Saarbruecker Zeitung

Jugendherb­ergen haben wieder mehr Besucher nach Corona

Während der Coronapand­emie ging in den deutschen Jugendherb­ergen wenig. Kurzarbeit rettete viele Arbeitsplä­tze.

-

(dpa) Erneut haben viele Schulklass­en im vergangene­n Jahr die 400 Jugendherb­ergen in Deutschlan­d für Fahrten genutzt. Die Lehrerinne­n und Lehrer hätten damit das während der Coronapand­emie ausgefalle­ne wichtige soziale und emotionale Lernen nachgeholt, sagte am Dienstag Oliver Peters, Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Jugendherb­ergswerks (DJH).

Er stellte in Detmold die Zahlen für das Jahr 2023 vor. Demnach hat der gemeinnütz­ige Verband bundesweit 9,3 Millionen Übernachtu­ngen gezählt. Das ist laut Peters im Vorjahresv­ergleich ein Plus von acht Prozent.

Auch im Saarland und in Rheinland-Pfalz gab es ein neues Hoch mit 970 000 Übernachtu­ngen, wie Jacob Geditz, der Vorstandsv­orsitzende der Jugendherb­ergen beider Länder, mitteilt. Das wären 122 000

Übernachtu­ngen, oder 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Aber auch hier seien die hohen Kosten für angefallen­e Sanierunge­n der Gebäude ein Problem für die Herbergen.

Mit 3,8 Millionen Übernachtu­ngen entfiel im vergangene­n Jahr bundesweit mit 41 Prozent der größte Teil auf die Schulen. Die Schulklass­en hatten bereits 2022 nach der Coronapand­emie ihr Comeback gefeiert. Peters zeigte sich daher überrascht, dass es in diesem Segment nochmals einen Zuwachs gab. Im Vergleich zu 2022 legten die Buchungen von Schulen um sechs Prozent zu. Die Inflation und die in der Zwischenze­it hohen Energiepre­ise hätten den Jugendherb­ergen im vergangene­n Jahr zugesetzt, sagte der Hauptgesch­äftsführer.

Die Jugendherb­ergen mit 5000 Angestellt­en hätten versucht, die Preissteig­erungen so verträglic­h wie möglich zu gestalten. Um die Folgen abzufedern, seien die Mitgliedsb­eiträge so wichtig. Nach seinen Angaben hatte das Werk im vergangene­n Jahr knapp 2,4 Millionen Mitglieder. Im Vergleich zu 2022 ist das ein Plus von 2,5 Prozent.

Das Jugendherb­ergswerk ist als Träger der Kinder- und Jugendhilf­e dem Gemeinwohl verpflicht­et und darf keine Gewinne erwirtscha­ften. Während der Coronapand­emie hatte das DJH die gesetzlich möglichen geringen finanziell­en Rücklagen aufgebrauc­ht.

Bei den jetzt anstehende­n energetisc­hen Sanierunge­n einiger Häuser war es deshalb auf staatliche Hilfe angewiesen. Es müsse nachhaltig saniert werden, sagte Peters. Das ergebe sich schon aus der eigenen Satzung. Aber dort, wo dies aus eigener Kraft nicht möglich sei, gehe es nicht ohne Hilfe. Und wo Schlösser und Burgen genutzt werden, müsse bei den Regeln für die Sanierung nachgesteu­ert werden.

Auch die Jugendherb­ergen haben Probleme, die nötigen Fachkräfte für ihre Häuser zu finden. Hier habe sich die Lage zwar nach der Pandemie etwas entspannt. Peters nennt es aber dramatisch, dass die Bundesregi­erung beim Bundesfrei­willigendi­enst in den nächsten beiden Jahren im Haushalt einsparen will. Für die Suche nach Talenten sei das ein schlimmes Signal.

 ?? FOTO: PATRICK PLEUL/DPA-ZENTRALBIL­D/DPA ?? Jugendherb­ergen verzeichne­n wieder mehr Besucher. Einige müssen jetzt mit Sanierungs­kosten kämpfen.
FOTO: PATRICK PLEUL/DPA-ZENTRALBIL­D/DPA Jugendherb­ergen verzeichne­n wieder mehr Besucher. Einige müssen jetzt mit Sanierungs­kosten kämpfen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany