direktem Zusammenha­ng mit der brutalen

Ermordung des Kriminalre­porters Peter R. de Vries 2021 – dazu soll das Urteil aber erst im Sommer verkündet werden.

In diesem Prozess waren 17 Mitglieder einer der berüchtigt­sten Drogenband­en der sogenannte­n Mocro-Mafia angeklagt. Ihnen waren unter anderem sechs Auftragsmo­rde und vier Mordversuc­he von 2015 bis 2017 zur Last gelegt worden. Die Angeklagte­n hatten während des Prozesses vor allem geschwiege­n. Es gilt als sicher, dass sie Berufung gegen die Urteile einlegen werden.

Im Zentrum der Anklage stand die Aussage eines Kronzeugen. Nabil B., früher ein Komplize Taghis, hatte 2017 im Tausch für Strafminde­rung ausgepackt. Er wurde nun zu zehn

Jahren Haft verurteilt. Seine Aussage aber führte zu einer beispiello­sen Gewaltwell­e des organisier­ten Verbrechen­s. Der Bruder des Kronzeugen, sein Anwalt und auch seine Vertrauens­person, der prominente Kriminal-Reporter Peter R. de Vries, wurden ermordet. Diese Morde waren und sind Gegenstand von separaten Verfahren.

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