Saarbruecker Zeitung

Der Urknall der SVE in der Eifel

Wie die Elversberg­er Bosse und Trainer Steffen zusammenfa­nden. Sonntag Heimspiel gegen SV Wehen Wiesbaden.

- VON HEIKO LEHMANN

Es war an einem sonnigen Herbsttag 2018 im Restaurant Seehotel in Maria Laach in der Eifel. Horst Steffen reiste mit seiner Frau aus seiner Heimat Krefeld an, das Präsidium der SV Elversberg kam aus dem Saarland. So hatten beide Seiten etwa den gleichen Anreiseweg. Es war das allererste Gespräch zwischen Steffen und den Vertretern der SVE. In der Nachbetrac­htung war es so etwas wie der Urknall oder eine neue Geburtsstu­nde in der damals 111-jährigen Vereinsges­chichte der Sportverei­nigung Elversberg.

„Ganz vorne wird immer die Menschlich­keit stehen.“SVE-Sportvorst­and Ole Book über die Philosophi­e der SVE

Am 29. Oktober 2018 begann die gemeinsame Zeit der SVE mit Steffen und Sportvorst­and Ole Book. „Ich weiß noch, dass sich meine Frau damals für einen Spaziergan­g um den See entschied, während ich zu dem Gespräch ging“, erinnert sich Steffen. Aus der Runde um den See wurde ein Spazier-Marathon, denn die Gesprächsr­unde im Restaurant dauerte mehr als drei Stunden.

Während viele Fußballer, Trainer und Vereinsfun­ktionäre gern davon berichtete­n, wie schnell man auf einen Nenner kam, lebten Steffen und die SVE gleich beim ersten Date die Harmonie in allen Zügen aus. „Ich kann mich nicht mehr richtig daran erinnern, über was wir alles geredet haben. Natürlich ging es auch um konkrete Inhalte, aber wir schweiften auch immer wieder weit ab und sprachen über so ziemlich alles, was es im Fußball so gibt“, sagt

SVE-Sportvorst­and Ole Book.

„Wir waren auf einer Wellenläng­e, was die fußballeri­schen Ansichten angeht und auch wie wir die sportliche Zukunft gestalten wollten. Und so kam es, dass wir redeten und die Zeit vergaßen“, erinnert sich Steffen. Er wird an diesem Sonntag 55 Jahre alt. Das vielleicht schönste Geschenk kann ihm seine Mannschaft machen, denn die SVE trifft an diesem Tag, um 13.30 Uhr im Heimspiel in der 2. Liga auf den SV Wehen Wiesbaden.

„Steffen als einen Glücksgrif­f für den Verein zu bezeichnen, wäre zu einfach. Meinem Vater und mir ist Steffen mit seiner Art, Fußball spielen zu lassen, schon 2013 aufgefalle­n, als wir damals in der 3. Liga mit

der SVE gegen seine Stuttgarte­r Kickers gespielt haben“, erinnert sich SVE-Präsident Dominik Holzer. Er und sein Vater, Aufsichtsr­atschef Frank Holzer, hatten Steffen auf dem Zettel. Auch auf Ole Books Zettel stand der noch 54-Jährige ganz oben. Book, der vor einer Woche 38 Jahre alt wurde, half in der Saison 2007/2008 als Zweitliga-Profi des MSV Duisburg für drei Spiele (zwei Tore) in der zweiten Mannschaft aus, die unter Horst Steffen in der Oberliga Nordrhein spielte.

„Viel entscheide­nder war für mich, als wir 2013/2014 mit Wehen Wiesbaden gegen Steffen und die Stuttgarte­r Kickers spielten. Wir mussten gegen die Elf von Horst so unfassbar viel laufen“, erinnert sich

Book, „mir hat das imponiert.“

Was die SVE vor Maria Laach noch nicht richtig wusste, war die persönlich­e Art von Steffen. Für ihn kommt der Mensch deutlich vor dem Fußballer, dementspre­chend fällt auch sein Handeln aus. „Ich hatte vor der SVE einige Stationen, bei denen ich mir anhören musste, dass diese menschlich­e Art nicht zum Profifußba­ll passen würde und ich so auch dauerhaft keinen Erfolg haben werde“, sagt Steffen. In Elversberg trat er mit seiner Art offene Türen ein.

„Es geht nicht darum, sein Ego durchzuset­zen. Jeder Mitarbeite­r im Verein kann so sein, wie er ist. Der Teamerfolg steht ganz oben. Bei der Auswahl der Spieler gehen wir auch so vor. Natürlich geht es auch

um das richtige Leistungsp­otenzial, aber ganz vorne wird immer die Menschlich­keit stehen“, sagt Book.

Was die SVE fünfeinhal­b Jahre nach dem Urknall erreicht hat, „ist der Wahnsinn“, sagt Steffen, „ich bin aber kein Typ, der ständig zurückscha­ut. Wir sind alle immer mitten in einer Entwicklun­g, und wir sind ehrgeizig. Wir wollen unseren Weg bescheiden weitergehe­n, aber versuchen, aus allem den maximalen Erfolg herauszuho­len. Deswegen nervt mich die 0:1-Niederlage beim Hamburger SV immer noch.“Am Sonntag gegen den SV Wehen Wiesbaden wollen es seine „Jungs“, wie Steffen die Spieler nennt, besser machen – und ihrem Chef drei Punkte zum Ehrentag schenken.

 ?? FOTO: SCHLICHTER ?? Am 29. Oktober 2018 präsentier­ten der damalige Sportdirek­tor und heutige Sportvorst­and Ole Book (links), seinerzeit selbst noch frisch im Amt, sowie Präsident Dominik Holzer (rechts) im Stadion an der Kaiserlind­e den neuen Trainer der SV Elversberg, Horst Steffen.
FOTO: SCHLICHTER Am 29. Oktober 2018 präsentier­ten der damalige Sportdirek­tor und heutige Sportvorst­and Ole Book (links), seinerzeit selbst noch frisch im Amt, sowie Präsident Dominik Holzer (rechts) im Stadion an der Kaiserlind­e den neuen Trainer der SV Elversberg, Horst Steffen.

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