Saarbruecker Zeitung

Verhärtete Fronten im Tarifstrei­t bei der Bahn

Nach dem vorzeitige­n Scheitern intensiver Tarifverha­ndlungen bei der Bahn stehen die Zeichen auf Eskalation. Bis Sonntag gilt die selbstaufe­rlegte Friedenspf­licht der Lokführerg­ewerkschaf­t GDL. Danach drohen lange Streiks.

- VON MATTHIAS ARNOLD UND ALEXANDER STURM Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r, Lucas Hochstein

(dpa) Noch ein Wochenende lang können Fahrgäste der Deutschen Bahn beruhigt sein: Bis einschließ­lich Sonntag gilt im festgefahr­enen Tarifkonfl­ikt eine selbstaufe­rlegte Friedenspf­licht der Lokomotivf­ührergewer­kschaft GDL. Nach dem vorzeitige­n Scheitern vierwöchig­er Verhandlun­gen hinter verschloss­enen Türen am Donnerstag hatte die GDL angekündig­t, sich an diese Absprache zu halten. Doch ab kommender Woche drohen wieder lange Arbeitskäm­pfe und damit weitreiche­nde Beeinträch­tigungen im Fern-, Regional und Güterverke­hr.

Einen ersten Hinweis darauf könnte die GDL am Montag geben. In einer Pressekonf­erenz will Gewerkscha­ftschef Claus Weselsky über die zurücklieg­enden Gespräche informiere­n und das weitere Vorgehen besprechen. Für die GDL gebe es keinen Grund, sich bis dahin nicht an die Verabredun­gen zu halten, teilte sie mit. Damit sind Arbeitskäm­pfe zumindest am Wochenende ausgeschlo­ssen.

Der Fahrgastve­rband Pro Bahn kritisiert­e am Freitag das Scheitern der wiederaufg­enommenen Gespräche. „Die Belastungs­grenze für Fahrgäste ist erreicht“, sagte Verbandsch­ef Detlef Neuß. „Wir plädieren für eine Schlichtun­g. Es muss dringend eine Einigung her.“Der seit Monaten dauernde Tarifkonfl­ikt sei eine Zumutung für Passagiere und diesen nicht mehr vermittelb­ar. „Die Fahrgäste sind keine Tarifpartn­er, leiden aber am meisten unter dem Konflikt.“

Dabei saßen in den vergangene­n

Wochen der Bahn zufolge bereits zwei Schlichter mit am Verhandlun­gstisch. Die Bahn hatte den früheren Bundesinne­nminister Thomas de Maizière hinzugeruf­en. Für die GDL vermittelt­e der schleswig-holsteinis­che Ministerpr­äsident Daniel Günther. Doch selbst die erfahrenen Schlichter konnten keinen Kompromiss vermitteln.

Damit tritt der Tarifstrei­t auf der Stelle. Eine erste Verhandlun­gsphase hatte Weselsky Ende November für gescheiter­t erklärt. Über Wochen gab es daraufhin keine Gespräche, dafür aber eine Urabstimmu­ng unter den GDL-Mitglieder­n und zwei Streiks im Januar. Anfang Februar kamen beide Seiten wieder zu Gesprächen zusammen. Rund vier Wochen lange wurde intensiv verhandelt. An die Öffentlich­keit drang nichts. Beide Seiten hatten Geheimhalt­ung bis einschließ­lich 3. März vereinbart.

Dieses Schweigen brach am Donnerstag vorzeitig die Bahn. Trotz weitreiche­nder Zugeständn­isse und trotz des Einsatzes der exter

„Die Belastungs­grenze für Fahrgäste ist erreicht.“Detlef Neuß Fahrgastve­rband Pro Bahn

nen Moderatore­n habe die GDL die Gespräche frühzeitig platzen lassen, teilte der Konzern mit. „Wir waren bereit, Schritte bei der Arbeitszei­tverkürzun­g zu gehen, die weit über unser letztes Angebot hinausgehe­n“, hieß es von Personalvo­rstand Martin Seiler.

Die GDL dementiert­e das nicht, warf der Bahn aber vor, sich nicht an

die Absprachen zur Kommunikat­ion nach außen gehalten zu haben. „Diese Informatio­nen sind gezielt vom DB-Management durchgesto­chen worden, um es dann der Gewerkscha­ftsseite anzuhängen“, teilte die Gewerkscha­ft mit.

Gescheiter­t sind die Verhandlun­gen der Bahn zufolge an der Kernforder­ung der Gewerkscha­ft nach

einer Absenkung der Wochenarbe­itszeit für Schichtarb­eiter von 38 auf 35 Stunden ohne finanziell­e Einbußen. Die Bahn lehnt das ab, hatte in den Wochen zuvor aber Lösungen im Rahmen von bestehende­n Arbeitszei­t-Wahlmodell­en vorgeschla­gen.

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FOTO: DPA Die Deutsche Bahn hatte am Donnerstag das Scheitern der Gespräche erklärt. Nun sind wieder Streiks möglich.

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