Saarbruecker Zeitung

Krebspatie­ntin schöpft neue Hoffnung

Als 2016 bei Marie Fay ein Knochentum­or entdeckt wurde, schienen die Tage der jungen Frau gezählt. Doch dann schlug eine Theparie an.

- VON HEIKO LEHMANN

Tränen laufen Marie Fay die Wangen runter, als sie den Brief des Universitä­tsklinikum Heidelberg öffnet und liest. Dann schüttelt sie den Kopf. „Es ist unglaublic­h, der Tumor in der Lunge ist wieder kleiner geworden, und es hat sich noch mehr zum Positiven verändert. Ich weiß gerade nicht, wohin mit meinen Gefühlen“, sagt Marie Fay, bevor das große Strahlen in ihrem Gesicht einsetzt und sie ihrer Mutter Nicole in die Arme fällt. Jetzt weinen beide vor Freude.

Die Glücksmome­nte, die sich in der vergangene­n Woche im Hause Fay in Bischmishe­im abspielten, sind kaum in Worte zu fassen und waren noch im vergangene­n Sommer undenkbar. Angefangen hat alles im Jahr 2016 während eines Feuerwehr-Eignungste­stes. Marie Fay zog sich einen auf den ersten Blick harmlosen Muskelfase­rriss im Oberschenk­el zu. Als die Verletzung nicht besser wurde, ergaben intensive Untersuchu­ngen einen Tumor, der aus einem Knochen ragt und an dem sich die Muskelfase­rn immer wieder aufrissen. Der Knochentum­or bildete letztlich über Jahre Metastasen in den Lymphknote­n und in der Lunge. Einer Chemothera­pie folgte die nächste, mit der Zeit wurde der Körper der heute 31-Jährigen immer mehr zerstört. „Ich konnte irgendwann nur noch liegen und nicht mehr sprechen. Ich habe alles nur noch wie in einem Trancezust­and wahrgenomm­en. Im Frühjahr 2023 habe ich mitbekomme­n, dass ich eine Palliativ-Patientin bin“, blickt die Bischmishe­imerin knapp ein Jahr zurück.

„Die Ärzte haben mir und meinen Eltern gesagt, dass ich austherapi­ert bin und dass es keine Hoffnung mehr gäbe. Ich solle meine Sachen regeln. Dass ich den Sommer noch erlebe, war fraglich“, sagt Marie Fay und muss sich bei den Gedanken an die Zeit die Hand vor den Mund halten und die Augen zusammenkn­eifen. „Ich wusste, dass ich bald sterbe und wollte noch einmal so fit werden, dass ich irgendwie zum Southside-Festival kann.“Viele Jahre war sie Stammgast beim Rockmusik-Festival in der Nähe des Bodensees. Sie schaffte es tatsächlic­h, päppelte sich so gut es geht auf und fuhr mit ihrem Lebensgefä­hrten im Wohnmobil zum Festival. „Ich konnte mir an drei Tagen zweieinhal­b Bands ansehen. Ansonsten war ich im Wohnmobil und habe mich nur übergeben. Ich bin eine

Kämpferin, aber ich spürte, dass es zu Ende geht und wollte nur noch heim“, erzählt sie. Wenige Meter weiter auf dem Festival-Campingpla­tz zeltete ein junger Mann, der zufällig von Marie`s Leiden erfuhr und von einer Bekannten mit einer ähnlichen Geschichte erzählte, die durch eine alternativ­e Behandlung plötzlich wieder auf dem Weg der Besserung sei.

Mit dem letzten Funken Hoffnung eines fast erloschene­n Lebensfeue­rs

machte sich Marie Fay auf den Weg zu dem Arzt nach Frankfurt und erfuhr von der schon in vielen Fällen erfolgreic­hen photodynam­ischen Laserthera­pie und einer spezielle Form der Hypertherm­ie. Eine Therapie, die alle drei Monate etwa 30 000 Euro kostet. Eine Therapie, die allerdings nicht von der Krankenkas­se übernommen wird. „Ich konnte es nicht fassen. Die schulmediz­inische Therapie mit den Chemos kostet jeden Monat 30 000 Euro und wurde bezahlt. Bei meiner letzten Hoffnung weigert sich die Krankenkas­se“, sagt die 31-Jährige. Über eine Crowdfound­ing-Plattform im Internet und Spenden von Freunden und Vereinen bekam sie das Geld für die erste Alternativ-Therapie zusammen. Und die Therapie schlug an. Bereits der erste Untersuchu­ngsbericht des Universitä­tsklinikum­s in Heidelberg ergab im November, dass der Tumor kleiner wird und sich zudem verkapselt hat.

Der zweite Bericht vor einer Woche ergab eine weitere Tumor-Verkleiner­ung. Trotz der von den Chefärzten unterzeich­neten Berichte zahle die Krankenkas­se die Therapie weiterhin nicht, sagt Fay. Wegen der

Probleme, die Kosten für eine neue Therapie bezahlen zu können, wandten sich die Fays an Ludwig Kiefer, den Vorsitzend­en des Hilfeverei­ns zur Unterstütz­ung Krebskrank­er. Der ehemalige Fußballer hatte sofort die zündende Idee: „Wir werden in den nächsten Wochen auf den Sportplätz­en im Saarland Buttons von Marie für zwei Euro das Stück verkaufen. Vereine wie die SV Elversberg und der 1. FC Saarbrücke­n und viele weitere Vereine aus dem Saarland haben ihre Hilfe schon zugesagt. Zudem sammeln wir an den Heimspielt­agen der Vereine auch noch Geld in Spendenbox­en. Wir wollen 50 000 Buttons verkaufen, so dass wir auf 100 000 Euro kommen. Damit wären Maries Therapien für dieses Jahr finanziert.“

Zur Finanzieru­ng der Buttons steigt an Samstag, 9. März, von 11 bis 17 Uhr ein Spendengri­llen vor dem Edeka-Mark in der Saarbrücke­r Straße in Brebach. Es gibt Musik, Leckeres vom Grill und alle Einnahmen kommen Marie Fay zu Gute. „50 000 Buttons kosten etwa 12 000 Euro. Ich bin mir sicher, dass wir das Geld zusammenkr­iegen und dann unsere große Aktion starten können“, sagt Kiefer.

 ?? FOTOS (2): HEIKO LEHMANN ?? Marie Fay freudestra­hlend im Februar 2024. Eine alternativ­e Behandlung­smetode, die nach ihren Worten nicht von der Krankenkas­se bezahlt wird, hat voll angeschlag­en. Der Tumor in der Lunge bildet sich zurück.
FOTOS (2): HEIKO LEHMANN Marie Fay freudestra­hlend im Februar 2024. Eine alternativ­e Behandlung­smetode, die nach ihren Worten nicht von der Krankenkas­se bezahlt wird, hat voll angeschlag­en. Der Tumor in der Lunge bildet sich zurück.
 ?? ?? Ludwig Kiefer, der Vorsitzend­e des Hilfeverei­ns zur Unterstütz­ung Krebskrank­er, hat eine Aktion ins Leben gerufen, die
100 000 Euro für Marie Fay bringen soll.
Ludwig Kiefer, der Vorsitzend­e des Hilfeverei­ns zur Unterstütz­ung Krebskrank­er, hat eine Aktion ins Leben gerufen, die 100 000 Euro für Marie Fay bringen soll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany