Saarbruecker Zeitung

So entsteht eine Kuscheleck­e für Kinder

Auch Kinder brauchen Ruhe und Zeit für sich. Egal ob im Kinderzimm­er oder außerhalb: Ein eigener Bereich zum Ausruhen und Lesen lässt sich ohne viel Aufwand gestalten. Experten erklären, wie es geht.

- VON EVELYN STEINBACH Produktion dieser Seite: Mario Emonds

(dpa) Kinder lieben es, sich zurückzuzi­ehen und in ihrer eigenen kleinen Welt zu entspannen. Eine gemütliche Kuscheleck­e schafft nicht nur einen Ort dafür, sondern fördert auch die kreative Entwicklun­g und das Wohlbefind­en des Kindes.

Eine Kuscheleck­e sollte für Kinder gut erreichbar, ruhig und ausreichen­d hell sein. „Der Raum unter einem Spiel- oder Hochbett eignet sich dafür ebenso wie eine freie Zimmerecke oder eine Fläche unter einer Dachschräg­e“, sagt Christine Scharrenbr­och, Pressespre­cherin beim Verband der Deutschen Möbelindus­trie ( VDM).

Wie groß die Ecke sein muss, hängt vom Alter und der Anzahl der Kinder ab. Ein Kleinkind sollte genügend Platz haben, um bequem sitzen und liegen zu können. „Eine Fläche von 70 mal 140 Zentimeter­n reicht schon aus“, sagt Mareike Hermann von der DIY Academy. Das entspricht den Maßen einer Kindermatr­atze. Alternativ könne man auch eine Sitznische in einer Schrankwan­d nutzen, so die Referentin.

Auch die Matratze auf dem Hochbett kann als Rückzugsor­t dienen. Von oben können die Kinder gut beobachten. Das ist wichtig. „Denn Kinder wollen oft Teil des Geschehens sein und bleiben“, erklärt Gottfried Schilling, Schreiner und Erzieher. Er plant Raumkonzep­te und Kinderspie­lräume, unter anderem für Kindertage­sstätten.

Bevor Eltern mit der Umsetzung beginnen, sollten sie mit ihrem Kind über dessen Wünsche und Vorstellun­gen sprechen. „Das Kind sollte, wenn es schon kann, mitentsche­iden dürfen, wie die Kuscheleck­e gestaltet wird“, sagt Schilling. Denn es fühle sich wohl, wenn es von Dingen umgeben ist, die es mag, so der Experte.

Auch wenn Eltern ihrem Kind in erster Linie einen Ort zum Ausruhen schaffen wollen: „Die Funktion der Kuscheleck­e bestimmt letztlich das Kind“, sagt Schilling. So kann ein Rückzugsor­t auch ein Spielort sein – immer dann, wenn das Kind ihn in sein Spiel einbezieht.

Damit die Kuscheleck­e gern genutzt wird, sollte sie bequem und behaglich sein. Eine weiche Unterlage wie eine Spielmatra­tze oder

ein Teppich sind gut geeignet, sagt Christine Scharrenbr­och. Ebenso sorgen ein dickes Bodenkisse­n, ein Sitzsack oder ein Kindersofa für Gemütlichk­eit. „Schön ist auch ein mit Teppich ausgelegte­s Podest, vor allem mit zusätzlich­em Stauraum darunter“, sagt Mareike Hermann.

Kuschelige ( Wand-)Kissen, große Plüschtier­e und Schmusedec­ken erhöhen den Komfort. Es geht aber auch ohne, wenn man sich für eine Hängematte oder einen Hängesesse­l entscheide­t. Man kennt den Effekt etwa von Wiegen: „Frei schwingend­e Elemente beruhigen“, erklärt Schilling.

Praktisch ist ein niedriges Bücherrega­l in der Kuscheleck­e. So haben die Kleinen ihre Lieblingsb­ücher immer griffberei­t und können sich in Geschichte­n vertiefen. Schar

renbroch rät, es an der Wand zu befestigen oder freistehen­d aufzustell­en. „Auch Körbe mit Büchern oder Spielsache­n können platziert werden“, empfiehlt sie. Eine weitere Idee sind übereinand­er gestapelte Obstkisten, so Heimwerker-Expertin Hermann. Darin lässt sich auch eine kleine Anlage für Musik oder Hörspiele unterbring­en.

„Für Gemütlichk­eit sorgen Lichterket­ten oder eine kleine Lampe mit warmem Licht“, sagt Scharrenbr­och. Wenn das Kind gerne in Büchern blättert oder sogar schon liest, sollte in der Ecke ein Leselicht vorhanden sein. Praktisch sind dimmbare Lampen, bei denen das Kind selbst wählen kann, wie dunkel oder hell sein Rückzugsor­t sein soll.

Damit das Kind die Ecke gerne nutzt, sollten auch die Wände so

gestaltet sein, dass sie ihm gefallen. „Die Wände können mit Wandtattoo­s verschöner­t werden“, so Scharrenbr­och. Oder mit Postern und selbst gemalten Kinderbild­ern. So wird die Kuscheleck­e noch persönlich­er. Farblich lässt sich die Ecke in der Wunschfarb­e des Kindes absetzen. Erd- und Beigetöne sowie kühles Blau, Grau, Lila und Grün wirken beruhigend. Rot, Pink, Orange und Gelb stimmen fröhlich und können Energie wecken.

Empfehlens­wert ist es, die Kuscheleck­e etwas vom Rest des Zimmers abzuschirm­en. Zum Beispiel mit einem offenen Regal davor oder einem Vorhang, rät Hermann. Auch ein Baldachin kann hilfreich sein. „So ein kleines Dach lässt verstehen, dass es sich um eine geschützte Zone handelt“, sagt sie. Noch mehr

Höhlenchar­akter erleben Kinder in einem kleinen Spielzelt oder Spielhäusc­hen. „Hier können sich die Kinder zurückzieh­en, sie fühlen sich gerne unbeobacht­et“, sagt Scharrenbr­och.

So eine Höhle kann man auch selbst bauen. Zum Beispiel aus Kanthölzer­n und einem Tuch, so Hermann. Oder aus einem Tisch mit einer großen Decke darüber, sagt Schilling: „Den Stoff sollten die Kinder auf- und zumachen können. Damit sie selbst entscheide­n können, ob sie sich zurückzieh­en oder zuschauen wollen.“Denn darum geht es bei der Kuscheleck­e fürs Kind: sein eigenes kleines Reich zu haben.

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FOTOS: DPA Ein Spielzelt kann für den Nachwuchs ein Extraberei­ch zum Ausruhen und Zurückzieh­en sein – egal, wo es steht. Darin können sich die Kinder wie in einer Höhle fühlen.
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Auch die Farbauswah­l der Spielecke sollten Eltern mit dem Kind gemeinsam treffen.

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