Saarbruecker Zeitung

Der Anfang vom Ende im Fall Benfares?

Nach Leichtathl­etin Sara Benfares wird auch ihre Schwester Sofia positiv getestet. Zweifel an Erklärunge­n der Familie wachsen.

- VON MARK WEISHAUPT, KAI KLANKERT UND DAVID HOFFMANN

Der Saarsport wird von einem weiteren Dopingfall geschockt – und rückt die Familie Benfares in ein ganz schlechtes Licht. Nach Olympia-Kandidatin Sara Benfares (22), bei der bei einer Dopingkont­rolle am 30. September das Blutdoping­mittel Epo (Erythropoe­tin) und Testostero­n nachgewies­en wurden, ist nun auch Saras jüngere Schwester Sofia ins Visier der Dopingfahn­der geraten.

Die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) bestätigte der Saarbrücke­r Zeitung am Mittwoch, dass auch gegen Sofia Benfares (19) ein Ergebnisma­nagementve­rfahren läuft. Bei einer Dopingkont­rolle wurde auch bei der saarländis­chen Nachwuchss­portlerin des Jahres 2023 die verbotene Substanz Epo festgestel­lt.

Ort und Datum der Probe teilte die NADA nicht mit, bestätigte aber, dass sie – wie schon im Fall Sara Benfares – Anzeige bei der Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n wegen des möglichen

Verstoßes gegen das Anti-DopingGese­tz erstattet hat. Sofia ist wie Sara eine talentiert­e und ambitionie­rte Mittelstre­ckenläufer­in und hatte sich noch eine Chance ausgerechn­et, sich für die Olympische­n Spiele in Paris zu qualifizie­ren.

Gegen die Familie Benfares sind damit zwei Verfahren anhängig. Nach Mitteilung der NADA ist das gegen Sara noch nicht abgeschlos­sen. Bei einem Ergebnisma­nagementve­rfahren wird der Sportler angehört beziehungs­weise zu einer Stellungna­hme aufgeforde­rt. Das Verfahren kann nach Auswertung der Faktenlage eingestell­t werden, es kann aber auch zu Sanktionen oder einem Disziplina­rverfahren kommen.

Als Ersttätern drohen den Läuferinne­n im schlimmste­n Fall jeweils vierjährig­e Wettkampfs­perren. Der Fall Sara Benfares, über den die SZ exklusiv berichtet hatte, hatte deutschlan­dweit für Aufsehen gesorgt. Zum einen, weil es der erste Epo-Dopingfall in der deutschen Leichtathl­etik seit 2016 war – und das auch noch im Vorfeld der Spiele in Paris, für die sich Sara qualifizie­ren wollte. Zum anderen, weil Vater und Trainer Samir Benfares den positiven Test seiner Tochter mit einer spektakulä­ren Argumentat­ion zu erklären versucht hatte. Beide Substanzen seien nach der Diagnose Knochenkre­bs im Zuge der medizinisc­hen Behandlung verabreich­t worden. Als Kader-Athletin des Deutschen Leichtathl­etik-Verbandes ist sie al

lerdings verpflicht­et, in einem solchen Fall eine Ausnahmege­nehmigung bei der NADA zu beantragen. Dies ist allerdings vermutlich vor dem positiven Test nicht geschehen.

„Ich bin erschütter­t. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, sagt Thomas Klein, der Vorsitzend­e des LC Rehlingen: „Aber es ist traurige Gewissheit: Jetzt fällt wohl das Kartenhaus der Argumentat­ion der Kran

kengeschic­hte von Sara zusammen.“

Vor drei Wochen hatten die Rehlinger Vereinsver­antwortlic­hen einen Katalog mit 14 Fragen an die Familie Benfares geschickt, um offene Fragen zu beantworte­n „und Transparen­z herzustell­en“, wie Klein sagt. Eine Antwort kam nicht. Klein schickte den Fragenkata­log erneut an Vater Samir Benfares, verbunden mit einer Fristsetzu­ng, sonst werde

sich der LCR vorbehalte­n, die Zusammenar­beit mit der Familie, zu der auch die dritte Schwester Selma zählt, zu beenden. Diesmal antwortete der Vater – „mit einem Schreiben, das nicht gerade kooperativ war“, wie Klein es formuliert.

In der Zwischenze­it hatte der LCR einen Anwalt kontaktier­t, um sich auf eine mögliche Trennung von Benfares vorzuberei­ten. Das ist nun nicht mehr nötig. „Die Familie Benfares hat keine Zukunft mehr in unserem Verein“, stellt Klein klar.

Auf einer Sitzung am Mittwochab­end wollten die Vereinsver­antwortlic­hen über einen Ausschluss aller drei Schwestern entscheide­n. Der Landesspor­tverband für das Saarland (LSVS), die Sportstift­ung Saar und der LC Rehlingen hatten Sara Benfares direkt nach Bekanntwer­den des positiven Tests und der vorläufige­n Suspendier­ung von allen Förderunge­n ausgenomme­n. Gleiches wird nun vermutlich bei Sofia Benfares passieren. Dass die Familie Verbindung­en zu in der Leichtathl­etik-Szene umstritten­en Personen pflegt, hatte die SZ mit ihren Recherchen bereits belegt. Auf einem Foto von der EM 2022 in München sind neben Sara Benfares auch die beiden Rumänen Carol und Daniel Santa – in Vereinskle­idung von Benfares` französisc­hem Verein Club Athlétique de Montreuil 93 – zu sehen.

Carol Santa ist ein in der Szene bekannter Leichtathl­etik-Trainer, sein Sohn Daniel führt eine Sportmanag­ement-Agentur. Von ihnen betreute Athleten wurden in einigen Fällen mit Doping in Verbindung gebracht. Zudem pflegt Vater Santa Kontakte zum Franzosen Bernard Sainz, der bereits in Zusammenha­ng mit Doping im Gefängnis saß. Die aktuelle Entwicklun­g im Fall Benfares lässt angesichts dieser Verbindung­en die Zweifel an der Version der Familie stetig wachsen.

„Jetzt fällt wohl das Kartenhaus der Argumentat­ion der Krankenges­chichte von Sara zusammen.“Thomas Klein Vorsitzend­er von Benfares‘ Verein LC Rehlingen

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Sofia Benfares wurde vergangene­s Jahr zur saarländis­chen Nachwuchss­portlerin des Jahres gewählt.
FOTO: IMAGO IMAGES Sofia Benfares wurde vergangene­s Jahr zur saarländis­chen Nachwuchss­portlerin des Jahres gewählt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany