Kein Geld mehr für den „Benfares-Express“
Vater Samir Benfares bestreitet angeblich positiven Dopingtest bei Tochter Sofia. LC Rehlingen wird sich von der Familie trennen.
Einen Tag nach Bekanntwerden des positiven Dopingtests bei Leichtathletin Sofia Benfares hat ihr Verein weitreichende Konsequenzen gezogen. Wie Thomas Klein, der Vorsitzende des LC Rehlingen, mitteilte, hat der geschäftsführende Vorstand des LC die jüngere Schwester von Sara Befares suspendiert und ihre finanzielle Unterstützung mit sofortiger Wirkung eingestellt. Während bei Sara Benfares vor gut einem Monat ein positiver Test auf Testosteron und Epo bekannt wurde, fand die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) bei Sofia Epo in einer Probe.
Der Beschluss der Einstellung der finanziellen Zuwendung betrifft auch die dritte im Bunde des „Benfares-Express“, die älteste Schwester Selma. „Wir haben allen einen freiwilligen Austritt aus dem Verein nahegelegt“, teilte Klein weiter mit. Sollten die Benfares-Schwestern dieser Bitte nicht nachkommen, „vollziehen wir das nächste Woche in einer außerordentlichen Vorstandssitzung“, sagte Klein.
Die Nachricht eines zweiten positiven Dopingtests in der Familie
Benfares schlug auch beim Landessportverband für das Saarland (LSVS) ein wie eine Bombe. Sportvorstand Johannes Kopkow sagte: „Wir waren im ersten Schritt wieder geschockt. Im zweiten dann enttäuscht, denn ein weiterer Epo-Fall in der Familie kann ja nach menschlichem Ermessen nicht mehr viel mit Zufall zu tun haben.“
Samir Benfares, Vater und Trainer der drei Schwestern, hatte nach Bekanntwerden des positiven Tests bei Sara der französischen DopingWebseite SPE15 gesagt, dass Sara an Knochenkrebs erkrankt sei und der positive Test durch das Verabreichen notwendiger Medikamente zustande gekommen sei. Auch nach der SZ-Veröffentlichung des Dopingfalls Sofia Benfares meldete sich der Vater via SPE15 zu Wort und bestritt, dass Beweise für den positiven Test vorliegen würden und dass Tochter Sofia keine Nachricht von der NADA erhalten hätte. Auf SZ-Anfrage erklärte die NADA allerdings, dass die Athletin sehr wohl informiert worden sei in dem standardisierten Prozess, der von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA festgelegt ist.
Vater Benfares sagte dem DopingPortal SPE1 auch, dass für Sara Benfares die notwendige medizinische
Ausnahmegenehmigung rückwirkend beantragt worden sei und er Mitte März mit einer Entscheidung der NADA rechne. Im sogenannten Ergebnismanagementverfahren der NADA kann es zu einer Einstellung des Verfahrens, zu einem Sanktionsbescheid oder zu einem Disziplinarverfahren kommen.
Der Deutsche LeichtathletikVerband und auch die Verbände im Saarland sind an dem Prozess nicht beteiligt. „Wir erhalten keine direkten Informationen, sondern nur über Dritte“, erläuterte LSVSVorstand Kopkow und teilte mit: „Wir haben Sofia vorläufig von allen Fördermaßnahmen der Sportstiftung Saar ausgeschlossen, bis das Verfahren bei der NADA abgeschlossen ist. Wenn der LC Rehlingen die Familie Benfares aus dem Verein ausschließt, die Schwestern also kein Startrecht mehr für einen saarländischen Verein haben, entfallen alle Förderungen ohnehin automatisch.“Sofia Benfares gilt als absolutes Toptalent, im vergangenen Jahr gewann sie bei der U20Europameisterschaft in Jerusalem Bronze über 3000 Meter.
Im Fall einer Verurteilung durch die NADA drohen den beiden Läuferinnen jeweils vierjährige Sperren – und darüber hinaus eine Strafe wegen des Verstoßes gegen das deutsche Anti-Doping-Gesetz. Der Fall Sara Benfares läuft bei der Staatsanwaltschaft Saarbrücken unter dem Aktenzeichen 24 Js 2811/23, für den Fall Sofia Benfares liegt noch kein Aktenzeichen vor. Wie die Staatsanwaltschaft auf SZ-Anfrage mitteilte, wurde im Fall Sara Benfares bislang keine Hausdurchsuchung durchgeführt. Es wurde auch kein Rechtshilfeersuchen bei den französischen Behörden gestellt. Die Benfares-Schwestern haben jeweils die deutsche und die französische Staatsbürgerschaft. Die Familie lebt in Thomery in der Nähe von Paris.