Saarbruecker Zeitung

Die nächste Karte in Putins perfidem Spiel um alles

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Das Böse hat einen Namen: Wladimir Putin. Einen Tag vor der geplanten Rede des Kreml-Diktators zur Lage der Nation an diesem Donnerstag bitten Separatist­en in der russisch besetzten Region Transnistr­ien auf dem Gebiet der Republik Moldau um den „Schutz“von Moskau vor dem kleinen Moldau. Wie bitte? Der Aufruf zur militärisc­hen Interventi­on kommt wie bestellt. Als ob es die Regierung in Chisinau mit ihrer Armee von rund 5000 Soldaten tatsächlic­h wagen würde, sich mit dem übermächti­gen Russland anzulegen. Niemals! Die heutige Republik Moldau, ehemalige Sowjetrepu­blik, will Frieden, sie drängt in die EU und (am liebsten) auch in die Nato – genauso wie die Ukraine.

Der russische Angriffskr­ieg in der Ukraine beschäftig­t Europa und einen großen Teil der Welt seit mittlerwei­le 735 Tagen. Nun droht eine Ausweitung des Ukraine-Krieges auch auf das kleine Moldau. Die prorussisc­hen Separatist­en liefern Putin mit ihrem inszeniert­en Hilferuf die perfekte Vorlage für ein militärisc­hes Eingreifen. Der Geheimdien­stler, der der KremlDikta­tor immer geblieben ist, zieht die nächste Karte in seinem perfiden Spiel um die Macht im Land, in der Region und auch in Europa. Putins Art von russischem Roulette. Wer glaubte, der Mord an Alexej Nawalny, Putins härtestem innerrussi­schen Rivalen, wäre schon das Ende des Undenkbare­n gewesen, könnte sich getäuscht haben.

Vorwand gesucht, Vorwand gefunden. Er will die Region in Brand setzen, was ihm im Falle von Transnistr­ien mit einer direkten Grenze zur Ukraine leichtfall­en würde. 2000 russische Soldaten hat er bisher in Transnistr­ien stationier­t. Wenn er sie mit weiteren Kräften unterstütz­t, kann er von dort erstmals auch in Richtung der ukrainisch­en Schwarzmee­rMetropole Odessa vorrücken, von der der ehemalige Präsident und Putin-Vertraute Dmitri Medwedew unlängst gesagt hat, Odessa gehöre wie Kiew zum russischen Kernland. Womöglich müssen die europäisch­en Staaten und ihre Regierunge­n in der Frage der militärisc­hen Unterstütz­ung der Ukraine und womöglich bald auch der von Moldau noch einmal völlig neu denken, wollen sie verhindern, dass Europa bald lichterloh brennt.

Denn was kommt nach der Ukraine? Erst Moldau, dann Georgien und danach einer der baltischen Staaten? Auch von der schwedisch­en Ostseeinse­l Gotland ist es nicht weit in die russische Exklave Kaliningra­d, dem Heimathafe­n von Putins Ostseeflot­te. Es gibt viele Punkte, an denen der Kriegstrei­ber aus Moskau in Europa weiter zündeln könnte, als er es bisher ohnehin schon getan hat.

Nichts ist mehr sicher vor Putins Furor und seiner abgrundtie­fen Durchtrieb­enheit. Der Machthaber, der den Titel eines gewählten Präsidente­n längst verwirkt hat, versucht, einen Teil der Welt so einzuschüc­htern, dass auch mächtige Staaten in Europa den Atem anhalten dürften. Gerade in der Phase kommt zur Unzeit, dass sich Deutschlan­d und Frankreich um die Vorreiter-Rolle in Europa streiten. Putin lacht sich ins Fäustchen. Mehr noch: Er plant den nächsten Streich. Wenn er kann, fällt er nach der Ukraine bald auch in Moldau ein.

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