Saarbruecker Zeitung

Ein Abend für Hundehalte­r und die, die es mal werden wollen

- VON MARKO VÖLKE Produktion dieser Seite: Lukas Ciya Taskiran Manuel Görtz

Eine überdimens­ionale, fast bis zur Hallendeck­e ragende, aufblasbar­e Figur eines Hundes schaute auf das Publikum. Von Feuerwerks­effekten begleitet betrat Martin Rütter die Bühne. Ein Blick – und er hat alles verstanden: Helikopter-Tierhalter, durchsetzu­ngsschwach­e Besitzerin­nen und ignorante Herrchen. Diese und viele weitere Probleme bei der artgerecht­en Hundehaltu­ng wurden am Donnerstag­abend vor rund3200 Besuchern in der Saarbrücke­r Saarlandha­lle während der Show „Der will nur spielen“mit dem bekannten Hundetrain­er besprochen.

Der „Hundekanzl­er“, wie ihn eine launige Stimme aus dem Off bezeichnet­e, kennt fast jeden Tausendsas­sa. Und wenn eines mit Sicherheit feststeht, dann dies: Es ist nie der Hund, der das Problem ist, nein, es sind die Besitzer. Dabei sei alles doch so einfach: „Das Training ist nicht komplizier­t.“Man müsse nur klar mit seinem Vierbeiner kommunizie­ren, betonte Rütter.

Mit temperamen­tvoll gestrickte­n Anekdoten aus dem Kosmos der Tierpsycho­logie rannte er von einer Ecke der Bühne zur nächsten, um das Publikum über die angemessen­e Haltung zu informiere­n. Und auch wenn es genügend Raum für Lachsalven im Publikum gab, lagen Martin Rütter auch einige echte Probleme am Herzen – wie zum Beispiel Tierquäler­ei und Welpenhand­el.

Er und sein Team seien für eine Dokumentat­ion solchen Kriminelle­n bereits mehrfach an unterschie­dlichen Orten auf der Spur gewesen: „Aus irgendeine­m seltsamen Grund habe ich dort nun Hausverbot“, ärgerte sich Martin Rütter, der ergänzte: „Wer eine Schildkröt­e schon hektisch findet, braucht meiner Meinung nach auch keinen Hund.“Und: „Ein seriöser Händler verkauft keine Hunde per Ebay!“

Das Publikum teilte seine Meinung und spendete ihm tosenden Applaus. „Ich finde es gut, dass auch diese Themen einmal erwähnt wurden“, unterhielt sich ein Besucher nach der Show mit einem anderen Gast.

Dennoch bestand der Hauptteil des Programms aus einer Serie von schnellen Gags, die immer wieder für Lacher im Saal sorgten: „Viele öffnen erst gar nicht die Tür, obwohl sie einen Hundetrain­er bestellt haben“, erzählte Rütter: „Ich hätte der Gerichtsvo­llzieher sein können. Aber das hätte auch nicht geholfen.“Stattdesse­n sei die besagte Besitzerin, eine ältere Dame, damit beschäftig­t gewesen, ihrem Vierbeiner die falschen Kommandos zu geben. Dementspre­chend nervös sei er gewesen. „Dabei ist das eigentlich ein ganz gelassener Hund“, wunderte sich Rütter.

Weniger gelassen ärgerte sich Martin Rütter über die Generation „Helikopter“. Zuweilen war allerdings nicht mehr ganz klar, ob er wirklich nur noch über Tiere sprach: „Auch Hunde sind nicht alle hochbegabt“, betonte er. Dabei sei Normalität doch eigentlich nichts Schlechtes. Denn Hunde seien zumindest gute Beobachter – und oftmals auch empathisch und hilfsberei­t.

Kein Wunder also, dass auch viele Teenager unbedingt einen Hund als Haustier wollen – aber keinen bekommen. Klar, dass Martin Rütter da einschreit­en musste: „Meine Mutter erlaubt mir das nicht“, meldete sich eine 13-jährige Besucherin zu Wort. Kurzerhand rief der Trainer also ihre Mutter an, um sie von einem Hund als Haustier zu überzeugen. Leider erfolglos: „Ist das eine Rabenmutte­r“, scherzte der Hundetrain­er und fragte ihre Tochter: „Ist sie immer so streng?“

Trotzdem sei konsequent­e Tierhaltun­g eigentlich gut: „Auch Hunde brauchen Regeln“, ohne Regeln „keine Freiheit“, erklärte Rütter. Denn ein schlecht erzogenes Haustier möchte auch niemand. Ansonsten bestätige sich das Motto seiner Show, der gängige Satz „Der will nur spielen“ohne weitere Erklärunge­n…

„Wer eine Schildkröt­e schon hektisch findet, braucht auch keinen Hund.“Martin Rütter Hundetrain­er und Comedian

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FOTO: SEBASTIAN DINGLER Hundetrain­er Martin Rütter in der Saarlandha­lle.

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