Untreueverdacht bei Naturlandstiftung Saar
Die Naturlandstiftung Saar hat ihren langjährigen Geschäftsführer Eberhard Veith nach unbestätigten UntreueVorwürfen bereits im September 2023 entlassen. Das teilte sie am Freitag mit. Bei den Vorwürfen handelt es sich nach SZ-Informationen um geplante Gr
Der langjährige technische Geschäftsführer der Naturlandstiftung Saar und des Tochterunternehmens Ökoflächenmanagement GmbH, (ÖFM) Eberhard Veith, ist bereits im September fristlos entlassen worden. Hintergrund sind nach Angaben der Naturlandstiftung Unregelmäßigkeiten in der Geschäftsführung.
Es gehe um Geschäftsvorgänge, die nachteilig für die Stiftung und die ÖFM erschienen, so die Naturlandstiftung am Freitag. Nach Informationen unserer Zeitung steht der Vorwurf der Untreue und der versuchten Untreue im Raum. Zuvor hatte der Saarländische Rundfunk über die Vorwürfe gegen Veith berichtet. Veith war 30 Jahre lang Geschäftsführer der Stiftung.
Umweltstaatssekretär Sebastian Thul (SPD), auch Vorsitzender der
Naturlandstiftung, bestätigte die fristlose Entlassung Veiths. Kernpunkt der Vorwürfe sind nach SZ-Informationen Unregelmäßigkeiten bei Grundstückskäufen und bei mindestens einem Grundstückstausch durch die Stiftung, die Veith geplant haben soll. „Der durch Herrn Veith vorgeschlagene Flächentausch erschien den Aufsichtsgremien nachteilig für die ÖFM und die Stiftung. Das Geschäft konnte aber noch gestoppt werden, es kam nicht zu einem nachteiligen Abschluss“, so die Naturlandstiftung auf Anfrage. Konkret geht es um den Tausch eines Grundstücks der Stiftung in Marpingen mit dem Grundstück einer Privatperson in Berus. Auch bei Grundstücksgeschäften rund um das Hofgut Imsbach in Theley, das von einer Tochterfirma der Stiftung bewirtschaftet wird, „tauchten Vorgänge auf, die uns nachteilig für Stiftung und ÖFM erschienen“, so die Naturlandstiftung.
Zuvor hatte das Wirtschaftsprüfungsunternehmen PWC die Geschäfte der Stiftung überprüft. Was aber genau Ex-Geschäftsführer Veith in Bezug auf die Grundstücksgeschäfte vorgeworfen wird, ließ die Stiftung offen. Die Stiftung befinde sich aber nicht in einer finanziellen Schieflage, betonte der Vorsitzende Sebastian Thul.
Darüber hinaus wird Veith von seinem ehemaligen Arbeitgeber vorgeworfen, Ordnungsgelder für zu schnelles Fahren oder Falschparken mit dem Dienstwagen nicht selbst bezahlt, sondern mit Geldern der Stiftung beglichen zu haben. Zudem habe Veith Mitarbeiter angewiesen, Pflegearbeiten im Garten des (damaligen) kaufmännischen Geschäftsführers der Naturlandstiftung, Reinhold Jäger, durchzuführen. Reinhold Jäger ist seit September 2023 ebenfalls nicht mehr bei der Stiftung beschäftigt. „Wir haben den Vertrag mit ihm einvernehmlich aufgehoben. Eine Abfindung hat er nicht erhalten“, teilt die Naturlandstiftung mit. Zudem habe Jäger „Rückzahlungen vorgenommen“, so die Stiftung.
Die Staatsanwaltschaft Saarbrü
Der Verteidiger des entlassenen Geschäftsführers der Naturlandstiftung Saar bezeichnet die Vorwürfe gegen Eberhard Veith als unwahr und haltlos.
cken ermittelt bisher nicht gegen Eberhard Veith. Der Stiftungsvorsitzende Sebastian Thul kündigte allerdings an, dass der Aufsichtsrat der Naturlandstiftung sich noch am Freitagabend mit der Causa Veith beschäftigen und eventuell Strafanzeige stellen wolle.
Veiths Verteidiger, der Püttlinger Rechtsanwalt Hans-Georg Warken, wies alle Vorwürfe gegen seinen Mandanten zurück und bezeichnete diese als „unwahr und haltlos“. Alle Vorgänge seien bestens dokumentiert. Sein Mandant sei auch nie kaufmännischer Geschäftsführer gewesen und habe Verträge, zum Beispiel bei einem Grundstückstausch, nie ohne Zustimmung des Aufsichtsrates abschließen können.
Die Vorwürfe seien daher „bar jedweder Rechtskenntnis“. In Bezug auf angeblich nicht selbst gezahlte Strafzettel sagt Rechtsanwalt Warken, die Übernahme durch die Stiftung bis zu einer Höhe von 50 Euro sei „gängige Praxis“gewesen. Zudem habe Veith die Strafzettel nie selbst zu sehen bekommen. Die Naturlandstiftung weist das mit den Worten zurück: „Die Stiftungsleitung hält derartiges selbstverständlich für illegal.“
Eberhard Veith geht arbeitsrechtlich gegen die fristlose Kündigung vor. Sein Anwalt hält die Kündigung zudem für nicht rechtskräftig, weil angeblich zu spät gekündigt wurde. Zudem sieht Warken persönliche und politische Gründe hinter den
nun bekannt gewordenen Vorwürfen gegen seinen Mandaten. So habe es in der Stiftung schon 2022 Streit zwischen dem damaligen Geschäftsführer Eberhard Veith und dem Aufsichtsratschef, dem ehemaligen Umwelt-Staatssekretär Roland Krämer (SPD), gegeben.
Der angebliche Anlass laut Anwalt Warken: Krämer habe gegen den Willen Veiths versucht, die Juristin Sabrina Fourman bei der Naturlandstiftung zu etablieren. Krämer und Fourman seien beide Mitglieder der SPD, so Anwalt Warken. Nach dem Ausscheiden des kaufmännischen Geschäftsführers Reinhold Jäger und der fristlosen Kündigung von Eberhard Veith wurden diese durch Sabrina Fourman
und Aribert von Pock, Vorsitzender des Saarwaldvereins, ersetzt.
Die Naturlandstiftung Saar ist eine gemeinnützige private Stiftung des bürgerlichen Rechts. Ihr Kerngeschäft ist der Kauf und die Aufwertung von ökologisch wertvollen Grundstücken. Finanziert wird der Grundstücksankauf unter anderem aus Zuschüssen des Umweltministeriums und der Saarland-Sporttoto GmbH. Die ÖFM beschäftigt sich mit der Beratung und Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen bei Eingriffen in die Natur bei Bauprojekten. Die Naturlandstiftung besitzt über 800 Hektar Land im Saarland. Die Tochterfirma ÖFM hat über 1000 Hektar Land erworben.