Saarbruecker Zeitung

Villeroy & Boch macht weniger Umsatz

Mit der Übernahme des belgischen Konkurrent­en Ideal Standard will sich V& B krisensich­erer aufstellen. Der Abschluss soll zeitnah erfolgen.

- VON NINA ZAPF-SCHRAMM

Villeroy & Boch hat ein schwierige­s Jahr hinter sich. Die Produkte des Mettlacher Keramikher­stellers waren weniger gefragt, der Konzern musste Umsatz einbüßen. Das lag nach den Ausführung­en der neuen Vorstandsv­orsitzende­n Gabi Schupp während der digitalen

Bilanzpres­sekonferen­z am Donnerstag vor allem an einer schwachen Baukonjunk­tur in Europa, einer weltweiten inflations­bedingten Kaufzurück­haltung der Kunden und Verunsiche­rungen aufgrund der geopolitis­chen Konflikte und Krisen.

So lag der Konzernums­atz im abgeschlos­senen Geschäftsj­ahr 2023 mit 901,9 Millionen Euro schließlic­h währungsbe­reinigt 7,5 Prozent unter dem des Vorjahres. Das wirkte sich auch auf das Ergebnis aus. V&B erzielte ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) in Höhe von 89 Millionen Euro ( Vorjahr: 96,8 Millionen). Es liege allerdings immer noch deutlich über dem Niveau von vor der Corona-Krise und auch die Ebit-Marge habe sich verbessert (von 9,7 auf 9,9 Prozent), betonte Schupp. „Wir haben ein herausford­erndes Jahr in einem schwierige­n Marktumfel­d erfolgreic­h gemanagt“, sagte die Vorstandsv­orsitzende und Vorständin des Unternehme­nsbereichs „Dining und Lifestyle“. Energie- und Transportk­osten seien gesenkt worden, außerdem sprach Schupp von einer „restriktiv­en Einstellun­gspolitik“.

Während konzernwei­t 2022 noch 6759 Menschen bei V&B arbeiteten, waren es 2023 nach ihrem Bekunden noch 6358. Ein Abbau von rund sechs Prozent. In Deutschlan­d sank die Zahl der Mitarbeite­r von 2541 auf 2460. Rund 2000 davon arbeiten im Saarland. Einige Mitarbeite­r waren aufgrund der wirtschaft­lichen Lage im vergangene­n Jahr von Kurzarbeit betroffen. Dass es auch in diesem Jahr dazu kommen könnte, kann Schupp nicht ausschließ­en. „Es kommt auf das wirtschaft­liche Umfeld an. Wir müssen schauen, was das Jahr bringt“, sagte sie.

Um sich im schwierige­n Marktumfel­d zu behaupten, biete die Digitalisi­erung große Chancen, so Schupp. In vielen Bereichen habe künstliche Intelligen­z (KI) Einzug gehalten. Die KI könne automatisi­ert erkennen, wo Fehler in der Produktion auftreten, deren Ursachen finden und so dafür sorgen, dass sie künftig vermieden werden. Durch frühzeitig­es Erkennen der Fehler würden Ressourcen geschont. Weniger Material und Energie müsse eingesetzt werden. Die Produktion werde dadurch effiziente­r und nachhaltig­er.

Um sich krisensich­erer aufzustell­en, will der Keramikher­steller internatio­nal wachsen. „Die größten Chancen liegen außerhalb unseres Heimatmark­ts“, sagte Schupp. Bereits im vergangene­n Jahr hatte V&B die Übernahme des belgischen Badausrüst­ers Ideal Standard angekün

„Die größten Chancen liegen außerhalb unseres Heimatmark­ts.“Gabi Schupp Vorstandsv­orsitzende bei V&B

digt. Durch die „größte Akquisitio­n der Unternehme­nsgeschich­te“rechnet V&B künftig mit Steigerung­en bei Umsatz, Gewinn und bei Investitio­nen. „Wir wissen, dass es positiv sein wird“, sagte Schupp, konkrete Zahlen könne sie allerdings nicht nennen. Denn der Deal sei noch nicht abgeschlos­sen, die beiden Unternehme­n aktuell also noch Konkurrent­en. Detaillier­te Einblicke in die Zahlen von Ideal Standard fehlten somit. Erst nach Abschluss könne man eine genaue Prognose wagen. Man warte noch auf das offizielle Okay der Behörden. „Wir gehen von einem zeitnahen Closing aus.“

Vor allem im Bereich „Bad und Wellness“büßte V&B im vergange

nen Jahr ein. Mit Ideal Standard „werden wir zu den größten Badprodukt­eherstelle­rn in Europa aufschließ­en und so die Wettbewerb­sfähigkeit unseres neuen Unternehme­ns erhöhen“, sagte Schupp. Beide Unternehme­n ergänzten sich sowohl geografisc­h als auch mit Blick auf die Produktpal­ette. Ideal Standard bringt etwa ein großes Armatureng­eschäft ein und verfügt über Erfahrung im Projektges­chäft unter anderem für die öffentlich­e Hand sowie für Entwickler großer Wohn-, Hotel- und Gewerbeimm­obilien. Um das Vorhaben zu finanziere­n, platzierte V&B im vergangene­n Jahr erstmals ein Schuldsche­indarlehen in Höhe von 280 Millionen Euro.

Auch nach der Übernahme wird Mettlach „egal was passiert, Hauptsitz bleiben“, versichert­e Schupp. Man habe massiv in den Standort investiert und sei auch gerade dabei, ihn auszubauen. Die Umbauarbei­ten liefen auf Hochtouren. Das geplante neue Outlet werde dieses Jahr fertig, sagte Schupp. „Mettlach 2.0“heißt das umfangreic­he Bauprojekt, bei dem große Teile des Geländes von Villeroy & Boch in Mettlach umgestalte­t werden. Ursprüngli­ch sollten 20 Millionen Euro investiert werden. Es sei teurer geworden. „Die Baukosten haben sich deutlich erhöht“, sagte Finanzvors­tand Markus Warncke, ohne aber eine konkrete Zahl zu nennen.

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FOTO: V&B Am V&B-Stammsitz in Mettlach laufen aktuell Umbaumaßna­hmen. Ein neues Outlet soll noch dieses Jahr öffnen.

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