„ Jeder sollte mal in der Pariser Métro spielen“
Die Deutsch-Französin erzählt von Licht und Schatten in Paris und ihrem Weg nach Nantes. Konzert im Theater im Viertel am 6. März.
SAARBRÜCKENDas Saarbrücker Theater im Viertel möchte künftig öfter Konzerte für Chansonfreunde ins Programm nehmen. Einen ersten Versuch startet man am kommenden Mittwoch mit einem Gastspiel der aus Deutschland stammenden Wahl-Nanteserin Barbara Zimmer. Im SZ-Gespräch erzählt die Künstlerin von ihren Aktionen in der Pariser Métro und dem Leben in Saarbrückens Partnerstadt.
Zunächst mal die naheliegende Frage: Wie wird eine gebürtige Frankfurterin zur überzeugten Französin? Gab es ihn, den einen, lebensverändernden Moment?
Barbara Zimmer Mein Vater hat einen sehr breit gefächerten Musikgeschmack und hat mir und meinen Brüdern schon im Kleinkindalter viele französische Chansons vorgespielt, hauptsächlich von Jacques Brel, Barbara, Georges Brassens, aber auch „jüngeren“Künstlern wie Francis Cabrel. Ich habe schon immer den Klang der französischen Sprache und die Kultur und das Essen geliebt. Und als ich 2016 nach Paris gegangen bin, war dann klar, dass ich doch länger im Land bleiben werde, mit dem Ziel, die Sprache besser zu lernen und um auch selber Lieder auf Französisch schreiben zu können.
Sie haben Jazz in Nürnberg studiert, aber wenn man Sie heute singen hört, würde man schwören, sie haben das helle „Hauch-Stimmchen“mit der Muttermilch aufgesogen, diese spezielle Art, mit der viele französische Sängerinnen eine – meist nur vermeintliche – weibliche Zerbrechlichkeit zelebrieren.
Hatten Sie das immer schon oder hat sie da das französische Umfeld geprägt?
Barbara Zimmer Das ist eine interessante Frage. Ich denke, dass jede Künstlerin und jeder Künstler die eigene Stimme finden muss,
manchmal passiert das schon ganz früh, manchmal ein bisschen später. Als ich Jazz in Nürnberg studiert habe, war ich 21 Jahre alt und ich habe dort wirklich super Professorinnen und Professoren gehabt, und ich könnte heute auch noch
„jazziger“klingen, wenn ich es wollte. Aber ich glaube durch all die musikalischen Einflüsse (und das ist nicht nur das französische Chanson, sondern auch viel Folk und Pop-Musik) habe ich diese Art, zu singen entwickelt, ohne viel darüber nachzudenken. Ich habe nie danach gesucht, wie zum Beispiel eine Charlotte Gainsbourg oder Jeanne Cherhal zu klingen. Es ist ganz intuitiv gekommen.
Sie haben, liest man in Ihrer Künstler-Vita, in Paris die U-Bahnstationen zu Ihrer Bühne gemacht. Da muss man sich ganz schön durchsetzen können. Wie waren Ihre Erfahrungen dort? Hatten Sie Publikum? Und: Konnten Sie davon leben?
Barbara Zimmer Die Erfahrungen in der Pariser Métro haben mich sehr geprägt, und ich kann allen Musikerinnen und Musikern empfehlen, einmal im Künstlerleben sowas zu machen. Aber ja, es war in 2016 nur ein halbes Jahr nach den Anschlägen im November 2015, und es herrschte immer noch eine angespannte Stimmung. Die Pariser sind oft sehr gestresst und wollen einfach nur schnell von A nach B, aber natürlich bestätigt die Ausnahme die Regel. Es gab Momente, die echt blöd waren, zum Beispiel Typen, die mich anbaggerten und meine Handynummer haben wollten, aber ich habe auch sehr schöne Begegnungen gehabt, woraus sich manchmal ein Konzert an einem anderen Ort ergeben hat. Davon leben konnte ich nicht, deswegen habe ich das auch nur sechs Monate gemacht.
Sie leben inzwischen in der Saarbrücker Partnerstadt Nantes. Die Stadt am Atlantik gilt als eine der boomenden Städte außerhalb von Paris. Wie ist das Leben dort so?
Barbara Zimmer Ja, das stimmt, Nantes zieht in den letzten Jahren immer mehr Leute an. Es ist eine
Stadt, die ein sehr großes kulturelles Angebot hat. Es gibt viele schöne Festivals, und was ich als Künstlerin besonders schätze, ist das Netzwerk hier. Viele Künstlerinnen und Künstler haben hier angefangen, etwa Coline Rio, Christine and the Queens und Zaho de Sagazan. Man kann ziemlich unkompliziert in Kontakt mit professionellen Leuten und Kulturämtern in Nantes und Umkreis kommen und Unterstützung finden. Ich bin sehr froh, nicht mehr in Paris zu leben, weil man hier eine Stadt haben kann und das kulturelle Geschehen, aber auch ein ruhiges Familienleben leben und schnell in der Natur sein kann.
Sie gastieren am Wochenende im kleinen Theater im Viertel. Wie kam es zu diesem Gastspiel, und was erwartet Ihr Publikum dort? Barbara Zimmer Im April letzten Jahres habe ich an einem Chanson-Festival in Pornic teilgenommen und dort eine französische Sängerin und Songwriterin getroffen, die in Trier lebt. Ihr Name ist Emmanuelle Mei, und sie hat schon im Theater im Viertel gespielt. Dank ihr habe ich den Kontakt mit Jutta Roth, der 1. Vorsitzenden des Theaters, aufgebaut. Das Publikum kann sich am 6. März auf ein Programm aus meinen deutschen und französischen Liedern, interpretiert am Klavier und Stimme, auf sehr persönliche und mitnehmende Geschichten freuen.
Konzert mit Barbara Zimmer am Mittwoch, 6. März, 19.30 Uhr, im Theater im Viertel. Karten zu 15/10 Euro unter www. dastiv.de und an der Abendkasse.