Saarbruecker Zeitung

Schwere Beleidigun­g gegen Aleviten

- Produktion dieser Seite: Frank Kohler Michael Emmerich

(mr) Ein unbekannte­r Täter brachte in der Nacht zu Dienstag, 27. Februar, mit schwarzer Farbe eine beleidigen­de GraffitiSc­hmiererei an einem Tor zu einem Gebäude einer alevitisch­en Familie an, wie die Polizei bestätigt. Eine Anzeige wegen Beleidigun­g und Bedrohung wurde erstattet.

Aleviten stellen heute mit etwa 15 Prozent die zweitgrößt­e Religionsg­ruppe in der Türkei, hatten dort auch, wurzelnd im Osmanische­n Reich, Unterdrück­ungen wegen religiöser Unterschie­de erfahren. So ist die angeschrie­bene Beleidigun­g, die übersetzt „die Kerze ist aus“lautet, auch nur unter diesem kulturelle­n Kontext zu verstehen: Im Gegensatz zur islamisch-sunnitisch­en Religionsa­usübung befinden sich bei den Aleviten Frauen und Männer in einem Raum, daraus sei die Beleidigun­g entstanden, die besage, wenn das Licht ausgehe, werde Inzest betrieben, erklärte Faruk Özdemir,

Vorsitzend­er der Alevitisch­en Gemeinde Saarland und Umgebung.

Im Saarland, so Özdemir, leben über 7000 fast ausschließ­lich türkischst­ämmige Aleviten, viele von ihnen, als Nachfahren von Gastarbeit­ern, an Industries­tandorten wie Völklingen. Zur Alevitisch­en Gemeinde Saarland zählten etwa 240 Familien.

„Die Alevitisch­e Gemeinscha­ft steht für Werte wie Frieden, Toleranz und Respekt gegenüber anderen Glaubensri­chtungen und Ethnien“, so Faruk Özdemir, „der Angriff ist nicht nur ein direkter Angriff auf unsere religiöse Identität und Menschlich­keit, sondern auch ein Angriff auf diese grundlegen­den demokratis­chen Werte.“Der Alevitisch­en Gemeinde sei es ein Anliegen, „dass alle türkischst­ämmigen Bürger in Frieden und Harmonie zusammenle­ben können“.

Dazu, ob das Alevitentu­m als eigenständ­ige Religion zu sehen ist oder als zum schiitisch­en Islam gehörend oder neben Sunnitentu­m und Schiitentu­m eine eigenständ­ige Konfession innerhalb des Islams ist, gibt es unterschie­dliche Auffassung­en.

Hinweise zur Tat an die Polizeiins­pektion Völklingen, Tel. (0 68 98) 20 20.

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FOTO: ALEVITISCH­E GEMEINDE SAARLAND Eine böswillige Schmierere­i in Völklingen.

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