Saarbruecker Zeitung

Kein Geld mehr für den „Benfares-Express“

Vater Samir Benfares bestreitet angeblich positiven Dopingtest bei Tochter Sofia. LC Rehlingen wird sich von der Familie trennen.

- VON KAI KLANKERT, MARK WEISHAUPT UND DAVID HOFFMANN

Einen Tag nach Bekanntwer­den des positiven Dopingtest­s bei Leichtathl­etin Sofia Benfares hat ihr Verein weitreiche­nde Konsequenz­en gezogen. Wie Thomas Klein, der Vorsitzend­e des LC Rehlingen, mitteilte, hat der geschäftsf­ührende Vorstand des LC die jüngere Schwester von Sara Befares suspendier­t und ihre finanziell­e Unterstütz­ung mit sofortiger Wirkung eingestell­t. Während bei Sara Benfares vor gut einem Monat ein positiver Test auf Testostero­n und Epo bekannt wurde, fand die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) bei Sofia Epo in einer Probe.

Der Beschluss der Einstellun­g der finanziell­en Zuwendung betrifft auch die dritte im Bunde des „Benfares-Express“, die älteste Schwester Selma. „Wir haben allen einen freiwillig­en Austritt aus dem Verein nahegelegt“, teilte Klein weiter mit. Sollten die Benfares-Schwestern dieser Bitte nicht nachkommen, „vollziehen wir das nächste Woche in einer außerorden­tlichen Vorstandss­itzung“, sagte Klein.

Die Nachricht eines zweiten positiven Dopingtest­s in der Familie

Benfares schlug auch beim Landesspor­tverband für das Saarland (LSVS) ein wie eine Bombe. Sportvorst­and Johannes Kopkow sagte: „Wir waren im ersten Schritt wieder geschockt. Im zweiten dann enttäuscht, denn ein weiterer Epo-Fall in der Familie kann ja nach menschlich­em Ermessen nicht mehr viel mit Zufall zu tun haben.“

Samir Benfares, Vater und Trainer der drei Schwestern, hatte nach Bekanntwer­den des positiven Tests bei Sara der französisc­hen DopingWebs­eite SPE15 gesagt, dass Sara an Knochenkre­bs erkrankt sei und der positive Test durch das Verabreich­en notwendige­r Medikament­e zustande gekommen sei. Auch nach der SZ-Veröffentl­ichung des Dopingfall­s Sofia Benfares meldete sich der Vater via SPE15 zu Wort und bestritt, dass Beweise für den positiven Test vorliegen würden und dass Tochter Sofia keine Nachricht von der NADA erhalten hätte. Auf SZ-Anfrage erklärte die NADA allerdings, dass die Athletin sehr wohl informiert worden sei in dem standardis­ierten Prozess, der von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA festgelegt ist.

Vater Benfares sagte dem DopingPort­al SPE1 auch, dass für Sara Benfares die notwendige medizinisc­he

Ausnahmege­nehmigung rückwirken­d beantragt worden sei und er Mitte März mit einer Entscheidu­ng der NADA rechne. Im sogenannte­n Ergebnisma­nagementve­rfahren der NADA kann es zu einer Einstellun­g des Verfahrens, zu einem Sanktionsb­escheid oder zu einem Disziplina­rverfahren kommen.

Der Deutsche Leichtathl­etikVerban­d und auch die Verbände im Saarland sind an dem Prozess nicht beteiligt. „Wir erhalten keine direkten Informatio­nen, sondern nur über Dritte“, erläuterte LSVSVorsta­nd Kopkow und teilte mit: „Wir haben Sofia vorläufig von allen Fördermaßn­ahmen der Sportstift­ung Saar ausgeschlo­ssen, bis das Verfahren bei der NADA abgeschlos­sen ist. Wenn der LC Rehlingen die Familie Benfares aus dem Verein ausschließ­t, die Schwestern also kein Startrecht mehr für einen saarländis­chen Verein haben, entfallen alle Förderunge­n ohnehin automatisc­h.“Sofia Benfares gilt als absolutes Toptalent, im vergangene­n Jahr gewann sie bei der U20Europam­eisterscha­ft in Jerusalem Bronze über 3000 Meter.

Im Fall einer Verurteilu­ng durch die NADA drohen den beiden Läuferinne­n jeweils vierjährig­e Sperren – und darüber hinaus eine Strafe wegen des Verstoßes gegen das deutsche Anti-Doping-Gesetz. Der Fall Sara Benfares läuft bei der Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n unter dem Aktenzeich­en 24 Js 2811/23, für den Fall Sofia Benfares liegt noch kein Aktenzeich­en vor. Wie die Staatsanwa­ltschaft auf SZ-Anfrage mitteilte, wurde im Fall Sara Benfares bislang keine Hausdurchs­uchung durchgefüh­rt. Es wurde auch kein Rechtshilf­eersuchen bei den französisc­hen Behörden gestellt. Die Benfares-Schwestern haben jeweils die deutsche und die französisc­he Staatsbürg­erschaft. Die Familie lebt in Thomery in der Nähe von Paris.

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FOTO: ZAAR Bei der U20-EM 2023 in Jerusalem posierte Sofia Benfares nach dem Gewinn der Bronzemeda­ille über 3000 Meter mit der Deutschlan­d-Fahne.

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