Saarbruecker Zeitung

Grüne fordern höheren Mindestloh­n

Die Bundestags-Grünen haben bei ihrer Klausur in Leipzig über soziale Gerechtigk­eit, Klimaschut­z und die Stärkung der Demokratie diskutiert. Einige Reformen gehen ihnen zu langsam, andere nicht weit genug. Deutliche Kritik bekommen dabei vor allem die Uni

- VON JANA WOLF Produktion dieser Seite: Lukas Ciya Taskiran, Markus Renz

Die Grünen im Bundestag haben weitreiche­nde Forderunge­n für mehr soziale Gerechtigk­eit und Klimaschut­z vorgelegt. Konkret geht es ihnen etwa um mehr Tempo bei der Einführung des lange geplanten Klimagelde­s, eine deutliche Anhebung des Mindestloh­ns noch dieses Jahr und eine Preisgaran­tie für das 49-Euro-Ticket. All das ist Teil der Beschlüsse, die die Grünen-Fraktion bei ihrer Klausur in Leipzig gefasst haben, die am Mittwoch zu Ende ging. Klare Ansagen wurden von dort an die Koalitions­partner und die Opposition gerichtet.

Aus Sicht der Grünen ist der Mindestloh­n trotz der bereits erfolgten Erhöhung zu niedrig, um angesichts hoher Inflation dauerhaft vor Armut zu schützen. Sie fordern deshalb, den Mindestloh­n für 2024 „deutlich über 14 Euro“anzuheben, für 2025 dann auf knapp 15 Euro. Das Verfahren in der Mindestloh­nkommissio­n solle reformiert werden. Das geht aus den Leipziger Beschlüsse­n der GrünenFrak­tion hervor. Um faire Mobilität zu gewährleis­ten, wollen die Grünen

das 49-Euro-Ticket dauerhaft sichern und fordern dafür eine Preisgaran­tie. Gerade Menschen mit geringem Einkommen seien auf Bus und Bahn angewiesen. Deutliche Kritik richtete Fraktionsc­hefin Katharina Dröge bereits zum Klausurauf­takt in Sachen Klimageld an FDP-Finanzmini­ster Christian Lindner. „Wir erwarten da einfach ein Stück mehr Tempo von ihm und die Einhaltung von Zusagen“, sagte Dröge am Dienstag. Diese Zusage laute, dass der für das Klimageld erforderli­che Mechanismu­s Anfang 2025 bereitsteh­en werde. Dröge sagte auch: „Und da ist unsere Geduld auch ein bisschen zu Ende – es sollte dann auch wirklich klappen.“

Schnellere Fortschrit­te forderten die Grünen auch beim digitalen Gewaltschu­tzgesetz, bei der Reform des

Waffenrech­ts sowie beim Mieterschu­tz. Die Mietenregu­lierung, die im Koalitions­vertrag verabredet sei, „hängt seit zwei Jahren“, kritisiert­e Dröge. „Da kann ich nur beide Koalitions­partner auffordern, endlich den Weg freizumach­en dafür, dass wir die Schritte für bezahlbare­s Wohnen in dieser Koalition auch gehen.“

Auch die Stärkung der Demokratie und der klimafreun­dliche Umbau

der Wirtschaft waren Diskussion­sthemen in Leipzig. Co-Fraktionsc­hefin Britta Haßelmann forderte Unionsfrak­tionschef Friedrich Merz (CDU) dazu auf, sich an Überlegung­en zu beteiligen, wie man das Bundesverf­assungsger­icht „resiliente­r, stärker und wehrhafter“machen könne. „Wir strecken an dieser Stelle nochmal die Hand aus, denn wir brauchen das gemeinsame Interesse aller demokratis­chen Kräfte, hier zusammenzu­stehen und zusammenzu­arbeiten“, betonte Haßelmann.

Dass die Grünen die Schuldenbr­emse reformiere­n wollen, ist längst bekannt. Dies soll nun mit einem neuen Investitio­nsfonds gelingen, der auch Ländern und Kommunen zugutekomm­en soll. Mit dem Fonds sollen Investitio­nen in den grünen

Umbau der Wirtschaft finanziert werden, aber auch in die Verkehrsin­frastruktu­r, ins Schienenne­tz oder in Radwege. Laut Dröge müsse die Höhe des Fonds „im Bereich von Hunderten Milliarden Euro“liegen.

Der grüne Wirtschaft­sminister Robert Habeck nutzte seinen Auftritt in Leipzig zur Selbstverg­ewisserung von Partei und Fraktion – gerade angesichts harter Attacken gegen die Grünen. „Wahrschein­lich liegt es auch daran, dass wir so viel Abneigung, Hass und Zorn auf uns ziehen, weil damit gesagt wird: Wir halten die politische Mitte.“Habeck betonte: „Das ist unsere Aufgabe, und das ist unsere Rolle.“

„Wir halten die politische Mitte. Das ist unsere Aufgabe und das ist unsere Rolle.“Robert Habeck (Grüne) Bundesmini­ster für Wirtschaft und Klimaschut­z

 ?? FOTO: JAN WOITAS/DPA ?? Britta Haßelmann (links) und Katharina Dröge ( ganz rechts), die Fraktionsv­orsitzende­n der Grünen, mit Wirtschaft­sminister Robert Habeck bei der Klausurtag­ung der Grünen in Leipzig: auf der Klausur wurden Forderunge­n nach mehr sozialer Gerechtigk­eit und zum Klimaschut­z vorgelegt.
FOTO: JAN WOITAS/DPA Britta Haßelmann (links) und Katharina Dröge ( ganz rechts), die Fraktionsv­orsitzende­n der Grünen, mit Wirtschaft­sminister Robert Habeck bei der Klausurtag­ung der Grünen in Leipzig: auf der Klausur wurden Forderunge­n nach mehr sozialer Gerechtigk­eit und zum Klimaschut­z vorgelegt.

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