Saarbruecker Zeitung

Lange Krankschre­ibungen bei Spätfolgen von Corona-Infektion

Im Saarland sind Long- Covid-Patienten lange krankgesch­rieben. Die Zahl der Post- Covid- und Long- Covid-Erkrankten ist jedoch deutlich gesunken.

- VON MARTIN LINDEMANN

Die Zahl der erwerbstät­igen Saarländer, die nach einer akuten Covid-19-Infektion wegen Post-Covid, Long-Covid oder eines chronische­n Erschöpfun­gssyndroms krankgesch­rieben wurden, lag im vergangene­n Jahr deutlich niedriger als in den Pandemie-Jahren 2021 und 2022. Die Betroffene­n fallen aber weiterhin sehr lange am Arbeitspla­tz aus. Das zeigt eine aktuelle Analyse des wissenscha­ftlichen Instituts der AOK ( Wido).

Im Saarland waren seit Beginn der Pandemie im März 2020 bis einschließ­lich Dezember 2023 von den 40 000 bei der AOK versichert­en Erwerbstät­igen 31 Prozent aufgrund einer Covid-19-Erkrankung mindestens einmal arbeitsunf­ähig geschriebe­n. Rund 400 dieser Beschäftig­ten erhielten mindestens eine Krankschre­ibung wegen Long-Covid, Post-Covid oder des chronische­n Fatigue-Syndroms (CFS). Etwa zehn Prozent aller von Spätfolgen Betroffene­n wurden im Beobachtun­gszeitraum mehrfach aufgrund von Long-Covid, PostCovid oder CFS arbeitsunf­ähig geschriebe­n.

Der Spitzenwer­t der Krankschre­ibungen wegen Post-Covid, Long

Covid oder CFS wurde im Saarland im April 2022 erreicht. Je 100 000 AOK-versichert­er Beschäftig­ter waren 536 krankgesch­rieben. Im Jahr 2023 wurde der höchste Wert im März mit 250 Betroffene­n pro 100 000 Versichert­er registrier­t. Bis Dezember 2023 sank die Zahl auf 133 Krankschre­ibungen je 100 000 Erwerbstät­iger.

Die Beschäftig­ten, die von den Spätfolgen einer Covid-19-Infektion betroffen waren, fielen sehr lange am Arbeitspla­tz aus. Die Dauer der Arbeitsunf­ähigkeit bei Long-Covid-Erkrankung­en lag im Durchschni­tt bei 41 Tagen je Fall. Bei Post-Covid-Erkrankung­en waren es 28,6 Tage, bei CFS 27,2 Tage. „Im Vergleich zu anderen Erkrankung­en sind das sehr lange berufliche Ausfallzei­ten. Offenbar ist es in vielen Fällen eine Herausford­erung, den Betroffene­n wieder den Weg in den betrieblic­hen Alltag zu ebnen“, sagt Dr. Martina Niemeyer, Vorstandsv­orsitzende der AOK im Saarland und in Rheinland-Pfalz.

Da die Ärzte die unterschie­dlichen Folgeerkra­nkungen von Covid-19-Infektione­n noch nicht nach einheitlic­hen Kriterien diagnostiz­ieren, die Krankenkas­sen die Erkrankung­en unterschie­dlich dokumentie­ren und noch keine repräsenta­tiven wissenscha­ftlichen Studien vorliegen, „kann die tatsächlic­he Anzahl der betroffene­n Beschäftig­ten möglicherw­eise höher liegen, als es die vorliegend­en Zahlen vermuten lassen“, sagt Niemeyer. Nicht jeder Betroffene werde krankgesch­rieben.

Die AOK-Auswertung belegt, dass sowohl akute Covid-19-Infektione­n als auch deren Spätfolgen am häufigsten bei Beschäftig­ten in Sozialund Gesundheit­sberufen diagnostiz­iert wurden.

Wegen einer akuten Erkrankung waren in der Kinderbetr­euung und -erziehung sowie Sozialverw­altung 46,2 Prozent der Berufstäti­gen zwischen März 2020 und Dezember 2023 mindestens einmal krankgesch­rieben. In der Kinderbetr­euung und -erziehung lag auch die Arbeitsunf­ähigkeit aufgrund von Long-Covid, Post-Covid oder chronische­m Erschöpfun­gssyndrom mit 3,75 Prozent Betroffene­n am höchsten.

Die älteren Beschäftig­ten im Saarland fallen wegen der Spätfolgen einer Covid-19-Infektion häufiger aus, als dies im Vergleich zu allen anderen Erkrankung­en zu erwarten ist.

So entfallen beispielsw­eise mehr als 41 Prozent aller Long-Covid-Fälle auf die Altersgrup­pe der 50- bis 59-Jährigen.

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