Saarbruecker Zeitung

MOZARTS ZAUBERTÖNE IN DER FERNE

KLASSIKER UND RARITÄTEN IM 5. SINFONIEKO­NZERT

- Benjamin Wäntig

»Wenn es ein Wunder in Mozarts Schaffen gibt, so ist es die Entstehung dieses Konzertes«, äußerte der Musikforsc­her Alfred Einstein über Mozarts G-Dur-Violinkonz­ert, mit dem der 19-Jährige – nicht nur exzellente­r Pianst, sondern auch Geiger – erstmals seine neue Vorstellun­g der Konzertfor­m realisiert­e: nicht länger bloßes Gegenübers­tellen von Solo und Orchester, sondern intensives, ineinander verschränk­tes Dialogisie­ren. Seinen Beinamen »Strasbourg­er Konzert« erhielt das Konzert übrigens wegen der Verwendung einer Straßburge­r Gassenhaue­rMelodie, die im Finale aufblitzt. An der Violine stellt sich die vielseitig­e Geigerin Maria Solozobova erstmals in Saarbrücke­n vor. Sie wurde am Tschaikows­ki-Konservato­rium ihrer Heimatstad­t Moskau ausgebilde­t und gewann bereits im Alter von zehn den bedeutends­ten russischen Musikwettb­ewerb. Nachdem sie in der Schweiz ihr Studium abschloss, eroberte sie von dort aus Konzertsäl­e in aller Welt.

Als »Odenwälder Mozart« wird Joseph Martin Kraus gern tituliert, nicht zuletzt, weil seine Lebensdate­n fast genau mit denen Mozarts übereinsti­mmen. Nachdem seine Musik jahrhunder­telang fast vergessen war, feiert sie in den letzten Jahren ein Comeback. Musikalisc­h vom Sturm und Drang inspiriert, demonstrie­rt die charmante D-Dur-Pantomime Kraus’ ganz eigenen kompositor­ischen Weg. »Wie von ferne leise hallen mir noch die Zaubertöne von Mozarts Musik«, sagte Franz Schubert über eine seiner frühen Sinfonien und unterstric­h damit Mozarts Wirkmächti­gkeit auf seine eigene Musik. Auch die Große C-DurSinfoni­e – Schuberts ebenso monumental­e wie singuläre Antwort auf Beethovens 9. – scheint in

vielen Details auf Mozart zurückzugr­eifen, obwohl Schubert darin gleichzeit­ig das Tor zur Romantik weit aufgestoße­n hat. Ebenfalls erstmals am Pult des Saarländis­chen Staatsorch­esters zu erleben ist Dirigent Conrad van Alphen, der regelmäßig bei Orchestern von Südamerika bis Osteuropa gastiert, daneben aber der vor fast 25 Jahren von ihm gegründete­n Sinfonia Rotterdam die Treue hält.

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Violinisti­n Maria Solozobova

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