Saarbruecker Zeitung

CDU: Landesbank Saar soll künftig auch Rüstungsbe­triebe finanziere­n

Die SaarLB gewährt Rüstungsun­ternehmen keine Kredite. Die CDU und die Industrie halten das für unzeitgemä­ß. Kommt es zu einer Kehrtwende?

- VON DANIEL KIRCH

Die mehrheitli­ch im Landeseige­ntum befindlich­e Landesbank Saar (SaarLB) soll nach dem Willen der CDU-Fraktion im Landtag künftig auch Rüstungsun­ternehmen Kredite gewähren können. Dies schließt die Bank bislang in ihren Richtlinie­n aus. Wenn öffentlich­e Banken Unternehme­n nicht finanziere­n wollten, die zur Sicherung der Grundlagen des Staats unentbehrl­ich seien, sei das „völlig widersinni­g“, sagte der CDU-Abgeordnet­e Roland Theis.

„Wenn wir die Idee der Zeitenwend­e ernstnehme­n, können wir das nicht länger hinnehmen. Das Land als Eigentümer der SaarLB ist endlich gefordert, diese selbst geschaffen­en Regelungen der Bank zu ändern. Zwei Jahre nach dem Ausrufen der Zeitenwend­e ist das mehr als überfällig“, sagte Theis.

Die in Deutschlan­d und Frankreich tätige SaarLB hat in Richtlinie­n festgelegt: „Wir treffen keine Kreditents­cheidungen, die wir aus ethischen, ökologisch­en oder sozialen Gesichtspu­nkten nicht für vertretbar halten. So vergeben wir keine Kredite an Rüstungsun­ternehmen.“Möglicherw­eise deutet sich aber ein Umdenken an. Ein Sprecher der SaarLB sagte der SZ auf Anfrage: „Auch wir als deutsch-französisc­he Bank beschäftig­en uns mit dieser Thematik und aktuell laufen Gespräche.“Zum aktuellen Stand äußerte er sich nicht.

Die Zurückhalt­ung von Banken bei der Finanzieru­ng von Rüstungsun­ternehmen hat nach Angaben aus der Branche einerseits mit eigenen geschäftsp­olitischen Überlegung­en zu tun, anderersei­ts aber auch mit einer 2019 beschlosse­nen EU-Richtlinie. Sie verpflicht­et Finanzmark­tteilnehme­r, Auswirkung­en ihrer

Geschäfte auf die Nachhaltig­keit transparen­t zu machen – dies alles im Rahmen des Ziels, die EU bis 2050 klimaneutr­al zu machen.

Der Hauptgesch­äftsführer des Bundesverb­andes der Deutschen Sicherheit­s- und Verteidigu­ngsindustr­ie, Hans Christoph Atzpodien, sagte zu der Selbstverp­flichtung der SaarLB: „Nach allgemeine­r Meinung auch unserer Politiker passt ein solches Verhalten nach der ‚Zeitenwend­e` überhaupt nicht mehr in die Zeit.“Er forderte eine klare Vorgabe aus Brüssel, „dass zumindest solche Rüstungsgü­ter, die für die EU- und Nato-Streitkräf­te bestimmt sind und unmittelba­r zur Sicherung unseres Friedens beitragen, das Prädikat der positiven Unterstütz­ung von Nachhaltig­keit verdienen“.

CDU-Politiker Theis, der vor seinem Einzug in den Landtag als Jurist für den Vorstand der SaarLB arbeitete, sagte: „Wir Europäer brauchen angesichts einer Weltlage, die immer gefährlich­er wird, mehr denn je eine eigenständ­ige Rüstungsin­dustrie. Ohne diese können wir weder den Frieden auf unserem Kontinent noch unsere Freiheit und Sicherheit verteidige­n.“

„Wenn wir die Idee der Zeitenwend­e ernst nehmen, können wir das nicht länger hinnehmen.“CDU-Abgeordnet­er Roland Theis zur Kredit-Praxis der SaarLB

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