Schwere Beleidigung gegen Aleviten
(mr) Ein unbekannter Täter brachte in der Nacht zu Dienstag, 27. Februar, mit schwarzer Farbe eine beleidigende GraffitiSchmiererei an einem Tor zu einem Gebäude einer alevitischen Familie an, wie die Polizei bestätigt. Eine Anzeige wegen Beleidigung und Bedrohung wurde erstattet.
Aleviten stellen heute mit etwa 15 Prozent die zweitgrößte Religionsgruppe in der Türkei, hatten dort auch, wurzelnd im Osmanischen Reich, Unterdrückungen wegen religiöser Unterschiede erfahren. So ist die angeschriebene Beleidigung, die übersetzt „die Kerze ist aus“lautet, auch nur unter diesem kulturellen Kontext zu verstehen: Im Gegensatz zur islamisch-sunnitischen Religionsausübung befinden sich bei den Aleviten Frauen und Männer in einem Raum, daraus sei die Beleidigung entstanden, die besage, wenn das Licht ausgehe, werde Inzest betrieben, erklärte Faruk Özdemir,
Vorsitzender der Alevitischen Gemeinde Saarland und Umgebung.
Im Saarland, so Özdemir, leben über 7000 fast ausschließlich türkischstämmige Aleviten, viele von ihnen, als Nachfahren von Gastarbeitern, an Industriestandorten wie Völklingen. Zur Alevitischen Gemeinde Saarland zählten etwa 240 Familien.
„Die Alevitische Gemeinschaft steht für Werte wie Frieden, Toleranz und Respekt gegenüber anderen Glaubensrichtungen und Ethnien“, so Faruk Özdemir, „der Angriff ist nicht nur ein direkter Angriff auf unsere religiöse Identität und Menschlichkeit, sondern auch ein Angriff auf diese grundlegenden demokratischen Werte.“Der Alevitischen Gemeinde sei es ein Anliegen, „dass alle türkischstämmigen Bürger in Frieden und Harmonie zusammenleben können“.
Dazu, ob das Alevitentum als eigenständige Religion zu sehen ist oder als zum schiitischen Islam gehörend oder neben Sunnitentum und Schiitentum eine eigenständige Konfession innerhalb des Islams ist, gibt es unterschiedliche Auffassungen.
Hinweise zur Tat an die Polizeiinspektion Völklingen, Tel. (0 68 98) 20 20.