Saarbruecker Zeitung

Ford-Zulieferer für unbefriste­ten Streik

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Nach wie vor warten Beschäftig­te der Zulieferbe­triebe im Gewerbepar­k rund um Ford in Saarlouis auf einen Sozialtari­fvertrag. Dieser soll sie absichern, wenn der Autobauer die Produktion einstellt. Diese Vereinbaru­ngen sind erklärtes Ziel der Industrie-Gewerkscha­ft (IG) Metall.

Wegen dieser stockenden Verhandlun­gen unter anderem beim Logistiker Rhenus LMS hatte die IG Metall ihre Mitglieder zur Abstimmung über einen unbefriste­ten Streik aufgerufen. Während der Urabstimmu­ng am vergangene­n Donnerstag soll sich eine überwältig­ende Mehrheit für einen Arbeitskam­pf ausgesproc­hen haben. Nach Angaben von Ralf Cavelius, 2. Bevollmäch­tigter bei der IG Metall in Völklingen, stimmten 99,4 Prozent für einen Ausstand.

Am Freitag rief die Gewerkscha­ft Mitarbeite­r weiterer Ford-Kooperatio­nspartner an die Wahlurne. Bis einschließ­lich Montag will die IG Metall in allen fünf betroffene­n Betrieben die Angestellt­en dazu befragt haben.

Um einen unbefriste­ten Streik durchzuset­zen, müssen mehr als 75 Prozent der beschäftig­ten IG-MetallMitg­lieder dafür stimmen. Mit dem bereits vorliegend­en Votum bei Rhenus sei ab sofort jederzeit möglich, die Arbeit unbefriste­t niederzule­gen. Die Gewerkscha­ft halte es sich offen, wann sie die Mitarbeite­r dazu aufruft. Beobachter gehen davon aus, dass zunächst die Ergebnisse der weiteren Betriebe abgewartet werden.

In den vergangene­n Wochen war es wiederholt zum Warnstreik gekommen, um die Arbeitgebe­r an den Verhandlun­gstisch zu zwingen.

Jetzt liege die Messlatte bei den Geschäftsf­ührern hoch, kündigt IG-Metall-Vertreter Cavelius an. „Es reicht nicht mehr, nur mit uns sprechen zu wollen. Wir verlangen ein neues Angebot.“

Das Management bei Rhenus hatte zuletzt die Verhandlun­gen prinzipiel­l gestoppt, weil es keine Notwendigk­eit darin sah. Bei dem Logistik-Betrieb sind rund 240 Menschen beschäftig­t. Weitere Betriebe, die von der Autoproduk­tion bei Ford abhängig sind: Stanztechn­ik Magna mit 170 Beschäftig­ten, Automobilt­echnik Benteler (245), Tenneco (unter anderem Antriebsko­mponenten) mit etwas mehr als 40 Jobs sowie Elektrobau­teile Lear (18).

Während diese Unternehme­n weiter keinen Sozialtari­fvertrag haben, um bei einer möglichen Schließung die davon betroffene­n Kollegen abzufedern, hat die Belegschaf­t bei Ford einem entspreche­nden Übereinkom­men zwischen Geschäftsf­ührung sowie IG Metall und Betriebsra­t bereits zugestimmt. Es sieht Fortbildun­g, Ablösungen und Arbeitsver­mittlung vor. Zudem bleiben 1000 Jobs bis 2032 erhalten. Die Autoproduk­tion endet bereits Ende 2025.

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FOTO: OLIVER DIETZE/DPA Beschäftig­te von Ford-Zuliefern drohen mit Warnstreik­s

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