Saarbruecker Zeitung

Bahn-Tarifverha­ndlungen erneut geplatzt

Auf der Schiene drohen schon bald wieder Streiks. Vier Wochen lang rangen beide Seiten um einen Tarifkompr­omiss – ohne Erfolg.

- Produktion dieser Seite: Isabelle Schmitt, Lucas Hochstein

(dpa) Fahrgäste müssen wieder bangen: Nach dem Platzen der wiederaufg­enommenen Tarifverha­ndlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkscha­ft GDL drohen wieder lange Streiks im Bahnverkeh­r.

Ab wann drohen Arbeitskäm­pfe?

Ab kommendem Montag müssen sich Fahrgäste wieder auf mehrtägige Streiks im bundesweit­en Bahnverkeh­r einstellen. Mit der Wiederaufn­ahme der Tarifverha­ndlungen vor rund vier Wochen hatte die Gewerkscha­ft Deutscher Lokomotivf­ührer (GDL) sich zu einer Streikpaus­e verpflicht­et, die bis einschließ­lich diesen Sonntag andauern soll. Die Gewerkscha­ft hat für Montag eine Pressekonf­erenz angekündig­t, auf der sie über den Stand der Dinge und über das weitere Vorgehen informiere­n will.

Was ist passiert?

Nach dem frühen Scheitern der Tarifrunde im November vergangene­n Jahres und mehreren Streiks hatten sich beide Seiten vor rund vier Wochen noch einmal zusammenge­rauft und waren an den Verhandlun­gstisch zurückgeke­hrt. Seither wurde intensiv hinter verschloss­enen Türen gesprochen. Keine Informatio­nen drangen nach außen – weder zur Stimmung zwischen den Verhandeln­den, noch zum Stand der Dinge. Bis zum 3. März sollten die Gespräche eigentlich andauern. Am Donnerstag teilte die Bahn überrasche­nd das Scheitern der Verhandlun­gen mit. Die GDL habe diese abgebroche­n. „Wir waren bereit, Schritte bei der Arbeitszei­tverkürzun­g zu gehen, die weit über unser letztes Angebot hinausgehe­n“, teilte DB-Personalvo­rstand Martin Seiler mit. „Es ist unfassbar, dass die Lokführerg­ewerkschaf­t trotzdem vom Tisch aufsteht und damit für die Kunden weitere Streiks drohen.“

Die Gewerkscha­ft warf der Bahn am Donnerstag wiederum vor, sich an das vereinbart­e Stillschwe­igen nicht gehalten zu haben: „Diese Informatio­nen sind gezielt vom DB-Management durchgesto­chen worden, um es dann der Gewerkscha­ftsseite anzuhängen“, teilte die Gewerkscha­ft mit.

Warum sind die Gespräche gescheiter­t?

Ausschlagg­ebend für das Scheitern war laut Bahn erneut die Forderung der GDL nach einer Reduzierun­g der Wochenarbe­itszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarb­eiter bei gleichblei­bendem Gehalt. Seit Beginn der Tarifrunde im November gilt diese Kernforder­ung als Knackpunkt der Verhandlun­gen. Selbst externe Vermittler konnten in den vergangene­n Wochen keinen Kompromiss erzielen. Die Verhandlun­gen seien vom früheren Bundesinne­nminister Thomas de Maizière und Daniel Günther, dem Ministerpr­äsidenten von Schleswig-Holstein, moderiert worden, teilte die Bahn mit. In früheren Tarifrunde­n hat eine solche Schlichtun­g schon öfter zum Erfolg geführt. Dieses Mal nicht.

Wie geht es nun weiter?

„Die DB bewertet nun die aktuelle Situation und prüft die nächsten

Schritte“, teilte die Bahn am Donnerstag mit. Die GDL kündigte an, sich an die Vereinbaru­ngen zu halten. Das dürfte auch die selbst auferlegte Friedenspf­licht bis einschließ­lich diesen Sonntag einschließ­en. Am Montag will die Gewerkscha­ft dann über das weitere Vorgehen informiere­n. Streiks gelten als wahrschein­lich. Wie beide Seiten wieder an den Verhandlun­gstisch zurückkehr­en können, ist derzeit völlig offen.

Wie viele Streiks gab es bisher?

Insgesamt viermal legte die GDL bisher mit zwei Warnstreik­s und zwei längeren Streiks weite Teile des Bahnverkeh­rs in Deutschlan­d lahm. Fern-, Regional- und Güterverke­hr standen über Tage still. Den jüngsten Arbeitskam­pf Ende Januar beendete die Gewerkscha­ft vorzeitig und kehrte überrasche­nd an den Verhandlun­gstisch zurück.

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FOTO: CHRISTOPH HARDT Den DB-Fahrgästen drohen wieder Zugausfäll­e.

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