Saarbruecker Zeitung

» STUDIO AMORE « – MUSIKTHEAT­ERAKADEMIE 2024

DREI MUSIKALISC­H- SPORTLICHE KURZOPERN VON HINDEMITH, KŘENEK UND MENOTTI

- Stephanie Schulze

Oper hat nichts mit unserem Alltag zu tun? Dem darf widersproc­hen werden. Gut, in der Oper werden ein paar Takte mehr gesungen, doch sonst ist eigentlich alles direkt aus dem Leben gegriffen: Es wird nur unwesentli­ch mehr geliebt, gelitten, gestorben – und trainiert! In »Studio Amore« performen Gesangsstu­dent*innen der HfM Saar in Kooperatio­n mit dem Saarländis­chen Staatsthea­ter in drei musikalisc­h-sportliche­n

»Exercises« die großen und kleinen Probleme moderner Menschen. Lucy hält den Weltrekord im Dauertelef­onieren in Menottis »The Telephone«, überhört jedoch die verzweifel­ten Versuche Bens, ihr eine einzige wichtige Frage zu stellen. Eine delikate Nachricht führt bei Helene und Robert in Hindemiths Miniaturop­er »Hin und zurück« zum Eifersucht­smord im Affekt, der im Rückwärtsg­ang zwar nicht ungeschehe­n gemacht, aber zumindest in Frage gestellt werden kann. Und schließlic­h gerät ein mehr mit seinem Trainingsg­erät als seiner Frau verbundene­r Meisterbox­er in Křeneks »Schwergewi­cht« von einer absurden Situation in die nächste.

Die höchst amüsanten und mitunter gesellscha­ftskritisc­hen Spielereie­n sind Studien der

Komponiste­n auf dem Weg zur großen Form. Křeneks satirische­r Einakter mit seinen schmissige­n Modetänzen der Zwanziger Jahre und Hindemiths formales, an das damals neue Medium

Film angelehnte Experiment, die Handlung inklusive Musik nach der Hälfte rückwärts laufen zu lassen, nehmen Zeitphänom­ene ihrer Gegenwart auf. Davon inspiriert, setzt Menotti rund zwanzig Jahre später mit »The Telephone«, verschiede­ne musikalisc­he Stile streifend, die Kommunikat­ionsschwie­rigkeiten eines Paares in Szene. Regisseuri­n Ini Gerath verbindet die drei Werke auf verblüffen­de Weise zu einem Workout-Opern-Abend, der die Spielfreud­e der Darsteller*innen und die Lachmuskel­n des Publikums trainiert.

 ?? ?? Ab auf die Bühne: Jedes Jahres bringen Studierend­e der HfM gemeinsam mit dem Staatsthea­ter eine Produktion heraus. Egal, ob eher klassisch wie bei Brittens »Albert Herring« (2022) ...
Ab auf die Bühne: Jedes Jahres bringen Studierend­e der HfM gemeinsam mit dem Staatsthea­ter eine Produktion heraus. Egal, ob eher klassisch wie bei Brittens »Albert Herring« (2022) ...
 ?? ?? ... oder romantisch wie bei Korngolds »Stummer Serenade« (2021): Die Spielfreud­e der Student*innen reißt einfach mit!
... oder romantisch wie bei Korngolds »Stummer Serenade« (2021): Die Spielfreud­e der Student*innen reißt einfach mit!
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... oder schrill wie bei Madernas »Satyricon« (2023) ...

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