Parteipolitik ex cathedra
Die Deutsche Bischofskonferenz hat klare Worte gefunden: „Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar“, heißt es in dem jüngsten Beschluss der Frühjahrs-Vollversammlung. Namentlich genannt wird in dem Text allerdings nur die AfD. In ihr dominiere inzwischen eine völkisch-nationale Gesinnung, die mit dem Christentum nicht vereinbar sei, heißt es. Stimmt. Aber was ist mit der „Werteunion“? Und was mit Linksextremisten?
Vielleicht trieb schlechtes Gewissen die Bischöfe, die Erinnerung an die schweren Sünden der Katholischen Kirche, von der Mitwirkung an den Hexenverbrennungen bis zu ihrem Schweigen zur Judenvernichtung in der Nazizeit. Vielleicht wollte man jetzt besonders gründlich antifaschistisch sein. Und schoss über das Ziel hinaus.
Denn es ist nicht Sache der Kirchen, sich in konkrete Parteipolitik einzumischen und konkrete Wahlaufrufe – oder Nichtwahlaufrufe – zu verbreiten. Das grenzt an bischöfliche Bevormundung aus alten Zeiten. In meiner katholischen Heimat wurden vor Wahlen früher regelmäßig die „Roten“verdammt, womit die SPD gemeint war. Eine alte Frau hat nach so einer Predigt in ihrer Verwirrung dann die kommunistische DKP gewählt, wurde erzählt. Sie dachte, das heiße Deutsche Katholische Partei.
Es ist allerdings sehr wohl Sache der Kirchen, moralische Maßstäbe zu formulieren, was den überwiegenden Teil des Beschlusses ausmacht. Und es ist auch richtig, festzuhalten, dass weder hauptnoch ehrenamtlich in der Kirche etwas zu suchen hat, wer Hass gegen Menschen anderer Hautfarbe, Herkunft oder sexueller Orientierung verbreitet. Wäre man nur dabei geblieben. Die Gläubigen hätten daraus dann schon ihre eigenen Schlüsse gezogen. Hält man sie für begriffsstutzig? Und wo endet eigentlich so ein AfD-Wahlverbot ex cathedra? Indem man die Nichtbefolgung zur Sünde erklärt, die beim nächsten Mal zu beichten ist? Zur Buße drei Vaterunser für die Erst- und zehn Gegrüsset-seist-duMaria für die Zweitstimme? Albern.