Saarbruecker Zeitung

Özdemir will künftig für Umbau der Tierhaltun­g sorgen

- VON HAGEN STRAUSS

Tiere sollen glückliche­r leben. Zunächst die Schweine. Deshalb startet an diesem Freitag das von Bundesland­wirtschaft­sminister Cem Özdemir (Grüne) auf den Weg gebrachte „Bundesprog­ramm zur Förderung des Umbaus der Tierhaltun­g“. Ob die Landwirte mit der neuen finanziell­en Unterstütz­ung ebenso glückliche­r werden, wird freilich bereits bezweifelt.

Was soll mit dem Programm erreicht werden?

Mit der Förderung wolle man Landwirte unterstütz­en, „die sich auf den Weg zu einer tier- und umweltgere­chten Haltung machen“, so Minister Özdemir. Gefördert werden die Betriebe, die ihre Ställe entspreche­nd umbauen wollen und erstmalig auch deren laufenden Mehrkosten. „Es gibt Politiker, die posten derzeit gern Bilder von Nürnberger Würstchen“, stichelte Özdemir wohl gegen CSU-Chef Markus Söder. „Wir kümmern uns um die, die das Fleisch dafür erzeugen und um die Haltungsbe­dingungen der Tiere.“

Um wie viel Geld geht es?

Gestartet wird mit dem Umbau der Schweineha­ltung. Dafür stehen rund eine Milliarde Euro für vier Jahre im Bundeshaus­halt zur Verfügung – 2024 sind es 150 Millionen, 2025 rund 200 Millionen, 2026 dann 300 Millionen und im Jahr 2027 schließlic­h 225 Millionen Euro. Um Planungssi­cherheit für die Betriebe sicherzust­ellen, sind im Haushalt 2024 weitere 125 Millionen4­Euro in Form von Verpflicht­ungsermäch­tigungen für die Jahre 2028 bis 2033 verankert.

Was wird konkret gefördert?

Dafür gibt es feste Säulen des Programms. So erhält man Geld für besonders tiergerech­te Neu- und Umbauten. Wer bis zu 500 000 Euro investiert, bekommt künftig eine Förderung von 60 Prozent der Gesamtbaus­umme. Darüber hinausgehe­nde Investitio­nen bis zwei Millionen Euro werden mit 50 Prozent der Kosten gefördert, weitere Investitio­nen bis zu fünf Millionen Euro mit 30 Prozent.

Welche Regeln gelten für die laufenden Mehrkosten?

Eine andere Unterbring­ung der Tiere kann dauerhaft zu höheren Kosten im Betrieb führen, etwas wegen mehr Arbeitszei­taufwand. Die laufenden Mehrkosten einer tier- und umweltgere­chteren Haltung werden daher ebenso finanziell unterstütz­t.

Zum Beispiel die Verwendung von Einstreu mindestens im Liegeberei­ch, die Nutzung von Raufutter oder die Unversehrt­heit der Ringelschw­änze der Schweine. Die Förderung ist nach der Anzahl der gehaltenen Tiere gestaffelt. Sie steht allen Betrieben offen, also auch solchen, die bereits heute besonders tiergerech­t wirtschaft­en.

Wie werden die Pläne bewertet?

Jochen Borchert ( CDU), Vorsitzend­er der gleichnami­gen „Borchert-Kommission“zum Umbau der Tierhaltun­g, rechnet nicht mit einem Erfolg des Bundesprog­ramms. Borchert sagte unserer Redaktion dazu: „Ich kann mir keinen Landwirt vorstellen, der große Summen in den Neu- oder Umbau eines Mastschwei­nestalls investiert, einen Antrag auf Förderung der laufenden Kosten stellt und nicht weiß, ob der Antrag im nächsten Jahr wieder genehmigt wird.“Dieses Risiko werde kein

Landwirt eingehen, ergänzte der frühere Agrarminis­ter.

Darüber hinaus betonte Borchert: „Als Kommission haben wir immer auf die große Unsicherhe­it bei den Tierhalter­n hingewiese­n und langfristi­ge Verträge vorgeschla­gen, die der Staat mit den Tierhalter­n abschießt.“Im Kommission­papier war seinerzeit von 20 Jahren die Rede. Mehrfach habe man das Ministeriu­m gebeten, entspreche­nde Vorschläge vorzulegen, so Jochen Borchert weiter. „Dies wäre ein gangbarer Weg und solche Verträge sind möglich. Das hätte die Diskussion um die Umgestaltu­ng der Nutztierha­ltung mit Sicherheit wesentlich nach vorn gebracht.

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