Saarbruecker Zeitung

Mehr als 100 Missbrauch­sfälle bei Pfadfinder­n

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(dpa) Mehr als 100 Betroffene und Dutzende Beschuldig­te: Eine Studie hat zahlreiche Missbrauch­sfälle bei den Pfadfinder­n in Deutschlan­d aufgeliste­t. Die Untersuchu­ng, die das Institut für Praxisfors­chung und Projektber­atung (IPP) am Donnerstag in München vorstellte, geht von mindestens 50 Beschuldig­ten und 123 Betroffene­n im Bund der Pfadfinder­innen und

Pfadfinder (BdP) aus. Dazu kommen der Studie zufolge 24 Beschuldig­te und 26 Betroffene, die zwar aus dem „Pfadfinder­kontext“stammen, aber nicht zum Verband gehören. Nach Angaben des BdP handelt es sich um die erste derartige Untersuchu­ng in Deutschlan­d, die sich auf einen Jugendverb­and bezieht.

Betroffen waren nach Angaben der Wissenscha­ftler ebenso viele

Mädchen wie Jungen, die Täter seien allerdings nahezu ausschließ­lich männlich. Dabei gebe es „zwei Prototypen“, heißt es in der Studie: der ältere, erwachsene Pfadfinder und der Jugendlich­e oder junge Erwachsene, „der seine Stellung als Leitungsfi­gur benutzt, um Jüngere sexuell auszubeute­n“. Das IPP München, das unter anderem sexuelle Gewalt in der Odenwaldsc­hule und im oberbayeri­schen, katholisch­en Kloster Ettal untersucht hat, hat die Studie gemeinsam mit „Dissens – Institut für Bildung und Forschung“in Berlin durchgefüh­rt. Der Schwerpunk­t der Studie liegt auf den Jahren zwischen 1976 und 2006. Die Forscher gehen von einem hohen Dunkelfeld aus – unter anderem, weil aus einigen Bundesländ­ern überhaupt keine Informatio­nen geliefert worden seien.

Der Bund der Pfadfinder­innen und Pfadfinder wurde 1976 gegründet, ist nach eigenen Angaben interkonfe­ssionell und überpartei­lich und erreicht rund 30 000 Mitglieder. Ziel seiner pädagogisc­hen Arbeit soll es sein, Kindern und Jugendlich­en „Gemeinsinn und Verantwort­ung, Weltoffenh­eit und Umweltbewu­sstsein“zu vermitteln.

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